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Gang durch die grosse Hero-Sammlung zeigt Kurioses und die viele Arbeit hinter der Digitalisierung
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 15.03.2021. Bild: Keystone
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Hero Firmensammlung Digitale Museen: Eine fast endlose Fleissarbeit für die Nachwelt

Wenn Museen Kunst- oder Firmensammlungen erhalten, müssen sie das Wichtige finden und neu digitalisieren. Ein Beispiel.

Wenn ein Museum eine Sammlung erwirbt oder geschenkt erhält, ist das Segen und Fluch zugleich. Im Fall des Konservenherstellers Hero Lenzburg hat das lokale Museum Burghalde vor 15 Jahren Tausende von Objekten erhalten. Allerdings muss diese Objekte, wie Büchsen, Etiketten, Konfitürengläser und vielens mehr, jemand sichten, analysieren, sortieren und digital festhalten. Eine Fleissarbeit, die der Nachwelt, aber zum Beispiel auch Film- und Aussstellungsverantwortlichen, einiges bringen soll.

Fundus schweizweit sichern?

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Legende: zvg

Ein riesiger Fundus an Kulturgütern lagert in den Sammlungsdepots der Museen, für die Öffentlichkeit unzugänglich und oft unbekannt. Hier setzt ein überkantonales Kooperationsprojekt an, das sich das Potential der neuen digitalen Technologien zunutze macht.

Der Museumsverbund Baselland hat in den vergangenen Jahren zusammen mit zahlreichen Partnern im In- und Ausland das Kulturgüterportal und Museumsnetzwerk Baselland entwickelt, das in dieser Form europaweit einzigartig ist.

Was im Baselbiet im Kleinen bestens funktioniert, wurde nun auf die Kantone Aargau, Bern und Solothurn ausgeweitet. Bereits haben weitere Kantone ihr Interesse bekundet. Langfristiges Ziel ist eine Deutschschweizer Kulturgüterplattform für Wissenschaft, Bildung und Öffentlichkeit.

Solche Inventarisierungsprojekte laufen momentan in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Bern und Solothurn. Sie betreiben seit Herbst ein gemeinsames Kulturgüterprojekt zur Erfassung und Veröffentlichung von Sammlungsbeständen, unter dem Dach eines Trägervereins. Ihr Ziel ist es, die enorme Menge an Kulturschätzen aus den Hunderten Schweizer Museen digital zugänglich zu machen.

Logik ins Durcheinander bringen

Im Schweizer Museumsverband sind über 1100 Museen dabei. Bis alle ihre Sammlungen digital zur Verfügung stellen können, dauert es. Die Arbeit ist immens, zeigt ein Augenschein im Lenzburger Museum Burghalde. Es ist eines von rund hundert Aargauer Museen und gilt als einziges Ikonenmuseum der Schweiz, mit Ikonen vom 16. bis 19. Jahrhundert. Zusätzlich gibt es Wechselausstellungen.

Vor 15 Jahren hat das Lenzburger Museum viele historische Objekte der Firma Hero übernommen, ein grosses Durcheinander, das nun geordnet werden muss.

Hero Lenzburg

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  • 1886 wurde die Hero gegründet, 1914 ging das Unternehmen an die Börse.
  • Die Hero am Bahnhof Lenzburg hat das Stadtbild jahrelang geprägt.
  • Hero lancierte 1948 die Neuheit Ravioli aus der Dose.
  • 2011 ist die Hero an den Rand der Stadt Lenzburg gezogen, das altehrwürdige Gebäude am Bahnhof Lenzburg wird andersweitig genutzt.
  • Statt Ravioli produziert Hero vermehrt Konfitüre und Babynahrung.
  • Der internationaler Konzern beschäftigt heute rund 4000 Angestellte in 19 Ländern.

Damit die Geschichte der Büchsenravioli und Büchsenrösti nicht vergessen geht, inventarisiert Irène Fiechter, Sammlungsverantwortliche im Museum Burghalde, Objekte, die in einem der Depots lagern. Sie kämpft sich durch lose Fotografien, Etiketten, Werbematerial, Auftragsbücher und Dosen. «Diese Schublade hier ist von unten bis oben mit handgemalten Plakaten gefüllt. Je moderner, desto weniger handgemalt waren die Plakate in der Geschichte der Hero».

Plakat
Legende: Von handgemalte Hero-Plakate haben einen Wert. Stefan Ulrich/SRF

Auf dem einen Plakat wird Werbung für Hero-Erbsen in der Dose gemacht. Am Radio warb Hero damals mit einem Spot, in dem der Ehemann erklärt, wie begeistert er nach anfänglicher Skepsis von den leckeren Hero-Gourmet-Erbsen war.

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Historische Hero-Radio-Werbung
aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 10.03.2021. Bild: Keystone
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Nicht nur Plakate finden sich in der Hero-Sammlung, die das Museum Burghalde sortiert und digitalisiert. Auch gefüllte Dosen sind noch samt Inhalt erhalten. «Essen kann man das nicht mehr. Aber mein Lieblingsobjekt ist die Rösti in der Dose, die Hero erfunden hat», erklärt Irène Fiechter.

Dose
Legende: Die erste Hero Rösti kam 1968 in die Schweizer Läden. Sie war in eine Dose verpackt. Stefan Ulrich/SRF

Für Fiechter ist Ordnung in der immensen Sammlung wichtig, auch damit das Museum eine Hero-Ausstellung zusammenstellen kann. Ein digitales Inventar helfe aber immer dann, wenn man gezielt nach etwas suche.

«Es ist endlos»

Es kämen ab und zu Anfragen von Filmregisseuren, die eine spezielle Hero-Dose suchen, für historische Filme, erklärt Fiechter. Per Computer-Suche gelange sie rasch ans richtige Objekt. Aktuell werden im Museums-Depot Dosen- und Konfitüren-Etiketten gescannt und inventarisiert. «Das ist fast endlos. Wenn wir Glück haben, ist neben der Etikette eine Jahreszahl notiert, wenn wir Pech haben, müssen wir recherchieren».

Buch
Legende: Etiketten-Bücher der Hero: «Wenn wir Glück haben, steht eine Jahreszahl dabei», sagt Inventarin Irène Fiechter. Stefan Ulrich/SRF

Etiketten kann man scannen, Ravioli-Dosen und Werbestellwände müssen fotografiert werden. Das kleine Lenzburger Museum hat total drei Vollzeitstellen. Darin ist auch das Pensum für den Hauswart enthalten. Dieses kleine Team muss nebem dem laufenden Betrieb auch die Hero-Sammlung und andere Sammlungen ordnen und digitalisieren. Sicher ist: Die Arbeit geht dem Museum Burghalde und mit ihm den vielen anderen Museen in der Schweiz nicht so schnell aus.

Marc Seidel, wird man je damit fertig?

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Marc Seidel leitet das Museum Burghalde Lenzburg und koordiniert das Projekt «Kulturerbe Informationsmanagement».

SRF: Wann ist man mit Inventarisieren fertig?

Marc Seidel: Das ist nach meiner Zeit. Das ist gigantisch viel. Jede Sammlung wächst. Das fordert Leute, die sich dem annehmen und eine Sammlungsstrategie entwickeln, um zu wissen, was man überhaupt dokumentieren will.

Wie kann man es überhaupt schaffen?

Wir müssen kosten und Personal im Griff haben. Viele sind überfordert, weil es so viel ist. Aber wenn ich weiss, was im Keller ist, welche Trouvaillen, dann kann ich besser Ausstellungen zusammenstellen.

Ein Kleinstmuseum hat viele Dinge, eine Person ist mit Herzblut dabei und führt selber Karteikärtchen. Und jetzt kommt ein Projekt, das Digitalisieren will. Sie als Koordinator, wie gehen Sie vor?

Wir können nicht mit dem Vorschlaghammer vorfahren. Wir brauchen Verständnis. Wir dürfen kein neues System aufbauen, das alle überfordert. Die einfachen Strukturen müssen wir respektieren.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 05.03.2021, 17.30 Uhr;

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