Das ist passiert: In Blatten im Lötschental VS ist es zum grossen Gletscherabbruch gekommen. Das von den Experten befürchtete Grossereignis traf ein: Eine gigantische Lawine aus Eis, Schlamm und Geröll hat einen grossen Teil des Dorfes unter sich begraben. Zahlreiche Häuser wurden zerstört. Menschen kamen nicht zu Schaden – jedoch wird eine Person vermisst.
Der Berg- und Gletscherabbruch in Blatten im Lötschental
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Bild 1 von 17. Der grosse See hat sich aus dem hinter dem Absturzmaterial aufgestauten Wasser der Lonza gebildet und die Häuser inzwischen überflutet. Bildquelle: SRF/Beat Kälin.
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Bild 2 von 17. Erst der Felssturz, dann die Überflutung: Auch von Häusern in Blatten, die am Mittwoch nach dem Gletscherabbruch noch standen, sind mittlerweile höchstens noch die Dächer sichtbar. Bildquelle: SRF/Beat Kälin.
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Bild 3 von 17. Die Luftaufnahmen zeigen am Donnerstag das ganze Ausmass der Zerstörung: Der allergrösste Teil des Dorfes Blatten liegt begraben unter Geröll und Schlamm oder ist überflutet. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 4 von 17. Das Zuhause einer Familie im Lötschental. Bildquelle: SRF/Beat Kälin.
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Bild 5 von 17. Wo vorher ein Dorf war, zeigen sich nun überall Bilder der Verwüstung. Bildquelle: SRF/Beat Kälin.
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Bild 6 von 17. Der Blick vom Berg ins Tal hinab – eine Schneise, die einer klaffenden Wunde gleicht. Bildquelle: SRF/Beat Kälin.
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Bild 7 von 17. Das Lötschental gilt als Wanderparadies und zieht auch im Winter viele Touristinnen und Touristen an. Nun wurde es von einer Katastrophe ereilt, die ein ganzes Dorf ausgelöscht hat. Bildquelle: Keystone / Jean-Christophe Bott.
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Bild 8 von 17. Und so kam es zur Katastrophe: Das seit Tagen auf den Birchgletscher stürzende Felsmaterial hatte die Eismassen nach unten geschoben. Am Mittwochnachmittag brach das aufgetürmte Material schliesslich ins Tal ab. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 17. Nach dem Abbruch stieg eine Staubwolke aus dem Talgrund und wälzte sich bis über die Lauchernalp (Fotostandort) ins Lötschental. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 17. Die Staubmassen füllten das hintere Lötschental über der Gemeinde Blatten auf. Hier zeigt sich der Blick nach Osten von Wiler in Richtung Langgletscher. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 17. Nachdem sich der Staub gelichtet hatte, türmte sich meterhoch Absturzmaterial aus Schutt, Fels, Bäumen und Gletschereis westlich des Dorfes Blatten auf. Im Bild der Blick von Wiler in Richtung Südost. Bildquelle: SRF .
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Bild 12 von 17. So präsentierten sich nach dem Abbruch am Mittwoch die Schuttmassen am südwestlichen Dorfrand mit der Faflerstrasse und der Lonza in der Bildmitte. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 17. Drei Millionen Kubikmeter Gestein: Die Menge an Geröll, die ins Tal stürzte, ist kaum vorstellbar. Mit dem Abbruchmaterial könnten 1200 Olympia-Schwimmbecken gefüllt werden. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 17. Betroffenheit und Mitgefühl: Die Bundesräte Albert Rösti (rechts) und Martin Pfister während der Medienkonferenz am Mittwoch. Die Schweiz und das Wallis stünden hinter den Einwohnerinnen und Einwohnern Blattens. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 15 von 17. Das Wasser des Dorfbachs Gisentella und der Lonza staute sich bereits am Mittwochabend östlich des Absturzbereiches in Blatten. Welchen Weg es sich weiter durch die Schuttmoräne bahnen wird, bleibt abzuwarten. Bildquelle: Pomonoa-Medien, Bildschirmfoto Video.
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Bild 16 von 17. Es sei wichtig, der Bevölkerung eine langfristige Perspektive zu bieten, so der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay vor den Medien. «Es ist keine Option, das Tal zu verlassen.». Bildquelle: Keystone.
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Bild 17 von 17. Das Unbehagen bleibt: Auch am Donnerstag sind vom gegenüberliegenden Hang aus weiterhin Abbrüche zu hören und zu sehen. Bildquelle: SRF.
Das sagt der Gemeindepräsident: Zuerst wolle er sich an die Bevölkerung wenden, sagt Matthias Bellwald. «Das Unvorstellbare ist eingetroffen, das sichtbare Dorf haben wir verloren. Ich bin froh, konnten wir die Menschen evakuieren. Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz», so der Gemeindepräsident in seiner emotionalen Ansprache. Alle Beteiligten würden das Menschenmögliche machen, damit Blatten wieder eine Zukunft habe.
Das sagt der Chef der Dienstelle für Naturgefahren: Seit zwei Wochen habe man die Geschehnisse am Berg ganz genau beobachtet. Nun sei es zum Worst-Case-Szenario gekommen, so Raphaël Mayoraz. «Mit dem Gletscher ist alles heruntergekommen. Das ist beispiellos in der Geschichte.» Man könne noch nicht ganz sicher sein, dass effektiv alles heruntergekommen sei und nichts mehr oben liegt. Derzeit gehe man aber davon aus.
Das sagen Bundesrat Rösti und Pfister: «Die Natur ist stärker als der Mensch», sagt Rösti. Seine Gedanken seien bei den Menschen von Blatten. «Von Seiten des Bundesrates gilt es, Trost zu spenden, aber auch Zuversicht für die Zukunft.» Der Bund wolle im Rahmen der Zusammenarbeit alles tun, damit solch eine Zukunft realistisch sei. Bundesrat Martin Pfister ergänzt: «Die Armee ist unterwegs ins Lötschental. Alles, was sie benötigen, werden wir zur Verfügung stellen.» Es sei wichtig, dass das Tal eine Perspektive habe und darum werde man sich auch kümmern und bemühen, schliesst Pfister.
So wird die Armee Blatten unterstützen: «Im Moment ist ein Voraus-Detachement unterwegs. Es wird heute Abend prüfen, welche Einsätze die Armee leisten kann», sagt Pfister gegenüber SRF. Die Truppe selbst sei auch unterwegs und mache sich bereit für Einsätze. «Denkbar sind Wassertransporte, um das Wasser der Lonza abzuführen oder auch Sicherheits- oder gar Führungsunterstützung», so Pfister. Der Bundesrat werde in den nächsten Tagen prüfen, wie er weitere Hilfe leisten könne.
Die Gefahr vom Fluss Lonza: Die Schuttmasse hat einen Teil des Flusses zugeschüttet. Nun staut sich Wasser an. Derzeit beobachtet man das, sagt Raphaël Mayoraz, Chef Dienststelle für Naturgefahren des Kanton Wallis. Ein Murgang sei praktisch ausgeschlossen, es könne zu Überschwemmungen kommen. Mit den Gemeinden Gampel-Bratsch und Steg-Hohtenn stehe man im Kontakt, die anderen Dörfer im Lötschental (Wiler, Kippel, Ferden) lägen aber höher, oberhalb der Lonza.
So geht es für die Bewohner von Blatten weiter: Man werde nun die Bedürfnisse der Bevölkerung abklären, sagt Matthias Ebener, Informationschef des Führungsstabs. Dann werde man sich um die Wohnsituation kümmern. Man sei diesbezüglich schon verstärkt mit den Blatterinnen und Blattern in Kontakt. Für die Bevölkerung sei zudem ein Care Team eingetroffen, welches den Bewohnerinnen und Bewohnern zur Seite stehen wird, so Ebener. Derzeit sei auch noch nicht ausgeschlossen, dass es zu weiteren Evakuationen kommen wird, ergänzt Raphaël Mayoraz.