Im späten 19. Jahrhundert waren sie in der Schweiz verbreitet: die damals modernen Wettersäulen. Man fand sie in Pärken, auf Bahnhofplätzen oder an Promenaden. Für Passantinnen und für Bauern zeigten sie Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und die Zeit an. Auch wenn solche Prognosen dank Wetter-Apps unterdessen einfacher verfügbar sind, werden Wettersäulen wieder aufgestellt – in mehreren Regionen der Schweiz.
Sie sehen aus wie früher: Früher waren die Wettersäulen der deutschen Firma Lambrecht besonders beliebt. Mit ihren filigranen Verzierungen, dem eleganten Spitz mit Zeigern in die vier Himmelsrichtungen und der meist grünen Verkleidung gleichen manche Säulen eher einer grossen dekorativen Spieluhr als einem technischen Instrument.
Von Gott zur Wissenschaft
Die Messstationen seien ein Symbol für die Aufklärung gewesen, erklärt Kurt Zubler vom Historischen Museum in Baden. «Bis ins weite 18. Jahrhundert glaubten die Menschen, das Wetter sei von Gott gemacht.»
Erst später erforschte die Wissenschaft die verschiedenen meteorologischen Phänomene. Durch diese Wettersäulen habe man die Erkenntnisse für die Bevölkerung sichtbar machen können.
Mit der Entstehung des Rundfunks verloren die Wettersäulen jedoch immer mehr an Bedeutung. Schliesslich verkündeten seither die Radiosender mehrmals täglich die Wetterprognosen. Nach einer kurzen Renaissance nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden die Lambrecht-Wetterstationen in der Schweiz mehr und mehr. Bis jetzt.
Restaurierte Wetterkästen
Heute sind in der Schweiz noch rund 25 bis 35 solcher Stationen intakt. Davon gehen Karl und Gertrud Vögeli aus. Der Sammler und die Sammlerin aus dem Kanton St. Gallen gehören zu den wenigen, die heute noch solche Lambrecht-Wetterstationen restaurieren.
Sie haben bereits mehrere dieser schmucken Wetterkästen wieder auf Vordermann gebracht, wie jene in Chur (GR), Huttwil (BE) oder Wohlen (AG).
Auch in Baden (AG) steht nun wieder eine originale Lambrecht-Wettersäule. Jene, die früher beim Badener Bahnhof jahrelang die Bevölkerung über anstehenden Regen und Sonnenschein informierte.
Wanderer trafen sich bei Wettersäule
In aufwändiger Arbeit liess die Stadt die dunkelgrüne, rund drei Meter hohe Säule restaurieren. «Es wäre schade, so ein historisches Objekt im Lager verstauben zu lassen», findet die Badener Stadträtin Steffi Kessler. Natürlich gehe es auch um Nostalgie: «Gerade im digitalen Zeitalter ist es etwas Spezielles, eine so schöne, analoge Wetterstation bestaunen zu können.»
Die Wetterstation kann auch Brücken schlagen zur Tradition.
Das bestätigt Kurt Zubler vom Historischen Museum. Gerade erst kürzlich habe ihn ein Mann angesprochen und erzählt, auch er habe noch in den 1960er- und 1970er-Jahren mit seiner Wandergruppe immer die Wettersäule am Bahnhof in Baden konsultiert.
«Je nachdem, was die Instrumente anzeigten, fand die Wanderung statt oder alle gingen wieder nach Hause.» Es sei ein wahnsinnig tolles Objekt, das vielleicht auch Brücken schlagen könne zu dieser alten Tradition.
Wettersäule als Nostalgie und Tradition
Wer künftig also prüfen möchte, ob sie oder er das Wetter auch ab Säule interpretieren kann – ganz ohne Wetter-App – kann das in Chur, Huttwil, Wohlen oder neu im Bäderquartier Baden tun. Die restaurierte Wettersäule, in englischem Grün aus der Belle Epoque, steht beim neuen Thermalbad Fortyseven.