Wer ihn sieht, staunt nicht schlecht. Sommer wie Winter ist David Godio auf der Aare unterwegs. Im Neoprenanzug, mit Taucherbrille und Schnorchel liegt er auf einer Luftmatratze und lässt sich flussabwärts treiben, mit dem Kopf unter Wasser.
Die Aare gibt ihre «Schätze» frei
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Bild 1 von 5. David Godio ist das ganze Jahr in der Aare unterwegs und taucht nach verlorenen Gegenständen. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 5. Während seiner Suche lässt sich der Aaretaucher flussabwärts treiben. Bildquelle: ALPS/zvg.
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Bild 3 von 5. Wie lange diese Kamera wohl in der Aare war? Bildquelle: David Godio/zvg.
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Bild 4 von 5. Diese Drohne – und weitere Fundstücke des Aaretauchers David Godio – sind aktuell Teil der Ausstellung «Blubbb» im Alpinen Museum der Schweiz ALPS in Bern. Bildquelle: SRF/Adrian Müller.
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Bild 5 von 5. Im nächsten Sommer besser nicht mit Sonnenbrille auf dem Kopf in die Aare hüpfen. Bildquelle: SRF/Adrian Müller.
Der 34-Jährige sucht und taucht nach Gegenständen in der Aare: Handys, Uhren, Münzen, Sonnenbrillen, Eheringe, aber auch schon ein Sturmgewehr und Munition hat David Godio aus dem Fluss geholt.
«Bei dem Sturmgewehr dachte ich zuerst, es sei ein Regenschirm», sagt Godio. Bis er das Fundstück bei einem Rundgang am Ufer aus Schlick zog. Und da war kein Stoff am Ende, sondern der Vorderteil eines Sturmgewehrs der Schweizer Armee. Und die Munition fand er beim Marzilibad, mitten in der Stadt Bern: «Dort hätte ich so etwas nicht erwartet.»
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Geschichte hinter der verlorenen Sache erfahre.
Jeder gefundene Gegenstand hat seine ganz eigene Geschichte. «Wenn ich beispielsweise einen Ehering finde, löst das viele Fragen bei mir aus: Hat den jemand beim Schwimmen verloren oder vielleicht gar extra hineingeworfen?», sagt der Aaretaucher. «Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Geschichte hinter der verlorenen Sache erfahre.» Möglich ist dies dank seines Fundbüros: Wer etwas vermisst, kann via Email einen Suchauftrag aufgeben.
Schön seien beispielsweise die Reaktionen von Menschen, die ein halbes Jahr vorher ihr Smartphone in der Aare verloren haben. «Die meisten Leute rechnen nicht damit, dass es überhaupt gefunden wird. Und denken erst recht nicht, dass es noch funktioniert.»
David Godio holt nicht nur Sachen heraus, die jemand vermisst. Sondern auch Müll, insbesondere in den Sommermonaten, wenn die Leute scharenweise mit Gummibooten auf der Aare unterwegs sind: «Tonnenweise leere Bierdosen, gecrashte Gummiboote, Badetücher, Kleider.»
Das Suchen und Finden sind seine Leidenschaft
In jeder Jahreszeit steigt David Godio in die Aare und geht auf die Suche. Weshalb macht er das? «Ich liebe das Finden.» Von klein auf habe er Sachen gefunden – am Strassenrand, in Parks, am See. Und irgendwann habe er damit angefangen, auch im Wasser zu suchen.
Seit 2018 steigt er regelmässig in die Aare. «Das Suchen und Finden sind meine Leidenschaft. Ich tauche in eine andere Welt ab und bin dort völlig frei mit meinen Gedanken.»