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Naturgefahren in der Schweiz Die folgenschwersten Bergstürze der letzten 25 Jahre

Aufgrund ihrer geologischen Bedingungen und Topografie ist die Schweiz besonders anfällig für Naturgefahren wie Bergstürze. Eine Übersicht über die folgenschwersten Fälle in der Schweiz.

23. August 2017: Bondo GR

Im Bündner Bergdorf Bondo im Bergell kam es im Jahr 2017 zu einem Bergsturz. Über drei Millionen Kubikmeter Gestein lösten sich vom Piz Cengalo – das Volumen von etwa 3000 Einfamilienhäusern. Die Gesteinsmassen wälzten sich als Murgang bis ins Bergeller Haupttal.

Ein Berg ist kurz vor einem Bergsturz.
Legende: Die Abbruchstelle am Piz Cengalo. Der Bergsturz hat am 23. August 2017 das Dorf Bondo in der Südschweiz getroffen. Keystone / GIANCARLO CATTANEO

Das ist ein Bergsturz

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Von einem Bergsturz spricht man, wenn mindestens eine Million Kubikmeter Gestein ins Tal stürzt. Das wären dann sechs Millionen Badewannen – oder 400 Olympiabecken.

Das Bergdorf Bondo entging knapp der Zerstörung. Bei einem der grössten Bergstürze seit über 130 Jahren kamen am Piz Cengalo acht Menschen auf einem Wanderweg ums Leben.

Das ist die Definition eines Murgangs

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Ein Murgang ist ein Gemisch aus Wasser und festem Material wie Gestein und Holz, das sich mit grosser Geschwindigkeit hangabwärts bewegt. Er kann kilometerweit vorstossen und entwickelt dabei erhebliche Zerstörungskräfte. Murgänge treten insbesondere nach starken Regenfällen und Schneeschmelzen auf.

31. Mai 2006: Gurtnellen UR

Bei einem Felssturz auf die A2 im Kanton Uri wurden zwei Personen aus Deutschland in einem Auto getötet. Zwei weitere Menschen, die in ihren Lastwagen schliefen, wurden verletzt. Der Zugverkehr auf der Gotthardstrecke blieb für mehrere Tage unterbrochen.

So wird ein Felssturz definiert

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Bei einem Felssturz stürzt deutlich mehr Gestein in die Tiefe als bei einem Steinschlag. Man spricht laut dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos von einem Felssturz, wenn Gestein und Felsen mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern ins Tal stürzen. Das entspricht etwa dem Fassungsvermögen von 600 Badewannen.

14. Mai 2005: Gondo VS

Ein Erdrutsch zerstörte die einzige Talstrasse zwischen Gondo und Zwischbergen im Kanton Wallis. Es wurden keine Opfer gemeldet. Diejenigen Personen, die sich in der Talsohle befanden, verliessen den Ort über die Talstrasse vor dem Erdrutsch.

Ein Erdrutsch zwischen Nebel ist zu sehen.
Legende: Ein Erdrutsch von fast 5000 Quadratmetern Fels und Erde ereignete sich am Samstag, den 14. Mai 2005 gegen 19:15 Uhr zwischen Gondo und Zwischbergen im Wallis. Keystone / FABRICE COFFRINI

Unterschied Murgang und Erdrutsch

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Im Vergleich zu einem Erdrutsch enthält ein Murgang einen deutlich höheren Wasseranteil. Ein Erdrutsch ist ein Abgleiten von trockenem oder leicht feuchtem Erdmaterial. Murgänge hingegen sind Flüsse aus Gestein, Erde und anderem Schutt, die mit Wasser gesättigt sind.

29. November 2003: Sembrancher VS

Ein Felssturz durchschlug eine Schutzgalerie an der Grossen-St. Bernhard-Strecke bei Sembrancher VS. Dabei kam ein 18-jähriger Autofahrer ums Leben. Kurz darauf folgte ein massiver Steinschlag. Um weitere allfällige Opfer zu finden, setzte die Polizei Suchhunde ein.

Das ist ein Steinschlag

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Stürzen einzelne Steine mit einem Durchmesser von weniger als 50 Zentimetern in die Tiefe, heisst das Steinschlag.

4. Januar 2003: Iseltwald BE

Der «Chüebalmtunnel» der A8 bei Iseltwald BE am Brienzersee wurde durch einen Felssturz durchschlagen. Verletzt wurde niemand. Mehrere Häuser in Iseltwald wurden evakuiert.

12. November 2002: Saastal VS

Ein Felssturz im Walliser Saastal forderte einen Toten und drei Verletzte. Das Abbruchgebiet war gemäss Polizei nicht als prioritär für Sicherheitsmassnahmen aufgeführt.

1. Oktober 2002: St. Niklaus VS

Nach einem Felssturz in St. Niklaus VS wurden rund 110 Einwohner evakuiert. 120'000 Kubikmeter Stein rutschten nachmittags ins Dorf. Weder Menschen noch Gebäude waren zu Schaden gekommen.

Ein Felssturz passiert an einem Berg.
Legende: Das Anrissgebiet am 18. September vor dem Felssturz. 110 Menschen wurden evakuiert. Keystone / Olivier Maire

1. September 2002: Lutzenberg AR

In Lutzenberg im Kanton Appenzell Ausserrhoden starben ein Elternpaar und sein Sohn – in ihrem Haus, das von einer 35 Meter breiten Erdmasse nachts verschüttet wurde. Weitere 32 Personen mussten evakuiert werden.

Ein Haus ist überschüttet.
Legende: Ein Blick auf die vollständig oder teilweise von Erdmassen verschütteten Häuser in Lutzenberg AR. (1.9.2002) Keystone / MARIO GACCIOLI

14. Oktober 2000: Gondo VS

Ein Murgang riss Teile des Dorfes Gondo VS am Simplon mit sich, 13 Menschen starben. Ein Drittel des Dorfes wurde beschädigt.

4. September 2000: Innertkirchen BE

An der Grimselpassstrasse stürzten bei Innertkirchen BE gegen 2000 Kubikmeter Fels ins Tal. Es wurde niemand verletzt.

Felsstücke stürzen einen Berg hinunter.
Legende: An der Grimselpassstrasse sind am Montagmorgen, 4. September 2000, auf der Berner Seite rund 2000 Kubikmeter Fels ins Tal gestürzt. Keystone / EDI ENGELER

6. August 2000: Grindelwald BE

Bei einem Murgang oberhalb von Grindelwald BE kamen ein Schweizer Bergführer und zwei Mitglieder einer 20-köpfigen Touristengruppe aus den USA ums Leben. Kurz nach dem Mittag löste sich die Schlammlawine oberhalb des Wanderwegs.

Ein Helikopter fliegt über einer Schafherde.
Legende: Am 15. September 2000 warten rund vierhundert Schafe geduldig auf den Abtransport mit dem Helikopter auf der Alp oberhalb von Grindelwald. KEYSTONE / Jürg Müller

Tagesschau, 20.5.2025, 12:45 Uhr ; 

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