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Giftiges Arsen Die Zentralbibliothek Zürich sperrt keine Bücher

Die Bibliothek hat alte Bücher auf den giftigen Stoff Arsen geprüft. Anders als andere Bibliotheken hat sie bisher aber keine Hinweise gefunden.

Arsen ist ein starkes Gift. Je nach Dosis ist es für den Menschen sogar tödlich. Weil auch alte Bücher belastet sein können, sperren derzeit diverse Bibliotheken einen Teil ihrer Bestände, etwa jene der deutschen Universitäten Bielefeld und Düsseldorf.

Wir haben keine konkreten Hinweise auf arsenhaltige Bücher entdeckt.
Autor: Stefan Wiederkehr Chefbibliothekar Zentralbibliothek Zürich

Anders die Zentralbibliothek Zürich. Deren alte Bücher können weiterhin ausgeliehen werden, wie sie auf Nachfrage des Regionaljournals Zürich Schaffhausen bestätigte.

Innenansicht Zentralbibliothek Zürich
Legende: Alte Bücher können in der Zentralbibliothek Zürich weiterhin ausgeliehen werden. Keystone/Walter Bieri

Stefan Wiederkehr, der als Chefbibliothekar für Spezialsammlungen und die Digitalisierung zuständig ist, sagt: «Wir haben keine konkreten Hinweise auf arsenhaltige Bücher entdeckt.» Erst kürzlich hätten sie im Rahmen eines Digitalisierungs­projektes alle alten Bücher nochmals genau angeschaut. Arsen sei ihnen in der Zentralbibliothek bisher noch nie begegnet.

Giftiges Grün

Geht es um den giftigen Stoff, liegt der Fokus auf Büchern aus dem 19. Jahrhundert, insbesondere auf solchen mit grünen Umschlägen. Der Grund: Arsen ist vor allem in einer bestimmten Farbe enthalten, dem sogenannten «Schweinfurter Grün». Dieses leuchtende Grün wurde früher verwendet, um Bücher und andere Gegenstände vor Parasiten zu schützen.

Eine Person fährt mit einem Wattestäbchen über die obere Seite eines alten Buchs.
Legende: Bei Untersuchungen wie jener in der Universitätsbibliothek Düsseldorf liegt der Fokus auf Büchern im «Schweinfurter Grün». KEYSTONE/DPA/Federico Gambarini

Weil die Zentralbibliothek Zürich über umfangreiche Bestände aus dieser Zeit verfügt, hat sie ihr Personal sensibilisiert. Wiederkehr sagt, bei einem Verdacht sei das Vorgehen klar vorgegeben: «Ein normaler Mitarbeiter sollte das Buch nicht mehr berühren, sondern unsere internen Spezialisten dazuholen.» Diese würden das Buch zunächst in «Quarantäne» setzen, es also in einem Behältnis einschliessen, sodass niemand mehr damit in Kontakt kommt.

Enthielte ein Buch der Zentralbibliothek tatsächlich Arsen, würde es die Bibliothek durch externe Fachleute behandeln lassen, sodass es im Anschluss nicht mehr gesundheitsschädigend wäre.

Baselländer Bücher blockiert

Arsen ist krebserregend. Gefährlich werden könnte es bei einem belasteten Buch dann, wenn jemand vor dem Umblättern der Seiten die Finger befeuchtet. Auch der Staub sollte nicht eingeatmet werden. Solange ein Buch in einem Regal steht und nicht bewegt wird, sollte der Stoff ungefährlich sein.

In der Zentralbibliothek Zürich sind Bücher aus dem 19. Jahrhundert sowieso nicht frei zugänglich sind, sie müssen bestellt werden.

Wir wollen auf Nummer sicher gehen.
Autor: Susanne Wäfler Leiterin Kantonsbibliothek Baselland

Auch in der Kantonsbibliothek Baselland sind die älteren Bücher nicht einfach so zugänglich. Trotzdem hat sie einen Teil ihrer historischen Bücher kürzlich blockiert. Verdächtig seien rund drei Prozent des Bestandes. Gegenüber dem Regionaljournal Basel Baselland sagte Leiterin Susanne Wäfler: «Wir wollen auf Nummer sicher gehen.» Sie gehe nicht davon aus, dass die Bücher tatsächlich Arsen enthielten. Zur Kontrolle müssen externe Fachleute mit Spezialgeräten anrücken.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 3.5.2024, 6:31 Uhr ; 

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