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Günstigere & bessere Spitäler «Spezialbehandlungen sollten an wenigen Orten fokussiert werden»

Die St. Galler Kantonsregierung will aus Kostengründen fünf der bisher neun Spitäler des Kantons schliessen. An den betroffenen Standorten soll es nur noch Notfallzentren geben. Dies sei der richtige Weg, sagt Jérôme Cosandey von der Denkfrabrik Avenir Suisse. So könnten Kosten gespart und die Behandlungsqualität verbessert werden.

Jérôme Cosandey

Denkfabrik Avenir Suisse

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Jérôme Cosandey ist Direktor Romand von Avenir Suisse . Der studiuerte ETH-Ingenieur setzt sich zudem als Forschungsleiter vorwiegend mit der Altersvorsorge, Gesundheitspolitik sowie mit dem Generationenvertrag auseinander.

SRF News: Freuen Sie die Pläne der St. Galler Regierung?

Jérôme Cosandey: In der Schweiz haben wir ein Überangebot an Spitälern: 99,8 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner erreichen mit dem Auto innert 30 Minuten ein Spital, drei Viertel der Bevölkerung können dabei sogar aus acht verschiedenen Spitälern auswählen.

Die Erfahrung zeigt aber, dass das Volk Spitalschliessungen nicht goutiert...

Das ist korrekt. Es ist aber auch so: Als Prämienzahler hätte man gerne weniger Spitäler, dann würden die Gesundheitskosten nicht so stark steigen. Doch als Kranker möchte man ein Spital in der Nähe haben. Dieses Dilemma können wir nicht lösen, solange Nähe mit Qualität gleichgesetzt wird.

Wichtig ist, dass man überall in der Nähe eine Notaufnahme hat.

Gerade für komplexere chirurgische Eingriffe sollte man bereit sein, ein Spital aufzusuchen, das auch etwas weiter entfernt ist. Dafür führen dort der Chirurg und sein Team nicht nur ein paar Dutzend, sondern Hunderte solcher Eingriffe pro Jahr durch. Wichtig ist, dass man überall in der Nähe eine Notaufnahme hat, wo Patienten im Notfall sehr schnell stabilisiert werden können. Anschliessend können sie in ein spezialisiertes Zentrum überführt werden. Die Spezialbehandlungen sollten an wenigen Standorten fokussiert werden.

Symbolbild: Wegweiser an einem Hochhaus, an dem steht: «Notfälle».
Legende: Notfallzentren sollen Spitäler vielerorts ersetzen, so Jérôme Cosandey von Avenir Suisse. Keystone

Wenn ein Kanton ein Spital schliesst, streicht er Stellen und Steuereinnnahmen. Er schadet sich also selber...

Nach dieser Logik könnte man auch die Zahl der Beamten vergrössern und behaupten, Stellen geschaffen zu haben. Doch wie Beamtenstellen sind auch Spitäler zumindest zum Teil durch Steuergelder finanziert. Es wäre besser, die Steuerlast zu senken und die Menschen entscheiden zu lassen, wie sie ihr Geld ausgeben wollen.

Man muss die Gesundheitsversorgung über die Kantonsgrenzen hinaus betrachten.

Zudem bleibt die Spitaldichte, auch wenn im Fall St. Gallen vier von neun Spitälern geschlossen werden, in der Region gross: Es gibt ein Kantonsspital in Winterthur, eins in Chur, auch Zürich ist nicht weit entfernt. Deshalb: Man muss die Gesundheitsversorgung über die Kantonsgrenzen hinaus betrachten.

Auch andernorts werden ähnliche Pläne wie in St.Gallen geschmiedet. Kommt da schweizweit etwas in Bewegung?

Die Spitäler sind extrem unter Druck. Wegen des technischen Fortschritts braucht es immer mehr und teurere Geräte, ausserdem werden mit der Technisierung die Aufenthalte in den Spitälern immer kürzer. Das ist gut für die Patienten, aber die Spitäler haben dadurch Überkapazitäten.

Eine Strukturbereinigung bei den Spitälern ist unausweichlich.

Auch gibt es politischen Druck, immer mehr Behandlungen ambulant durchzuführen, ohne längeren Spitalaufenthalt. Die Spitäler müssen untereinander also kooperieren. Eine Strukturbereinigung ist unausweichlich. Sei es durch Fusionen oder Spezialisierungen.

Ist der Kanton St. Gallen also ein Vorreiter in dieser Entwicklung?

Speziell in St. Gallen ist, wo der Kanton Eigentümer der Spitäler ist. Deshalb jetzt dieser politische Entscheid zur Veränderung. In anderen Regionen, wo die Spitäler mehr Autonomie geniessen, ist der Prozess bereits in Gang gekommen. In den nächsten Jahren wird sich die Entwicklung schweizweit noch beschleunigen.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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