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Gut ausgebildet an die Uni Braucht es eine Matura-Reform?

Die Gymnasiums-Lehrpläne sind nicht mehr zeitgemäss und müssen fit für die Zukunft werden. Doch: Wie bloss?

Bern, Gymnasium Neufeld, Schwerpunkt Wirtschaft und Recht: 15 Schülerinnen und Schüler zwischen 17 und 20 Jahren beugen sich über Tweets von US-Präsident Trump. Sie analysieren seine Kurznachrichten zur Aussenhandelspolitik, zu Zöllen und möglichen Handelskriegen.

Beliebte Ergänzungsfächer

Diesen Sommer werden die Schüler die Matura in der Tasche haben. Sie ist das Ticket zur Universität. Wer sich hier äussert, fühlt sich gut auf den Wechsel vorbereitet. So ist der 17-jährige Marco davon überzeugt, dass er am Gymnasium alle nötigen Voraussetzungen für die Zukunft erhalte. «Doch es kommt darauf an, was ich daraus mache.»

Mit der letzten Matura-Reform 1995 sind zum Schwerpunktfach individuelle Ergänzungsfächer hinzugekommen. Das motiviere die Maturanden, sagt ein anderer Schüler. «Das sollte unbedingt beibehalten werden.» Alexander hat sich für das Kunstfach Bildnerisches Gestalten entschieden. Berufswunsch: Architekt.

Seine Klassenkameradin Kai hat Psychologie und Pädagogik gewählt. Sie will später Medizin oder Rechtswissenschaften studieren. Ihr gibt zu denken, dass jede Schule eine eigene Maturitätsprüfung durchführt. Denn es gebe ja Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Schulen.

Neue Leitplanken nötig

Hier setzen die Diskussionen an, welche Bund und Kantone angestossen haben. Denn die letzte Matura-Reform liegt 25 Jahre zurück, während sich die Gesellschaft stark verändert hat. Zwar haben verschiedene Kantone ihre Lehrpläne fürs Gymnasium angepasst, auf nationaler Ebene steht dies noch bevor.

Ende Januar hat die Erziehungsdirektoren-Konferenz den Zeitplan und die Stossrichtung der Reform definiert, im Herbst sollen Inhalte und Ziele in den einzelnen Fächern sowie Richtlinien bestimmt sein, wie fächerübergreifende und überfachliche Kompetenzen gefördert werden könnten.

Maturanden noch fit fürs Studium?

Man müsse alles überdenken und herausfinden, wo man stehe, sagt die Generalsekretärin des Berufsverbands der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, Gisela Meyer. «Die Frage ist, wie viel man ändern soll.»

Kritik kam unter anderem von den Universitäten: Sie stellen fest, dass nicht alle jungen Menschen, die in ein Studium starten, auch fähig sind, es zum Abschluss zu bringen. Manchen fehle es etwa am logischen Denken, anderen am Verständnis komplexerer Texte.

Mehr Grundlagen oder mehr Vertiefung?

Meyer vom Lehrerverband möchte denn auch die gemeinsame Basis der Matura stärken – «damit die Leute studieren und in der Gesellschaft wichtige Aufgaben übernehmen können.»

Für den Präsidenten der Gymnasiumsrektoren-Konferenz, Marc König, muss in den vier Jahren Gymnasium beides möglich sein: sowohl ein verbindlicher allgemeiner wie auch ein individueller Teil. Die Grundlagenfächer etwa sollten in den ersten zwei Jahren intensiv unterrichtet werden, während für ihn in den zwei letzten Jahren Fokussierungen und Vertiefungen noch stärker als heute möglich sein sollen.

Ausserdem müssten überfachliche und fächerübergreifende Kompetenzen wie das Verständnis für nachhaltige Entwicklung, politische Bildung oder der Umgang mit der Digitalisierung vermittelt werden, so König.

Die Ansichten dazu, wie die Matura weiterentwickelt werden soll, gehen auseinander. Dabei bleiben nur zwei Jahre, um sich zu finden, wenn die neue Matura wie geplant im Jahr 2023 starten soll.

Echo der Zeit vom 21.2.2020

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