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Grossbaustelle im Gebirge An der Grimsel wird eine zweite Staumauer vor die alte gestellt

Die Bauarbeiter hämmern Löcher in den Fels, um Sprengstoff einzuführen. Sie sind an zwei Seilen gesichert und hängen mehr als 100 Meter über dem Boden. Mit dem Sprengen müssen sie bis zum Abend warten, damit möglichst wenig Arbeiter auf der Baustelle sind und niemand am Fuss der Staumauer ist.

Mauer wird eingeklemmt

«Das ist etwas vom Härtesten, was man machen kann», sagt Chefbauleiter Ralf Grand von den Kraftwerken Oberhasli (KWO) gegenüber «Schweiz aktuell». Links und rechts von der alten Staumauer werden zwei Schlitze weggesprengt, damit die neue Mauer dort eingeklemmt werden kann. Die neue Mauer wird genau gleich hoch wie die alte, nämlich 113 Meter. Kostenpunkt: 125 Millionen Franken.

Alte Mauer hat einen Riss

Die alte Mauer wurde zwischen 1926 und 1932 gebaut. Die Probleme begannen schon beim Bau. «Beim Bau der Staumauer hat man einen Spalt gelassen zwischen der Wasser- und der Luftseite, weil der Beton sich erwärmt, wenn er hart wird», erklärt Grand. Diesen Spalt habe man dann auch mit Beton aufgefüllt, leider habe sich das Ganze nie richtig verbunden. Deshalb hat die Mauer einen Riss.

Speichersee weiterhin nutzen

Anstatt die alte Mauer zu renovieren, hat sich die KWO entschieden, eine zweite Mauer vor die alte zu bauen. Sobald die neue steht, wird die alte Mauer geflutet. «Das hat den Vorteil, dass wir den See weiterhin stauen können und die Mauer im Trockenen bauen», erklärt Grand. Das heisst: Die KWO kann den See während der Bauzeit für die Stromproduktion nutzen. Der Grimselsee ist ihr wichtigster und grösster See.

Die Grimselstaumauer – ein Politikum

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SRF News: Im Zusammenhang mit der Erhöhung der Staumauer ist noch ein Bundesgerichtsentscheid hängig. Warum wartet man diesen nicht ab?

Daniel Fischlin, CEO Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) : Weil der Entscheid noch hängig ist, können wir die Sanierung gar nicht planen. Deshalb haben wir die Staumauer vom Seeerhöhungsprojekt entkoppelt und ziehen die Mauer separat neu auf.

Warum braucht es überhaupt eine solche Erhöhung?

Das Projekt ist von nationalem Interesse. Denn dadurch kann im Winter mehr gespeichert werden. Strommangel ist im Moment in der Schweiz das grösste Risiko gemäss dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Wenn er eintreten würde, gäbe es Schäden in der Höhe von 100 Milliarden Franken. Wenn wir aber mehr speichern können im Winter, ist es möglich, dass wir gewisse Zeiten überbrücken können und nicht importieren müssen.

Naturschützer stellen sich gegen das Erhöhungsprojekt. Es geht um eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung, die bei der Erhöhung der Staumauer überschwemmt werden würde. Was ist wichtiger: die Moorlandschaft oder der Strom?

Wir setzen ja nicht die ganze Moorlandschaft unter Wasser, sondern nur 5 Prozent davon. Und zwar von der Pufferzone und nicht vom streng geschützten Gebiet.

Sprengung um Sprengung

Nicht nur am Rande der alten Staumauer wird eine Sprengung vorbereitet, auch in einem Tunnel unterhalb des Grimsel Hospiz. Es soll ein Zugangsstollen entstehen, durch den die Arbeiter mit schweren Maschinen und Material zur alten und neuen Mauer gelangen können. Immer 4.5 Meter weit kommen die Arbeiter mit einer Sprengung. An manchen Tagen wird mehrmals gesprengt.

Gegen Abend sind auch die Arbeiter am anderen Ende der Baustelle soweit und können die Sprengung auslösen, die sie den ganzen Tag vorbereitet haben. Mit Sprengmatten decken sie die Stelle ab, die gesprengt werden soll. Denn möglichst wenig Fels soll durch die Wucht der Explosion weggeschleudert werden. Die Sprengung verläuft nach Wunsch.

«In zwei Minuten steht der Bagger wieder oben, dann werden die Sprengmatten weggenommen, die nächsten Löcher gebohrt und dann gibt’s die nächste Sprengung», erklärt Chefbauleiter Ralf Grand.

Nur im Sommer arbeiten

Der Zeitplan ist eng. Da im Winter in der Region viel Schnee fällt, kann nur in den Sommermonaten gearbeitet werden. Ende Juni wurde mit dem Bau begonnen, fertig sein sollte die neue Mauer 2025. Damit dauert der Bau der neuen Mauer gleich lang wie derjenige der alten. Der Unterschied liegt beim Personalaufwand: Waren für die alte Mauer 600 Arbeiter beschäftigt, sind es jetzt noch knapp 100.

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