1824 machten sich die beiden Gemsjäger Placidus Curschellas aus Trun und Augustin Bisquolm aus Disentis auf den Weg. Ausgerüstet mit Pickel und einfachen Stiefeln, aber ohne Steigeisen, bestiegen sie den 3612 Meter hohen Tödi. Via Südwestwand erklommen sie in einer beschwerlichen Tour über einen Gletscher den höchsten der drei Gipfel des Tödi, den Piz Russein. Dieser liegt auf Glarner Boden.
Geplant wurde die Tour vom Disentiser Pater Placidus Spescha. Der Benediktinermönch war zu jener Zeit ein Pionier im Alpinismus.
Placidus a Spescha
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Der Philosoph und Theologe Placidus Spescha (1752 – 1833), fühlte sich der humanistisch-barocken Geistigkeit verpflichtet. Er war von der Aufklärung beeinflusst. Ab 1782 betrieb er auf dem Hospiz Spescha Gagl am Lukmanierpass seine Forschungen: Er beschrieb die Alpenwelt, besonders das Bündner Oberland und das Gotthardgebiet, sammelte Pflanzen und Mineralien (Kristallsammlung).
Kartograf und Bergsteiger
Bekannt wurde Spescha auch durch zahlreiche Karten, Schriften und Handrisse. Ab 1782 hielt er jede Bergbesteigung kartographisch-geographisch fest. Als Alpinist und Naturforscher gelangen ihm mehrere Erstbesteigungen (1782 Scopi, 1785 Badus, 1789 Rheinwaldhorn, 1793 Oberalpstock).
Spescha setzte sich für soziale Werke wie das Armenasyl in Trun ein und förderte den Bergbau in der Region sowie den Tourismus (Tenigerbad).
Im Krieg vernichtete Dokumente
Beim Brand des Klosters Disentis während eines Krieges verlor Spescha seine 300 Bücher umfassende Bibliothek, viele seiner Handschriften und Kartenzeichnungen sowie seine Naturaliensammlung. Er wurde als politische Geisel nach Innsbruck geführt.
Nach seiner Rückkehr begann er 1801 ein ruheloses Leben auf verschiedenen Kaplaneiposten in der Surselva. Wiederholt legte er sich mit seinen Vorgesetzten und den Gemeindebehörden an. Neben seiner Forschungstätigkeit pflegte er weiterhin Kontakte zu Landschaftsmalern, Reisenden und Naturforschern.
Anleitung zum Bergsteigen
Um 1800 verfasste Spescha eine Anleitung zur Unternehmung von Bergreisen. Er machte darin Angaben zu Essen, Wetter, Ausrüstung und Begleitern. Manche seiner Ratschläge haben bis heute ihre Gültigkeit bewahrt.
Ab 1811 nannte sich Spescha im schriftlichen Verkehr mit den Gelehrten «a Spescha».
Am Tödi war der damals 70-Jährige mehrmals gescheitert. Dank seines Wissens gelang die Erstbesteigung – noch vor der Besteigung des Matterhorns. Spescha war bei der Erstbesteigung des Tödi nur noch im Hintergrund aktiv.
Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs zum Gipfel gab es zu jener Zeit noch nicht. Die Tödi-Bezwinger kehrten denn auch schnell wieder um.
Die beiden Erstbesteiger haben als Beweis eine Speckschwarte zurückgelassen.
«Für ein Gipfelkreuz oder ein Steinmannli hat die Zeit nicht gereicht», erzählt der Glarner Bergführer Hansueli Rhyner, der sich intensiv mit der Erstbesteigung auseinandergesetzt hat. Die beiden Erstbesteiger hätten dafür eine Speckschwarte zurückgelassen. Dies habe Zweifel am Erfolg aufkommen lassen – doch die Bergsteigergilde habe die Erstbesteigung zehn Jahre später anerkannt.
Erste SAC-Hütte steht am Tödi
Vor 200 Jahren, zur Zeit der Tödi-Erstbesteigung, kam der Alpinismus auf – mitgeprägt von Engländern, die damals einen Schweizer Bergclub gründen wollten, erzählt Rhyner. Die Schweizer wollten die Eroberung der Alpen aber nicht den Ausländern überlassen. 1863 gründeten sie deshalb den Schweizer Alpenclub SAC.
Unter den 35 Gründungsmitgliedern waren auch Glarner Alpinisten. Die erste SAC-Hütte – die Grünhornhütte – wurde im Gründungsjahr unterhalb des Tödigipfels gebaut.
Nach der Gründung des SAC wurde auch der Bergführerverein gegründet und es entstanden Rettungsstrukturen. Dies ebnete den Weg, dass mehr Leute Bergtouren machen konnten.
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