Eingekauft wurde nun lange Zeit nur auf der Schweizer Seite von Rheinfelden – das hat Raphael Carmeli in seinem Biogeschäft ein paar hundert Meter vor der Grenze besonders deutlich gemerkt. Es hat in der Kasse so geklingelt, wie sonst nie. Er hatte in den letzten Monaten ein Umsatzplus von etwa 60 Prozent. So etwas habe er noch nie erlebt, in seiner ganzen Laufbahn von über 40 Jahren, sagt Carmeli.
Der Lebensmittel-Detailhandel ist der Gewinner der Krise. Laut dem Marktforschungsinstitut GfK ist der erste Quartalsumsatz 9.1 Prozent höher als im Vorjahr. Für dieses Umsatzplus geben die Experten als Gründe «Veränderungen im Konsumverhalten» an, insbesondere das Verbot des Einkaufstourismus. Das bemerkten vor allem die Grenzregionen.
Auch die Grossverteiler haben profitiert
Die grossen Detailhändler wie zum Beispiel die Migros haben diesen Sprung ebenfalls bemerkt. In allen Regionen gibt es laut Mediensprecher Marcel Schlatter einen gehörigen Sprung in den Umsätzen. Doch es ist insbesondere in den Grenzregionen der Fall, wo der Umsatzzuwachs während der Krise noch einmal deutlich höher ist als anderswo.
Laut Thomas Rudolph, Professor für Marketing und Internationales Handelsmanagement an der Universität St. Gallen, beträgt aufgrund der Grenzschliessung das Umsatzplus in der Lebensmittelbranche 825 Millionen Schweizer Franken. Dieses Geld geben die Schweizerinnen und Schweizer sonst im Ausland aus.
Wenn die Grenze für den Einkauf wieder öffnet, dann fliesst dieses Geld aber vermutlich wieder ins Ausland. Thomas Rudolph appelliert an den Schweizer Detailhandel, dass dieser mit Nachhaltigkeit, guter Qualität und Umweltschutz werben solle. Dann liesse sich zumindest ein Teil des zusätzlichen Gewinns durch die Grenzschliessung auch nach der Öffnung am Montag in der Schweiz behalten.
Kleinere Detailhändler wie Raphael Carmeli versuchen weiterhin dem Einkaufstourismus entgegenzuwirken. Sie setzen auf Solidarität und auf die Verbindungen, die sie während der Grenzschliessung aufgebaut haben.