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Hilfe für die Helfer First Responder: Wenn Nothelfer selbst Hilfe brauchen

Nach belastenden Rettungseinsätzen ist die Verarbeitung entscheidend. Feuerwehren berichten über vielfältige Ansätze zur emotionalen Bewältigung der First Responder.

Ihr Einsatz, der Leben retten kann, erfolgt spontan. Ob bei der Arbeit oder zu Hause, die First Responder werden aus dem Alltag heraus zu einem Notfall wie einem Herzinfarkt gerufen.

Dies in einer Region, welche sie gut kennen. «Ich weiss oft, wer an dieser Adresse wohnt», sagt Karin Moser aus Ebnat-Kappel im Toggenburg, die First Responderin ist. Zum Teil kenne sie die Personen auch persönlich – zum Beispiel Eltern von Gspänli aus ihrer Schulzeit. Darauf müsse man sich gut vorbereiten.

Ich weiss oft, wer an dieser Adresse wohnt.
Autor: Karin Moser First Responderin

Karin Moser rückt in ihrem Dorf aus, wenn ihr Handy surrt und der Alarm von der kantonalen Notrufzentrale losgeht. Was wirklich los ist und ob sie den Betroffenen oder die Betroffene sogar kennt, sieht sie erst vor Ort.

Wer sind diese First Responder?

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Eigentlich kann jede und jeder First Responder werden. Die Voraussetzungen sind je nach Kanton verschieden. Die Mindestanforderung besteht aus einer Ausbildung in Erster Hilfe in einem BLS-AED-Kurs und aus einer zusätzlichen Weiterbildung als First Responder. Es gibt auch Kantone, die höhere Anforderungen an die First Responder haben.

Der Grundgedanke war, ein Netzwerk aufzubauen, das im Fall eines Herznotfalls schnell und effizient reagieren kann. Viele First Responder sind mit einem Defibrillator ausgerüstet. Heute werden First Responder auch bei anderen medizinischen Notfällen eingesetzt.

In einigen Kantonen müssen die First Responder Mitglied einer Feuerwehr sein. Die Alarmierung wird dort über den Feuerwehrnotruf ausgelöst. In anderen Kantonen arbeiten die Notrufzentralen mit einer speziellen App.

Durchatmen, handeln, notfalls reanimieren – das ist die Aufgabe der First Responder. Bis Ambulanz und Notarzt eintreffen. Und dann: das Erlebte verarbeiten.

Peer-Helferinnen unterstützen in der Not

Dass man die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommt oder die Gefühle überwältigend sein können, könne auch die Abgehärtetsten treffen, sagt Simon Gebs, Leiter des Care Teams der Feuerwehren des Kantons Zürich, an einem Weiterbildungstag der Toggenburger Feuerwehren.

Menschen sitzen in einem Saal.
Legende: An einem Weiterbildungstag im Kanton St. Gallen treffen sich zahlreiche Feuerwehrleute, um mehr darüber zu erfahren, wie auch sie selbst Hilfe bekommen können. SRF/Selina Etter

«Eine Nachbesprechung mit Kolleginnen und Kollegen kann helfen», sagt Gebs. Zudem gebe es die Möglichkeit, Begleitpersonen, sogenannte Peers, ins Boot zu holen.

Was sind Peers?

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Peers sind Nothelferinnen und Nothelfer mit einer zusätzlichen Ausbildung. Sie bieten Einzelgespräche an, können aber auch eine Nachbesprechung im Team leiten. Die Peers sind in Interessensgruppen organisiert. Diese betreiben – beispielsweise in der IG Nord – auch eine Hotline.

«Die Erfahrung zeigt, dass viele First Responder selbst keine Hilfe suchen», sagt Karin Billeter, Rettungssanitäterin und Leiterin der Peer-Group IG Nord. Es sei deshalb wichtig, dass die Peers auch einmal nachfragen: «Wie geht es dir?»

Die Erfahrung zeigt, dass viele First Responder keine Hilfe suchen.
Autor: Karin Billeter Rettungssanitäterin und Leiterin der Peer-Group IG Nord

Die Haltung, die Kultur in einem Team von First Respondern sei ganz entscheidend. Insbesondere die Kommandantinnen und Kommandanten hätten eine Vorbildfunktion, sagt Karin Billeter.

Jacke mit der Aufschrift Feuerwehr hängt an einem Stuhl.
Legende: First Responder sind oft vor der eigentlichen Rettungssanität vor Ort. srf/selina etter

Stefan Blaser, Kommandant der Feuerwehr Bütschwil-Ganterschwil (SG), ist sich dessen bewusst. Er hat darum einen Ausbildungsmorgen im Toggenburg organisiert, um die First Responder über die Möglichkeiten von Hilfestellungen zu informieren: «Uns ist wichtig, dass die Leute gesund aus den Einsätzen zurückkehren, damit sie auch wieder gesund an den nächsten Einsatz gehen können.»

Daheim schweigen die Helferinnen und Helfer

In einem Punkt sind sich viele der rund 50 anwesenden First Responder am Weiterbildungsmorgen im Toggenburg einig: Sie erzählen daheim nichts von ihren Einsätzen.

Karin Moser redet lieber mit jenen, mit welchen sie gemeinsam im Einsatz war: «Manchmal rufe ich nach einem schweren Einsatz am Folgetag den Kollegen an und frage ihn, wie es geht.» Und ein First Responder fügt an: «Es gibt die Schweigepflicht. Zudem möchte ich auch meine Frau nicht mit ins Boot holen.» Er möchte so verhindern, dass am Schluss sie Probleme mit den Geschehnissen hat.

Rendez-vous, 30.1.2024, 12:30 Uhr ; 

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