Der Mannschafts-Arzt des Hockey Clubs Davos, Walter Kistler, kann es noch immer kaum fassen, dass der traditionelle Spengler Cup wegen des Coronavirus im letzten Moment abgesagt werden musste. «Ein Schock – ausgerechnet am Vorabend diese Hiobsbotschaft. Das war wirklich überraschend.»
SRF News hat bei Christoph Berger, Präsident der eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif), nachgefragt. Er beobachtet das Geschehen in Davos ganz genau:
«Das ist ganz typisch für Omikron. Delta war schon so ansteckend wie Windpocken und diese Omikron-Variante ist mindestens doppelt so ansteckend. Die Ansteckungszahlen verdoppeln sich alle zwei bis vier Tage. Das ist genau das, was jetzt geschieht und das, was wir gesehen haben in Davos.»
Delta war ansteckend wie Windpocken und Omikron ist doppelt so ansteckend.
Der HC Davos und das Umfeld des Teams sind mit 18 positiven Fällen konfrontiert. Es gab zuerst zwei Einzelfälle, der erste vor zehn Tagen und dann einer vor fünf Tagen. Dann die geballte Masse von positiven Fällen an Weihnachten, obwohl die allermeisten doppelt geimpft sind und laut dem Mannschaftsarzt Kistler ein Drittel von ihnen bereits geboostert ist.
Booster schützt nur kurz vor Ansteckung
Dazu sagt Christoph Berger: «Frisch geboostert gibt einen relativ guten Schutz. Geimpft und genesen gibt leider nur wenig Schutz vor Infektion und Übertragung, hoffentlich aber vor einer schweren Infektion.»
Gemäss aktuellem Erkenntnisstand schützt die dritte Impfung (Booster) bei der Omikron-Virusvariante nur wenige Wochen vor einer Ansteckung. Ein Drittel der betroffenen Personen beim HC Davos zeigte gar keine Symptome und alle sind bereits auf dem Weg der Besserung.
Trotzdem hat der Mannschaftsarzt nicht damit gerechnet und meint, dass man sich mit der Impfung wohl zu viel versprochen habe, wieder zur Normalität zurückzukehren. Aber wie man sehe, werde das so nicht funktionieren.
Christoph Berger erklärt: «Die Impfung schützt gut gegen die Alpha- und Delta-Variante und schützt gut seit einem Jahr vor schweren Verläufen. Davon gehen wir auch bei Omikron aus. Aber Omikron ist so ansteckend, dass Geimpfte und Genesene nicht gut geschützt sind, da braucht es einen kurzfristigen Booster und auch der verhindert das nicht ganz.»
Nicht ohne zusätzliche Massnahmen
Gemäss dem Präsidenten der Impfkommission erlebt die Schweiz zurzeit eine neue Stufe in der Pandemie. Es stünden schwierige Monate vor uns, aber vielleicht eben auch der Anfang vom sehnlich erwarteten Ende.
«Es wird an neuen Impfstoffen gearbeitet. Bis sie einsatzfähig sind, dauert es sechs Monate, Omikron kommt viel schneller, das heisst, wir brauchen in der Zwischenzeit andere Massnahmen: Abstand halten, kleinere Veranstaltungen, Homeoffice – nur so werden wir die Welle verlangsamen können.»
Darum sei der Entscheid aus epidemiologischer Sicht der einzig richtige gewesen, den Spengler-Cup abzusagen, sagt Berger. Denn diese Pandemie sei nicht mit der Impfung allein in den Griff zu kriegen, es werde auch andere Massnahmen brauchen.