Ihr Einsatz, der Leben retten kann, erfolgt spontan. Ob bei der Arbeit oder zu Hause, die First Responder werden aus dem Alltag heraus zu einem Notfall wie einem Herzinfarkt gerufen.
Dies in einer Region, welche sie gut kennen. «Ich weiss oft, wer an dieser Adresse wohnt», sagt Karin Moser aus Ebnat-Kappel im Toggenburg, die First Responderin ist. Zum Teil kenne sie die Personen auch persönlich – zum Beispiel Eltern von Gspänli aus ihrer Schulzeit. Darauf müsse man sich gut vorbereiten.
Ich weiss oft, wer an dieser Adresse wohnt.
Karin Moser rückt in ihrem Dorf aus, wenn ihr Handy surrt und der Alarm von der kantonalen Notrufzentrale losgeht. Was wirklich los ist und ob sie den Betroffenen oder die Betroffene sogar kennt, sieht sie erst vor Ort.
Durchatmen, handeln, notfalls reanimieren – das ist die Aufgabe der First Responder. Bis Ambulanz und Notarzt eintreffen. Und dann: das Erlebte verarbeiten.
Peer-Helferinnen unterstützen in der Not
Dass man die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommt oder die Gefühle überwältigend sein können, könne auch die Abgehärtetsten treffen, sagt Simon Gebs, Leiter des Care Teams der Feuerwehren des Kantons Zürich, an einem Weiterbildungstag der Toggenburger Feuerwehren.
«Eine Nachbesprechung mit Kolleginnen und Kollegen kann helfen», sagt Gebs. Zudem gebe es die Möglichkeit, Begleitpersonen, sogenannte Peers, ins Boot zu holen.
«Die Erfahrung zeigt, dass viele First Responder selbst keine Hilfe suchen», sagt Karin Billeter, Rettungssanitäterin und Leiterin der Peer-Group IG Nord. Es sei deshalb wichtig, dass die Peers auch einmal nachfragen: «Wie geht es dir?»
Die Erfahrung zeigt, dass viele First Responder keine Hilfe suchen.
Die Haltung, die Kultur in einem Team von First Respondern sei ganz entscheidend. Insbesondere die Kommandantinnen und Kommandanten hätten eine Vorbildfunktion, sagt Karin Billeter.
Stefan Blaser, Kommandant der Feuerwehr Bütschwil-Ganterschwil (SG), ist sich dessen bewusst. Er hat darum einen Ausbildungsmorgen im Toggenburg organisiert, um die First Responder über die Möglichkeiten von Hilfestellungen zu informieren: «Uns ist wichtig, dass die Leute gesund aus den Einsätzen zurückkehren, damit sie auch wieder gesund an den nächsten Einsatz gehen können.»
Daheim schweigen die Helferinnen und Helfer
In einem Punkt sind sich viele der rund 50 anwesenden First Responder am Weiterbildungsmorgen im Toggenburg einig: Sie erzählen daheim nichts von ihren Einsätzen.
Karin Moser redet lieber mit jenen, mit welchen sie gemeinsam im Einsatz war: «Manchmal rufe ich nach einem schweren Einsatz am Folgetag den Kollegen an und frage ihn, wie es geht.» Und ein First Responder fügt an: «Es gibt die Schweigepflicht. Zudem möchte ich auch meine Frau nicht mit ins Boot holen.» Er möchte so verhindern, dass am Schluss sie Probleme mit den Geschehnissen hat.