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Gleichstellung Tausende demonstrieren schweizweit am Frauenstreik

  • Tausende Personen haben in verschiedenen Städten in der Schweiz am Tag des Frauenstreiks demonstriert.
  • Im Vorfeld forderten die Gewerkschaften mehr Massnahmen für «echte Gleichstellung».
  • Die Demonstrierenden trotzten der Hitze. Es waren bis zu 34 Grad.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hatte unter dem Motto «Kein zurück – gemeinsam für mehr Gleichstellung» zum feministischen Streik aufgerufen. Schweizweit waren in rund 25 Städten und Gemeinden Aktionen vorgesehen, zum Beispiel in Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern und Lugano.

In Basel nahmen rund 5000 Personen an der Kundgebung teil, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort berichtete. Unter dem Motto «Gewalt benennen, Wut bündeln, im Widerstand verbünden» startete die bewilligte Kundgebung um 14:30 Uhr beim Barfüsserplatz. Man habe im vergangenen Jahr massive Rückschritte hinnehmen müssen, hiess es in einem Statement. So würden in der Schweiz hart erkämpfte Rechte wie der Mutterschutz infrage gestellt.

In Zürich sind rund zehntausend Teilnehmerinnen – und einige Teilnehmer – bei der Frauendemo durch die Innenstadt gezogen. Viele zeigten trotz ernster Themen Humor. «Ich wär au lieber i de Badi», stand auf dem Kartonschild einer Teilnehmerin, die wie viele andere auch unter der Hitze litt. 32 Grad heiss war es am Samstagnachmittag in der Innenstadt.

Menschenmenge bei Protest mit lila Schild, Brücke im Hintergrund.
Legende: Tausende Demonstrierende trotzten dem warmen Wetter mit Temperaturen bis zu 34 Grad. KEYSTONE/Ennio Leanza

Doch demonstrieren war für sie offensichtlich Bürgerinnenpflicht: Mit Wasserflaschen und Sonnenschirmen ausgerüstet zogen die Teilnehmerinnen von der Rudolf-Brun-Brücke bis zum Helvetiaplatz. Die Themen waren altbekannt, aber immer noch aktuell: Patriarchat, Lohnungleichheit, Gewalt gegen Frauen. Als Seitenhieb auf das männerlastige Sechseläuten gab es einen «Zünftig feministisch»-Wagen.

Sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen

In Bern gingen 35'000 Menschen auf die Strasse, wie die Veranstalterinnen mitteilten. Die Umzugsroute führte bei brütender Hitze von der Schützenmatte durch die Innenstadt vors Bundeshaus. «United in Resistance – Vereint im Widerstand» lautete das Motto des Feministischen Streikkollektivs Bern.

Grosse Menschenmenge vor dem Bundeshaus mit erhobener Faustskulptur.
Legende: In einer Schweigeminute wurde in Bern allen Frauen und queeren Menschen gedacht, die weltweit von patriarchaler und sexualisierter Gewalt betroffen sind. KEYSTONE/Alessandro della Valle

Die Demonstrierenden forderten unter anderem einen sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen für alle. Zudem verlangten sie die gesetzliche Einführung eines dritten und eines offenen Geschlechtseintrags sowie das Recht auf Einbürgerung nach fünf Jahren für alle Geflüchteten.

Es braucht mehr Frauen in der Politik

In Luzern nahmen ebenfalls mehrere Tausend Frauen teil. Unter ihnen waren auch die Luzerner Stadträtinnen Korintha Bärtsch (Grüne) und Melanie Setz (SP). Die beiden Frauen haben am Frauenstreik dazu aufgerufen, die erzielten Erfolge zu verteidigen.

Ein Wutschrei gegen Femizide am Frauenstreik in St. Gallen

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In der Stadt St. Gallen haben am Samstag gegen 2000 Personen an der Kundgebung zum Frauenstreik teilgenommen. Vor dem Zug durch die Innenstadt protestierten die Teilnehmenden mit einem gellenden Wutschrei gegen Femizide. In der Schweiz habe es in diesem Jahr bereits 15 Femizide gegeben, sagte eine Sprecherin vor der Kundgebung. Die Teilnehmenden reagierten mit einem gellenden Schrei gegen die Gewalttaten an Frauen. Auf Schildern stand etwa «Stopp Femizide», «Freiheit, Gleichheit, tschüss Patriarchat» oder «Omas gegen Rechts».

An der Spitze der Kundgebung hiess es auf einem Transparent «Bis echte Gleichstellung Realität ist, streiken wir». Um 16 Uhr startete der stetig grösser werdende Demonstrationszug vom Kornhaushausplatz durch die Altstadt bis zur Grabenhalle. Dort folgten Reden und später das Fest. Weitere Kundgebungen zum Frauenstreik in der Ostschweiz fanden in Frauenfeld und Kreuzlingen statt.

Setz wies darauf hin, dass in den meisten Luzerner Gemeinden die Frauen in der Exekutive noch in der Minderheit seien. Sie verglich das Erreichte mit «Kratzern am Patriarchat». Bärtsch sagte, es brauche mehr Frauen, die sich in der Politik engagierten.

Schlechter entlöhnt, sexuell belästigt

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund forderte anlässlich des Frauenstreiks von Arbeitgebenden und Politik Massnahmen, damit echte Gleichstellung endlich verwirklicht werde, denn diese sei noch lange nicht erreicht, schrieb er im Vorfeld.

So verdienen Frauen laut dem Gewerkschaftsbund im Schnitt pro Monat 1364 Franken weniger als Männer. In Berufen und Branchen mit überwiegendem Frauenanteil würden die Arbeitnehmenden weiterhin schlechter bezahlt und jede zweite Frau erlebe sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.

Tausende Demonstrierende in der Westschweiz

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Tausende Demonstrierende sind am Samstag anlässlich des Frauenstreiks in Genf, Freiburg und Sitten auf die Strasse gegangen.

In Genf zählte die Polizei zählte 3500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Nachrichtenagentur Keystone-SDA einige Tausend mehr. In den Slogans ging es nicht nur um Fragen der Geschlechtergleichstellung. Vielmehr bezogen sie sich sehr häufig auf den Krieg in Gaza. Es waren auch zahlreiche palästinensische Fahnen zu sehen.

In Freiburg teilte das Streikkollektiv mit, dass an der Demonstration 3000 Frauen, trans und nicht-binäre Personen und solidarische Männer teilgenommen hätten.

In Lausanne gab es keinen Umzug, sondern eine grosse Versammlung auf der Place St-François. Die Kundgebung wurde vom Feministischen Streikkollektiv des Kantons Waadt organisiert und sollte nach dessen Aussage «ein Moment des Kampfes, der Solidarität und des Teilens» sein.

In Sitten fand eine Kundgebung auf der Place de la Planta statt. Sie richtete sich insbesondere gegen Gewalt gegen Frauen.

SRF 4 News, 14.06.2025, 16 Uhr ; 

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