Die SBB und das Bundesamt für Verkehr jubeln bereits im Vorfeld: Wegen der kürzeren, flacheren Strecke werde der Güterverkehr auf der Schiene mit dem neuen Gotthard-Basistunnel um einen Drittel produktiver.
Dabei ist noch unklar, wie schwer die Züge künftig sein dürfen. Das bestätigt Dirk Stahl, der CEO von BLS Cargo, der in Konkurrenz zur SBB ebenfalls Güter über die Gotthard-Route transportiert «Für uns als Güterverkehrsunternehmen ist entscheidend, wie viel Gewicht wir einer Lokomotive anhängen können. Die Lokomotiven kosten Geld und je mehr Last wir mit einer transportieren können, umso besser.»
Feilschen um zulässiges Gewicht
Bisher ging man davon aus, dass eine Lokomotive 1600 Tonnen durch den neuen Tunnel ziehen kann. Um diese Zahl wird nun aber hinter den Kulissen zwischen dem Bundesamt für Verkehr, der SBB Infrastruktur und den Güterbahnen heftig gefeilscht.
«Momentan sind wir bei Zusagen für 1300 bis 1400 Tonnen», sagt Stahl. Wenn die Züge zum Beispiel 200 Tonnen leichter sein müssten, dann würde das die Produktivität der neuen Strecke auf einen Schlag um zwölf Prozent reduzieren.
Prognose des Bundesamtes «zu optimistisch»
Der Grund für die Zurückhaltung beim Bundesamt ist der Personenverkehr. Denn Güter-Lokomotiven mit zu viel angehängtem Gewicht könnten sich bei schlechter Witterung verspäten oder gar stecken bleiben. «Dann gerät das Fahrplangefüge in Gefahr, und es können auch im Personenverkehr Verspätungen auftreten», befürchtet Stahl.
Im Testbetrieb werden die Gewichts-Limiten jetzt ausprobiert und dann festgelegt. «Diese Parameter werden am Schluss bestimmen, wie erfolgreich die Verlagerung gelingen wird», sagt Stahl. In einem aber ist sich der Güterbahnspezialist sicher: Die Prognose des Bundesamtes für Verkehr von einem Drittel Produktivitätsgewinn sei so oder so zu optimistisch.