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Hohe Nachfrage vor Ferien «Nicht so einfach, die Testkapazität kurzfristig aufzustocken»

Nach den Lockerungen der Corona-Massnahmen, die in der Schweiz seit dem Wochenende in Kraft sind, gilt: Ist man nicht geimpft oder genesen, muss man ein negatives Testergebnis vorweisen, wenn man beispielsweise in den Club oder zum Konzert will. Gleiches gilt für Auslandsreisen. Deswegen, und da vielerorts die Ferien beginnen, steigt wohl die Nachfrage nach Testmöglichkeiten. Die Kapazitäten bei den Apotheken zu erhöhen, sei aber nicht leicht, sagt Martine Ruggli vom Apothekerverband Pharmasuisse.

Martine Ruggli

Apothekerverband Pharmasuisse

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Martine Ruggli ist Präsidentin des Schweizerischen Apothekerverbands Pharmasuisse.

SRF News: Bauen die Apotheken die Testkapazitäten jetzt aus?

Martine Ruggli: Es ist nicht so einfach, die Kapazität so kurzfristig aufzustocken. Wir sind im Gespräch mit unseren Apothekerinnen und Apothekern und schauen, dass sie so viel wie möglich testen. Es ist nicht überall einfach, denn es braucht erstens Personal, und zweitens die nötige Infrastruktur, die nicht immer gegeben ist. Deswegen ist es relativ kompliziert, aufzustocken, wenn man auch gleichzeitig impfen sollte.

Wie muss die Situation einer Apotheke denn sein, damit sie eine bestimmte Testkapazität anbieten kann?

Erstens: Für solche Tests braucht man einen separaten Konsultationsraum. Fast alle Apotheken haben solche Räume. Doch die werden auch für andere Konsultationen benötigt. Deswegen kann man sie nicht immer buchen. Zweitens: Man muss das Personal dazu haben. Der Apotheker hat viele Kompetenzen, etwa die ganze Kontrolle und Validierung der Rezepte.

Häufig ist der Tagesablauf schon sehr voll, denn sie müssen Kunden betreuen, so dass sie wenig Kapazitäten haben, um noch etwas zusätzlich anzubieten.

Wenn er oder sie den ganzen Tag testet, muss man einen zweiten Apotheker haben, der diese Kontrollen und den normalen Ablauf in der Apotheke gewährleistet. Die meisten Apotheken haben ein bis zwei Apotheker vor Ort, aber häufig ist der Tagesablauf schon sehr voll. Sie müssen die Kundschaft betreuen. Deshalb haben sie auch wenig Kapazitäten, um noch etwas zusätzlich anzubieten. Mehr Personal, das bedeutet auch, dass die Pharmaassistentinnen mehr Arbeit übernehmen müssen. Das ist möglich, aber das liegt immer in der Verantwortung des Apothekers oder der Apothekerin, und das Tagesgeschäft muss trotzdem laufen.

Was haben Sie für Rückmeldungen von den Apotheken? Sind die Kapazitäten für Coronatests schon erhöht worden?

Ja, wir sind dran, schon lange. Wir finden, es ist extrem wichtig, dass wir das der Bevölkerung anbieten können und wir sollten das auch tun. Und ja, unsere Apotheken – alle jene, die das können – probieren, Tests anzubieten. Aber wie gesagt, wenn ein Apotheker schon den ganzen Tag impft, dann hat er meist nicht zusätzlich noch einen zweiten Apotheker, der jetzt testet. Wir sehen aber eine Erweiterung der Offerte bei den PCR-Tests. Denn wenn die ersten Schnelltests positiv sind, müssen sie bestätigt werden durch einen PCR-Test.

Philippe Luchsinger, Präsident der Hausärztinnen und Kinderärzte, sagt ganz klar: Wir stocken nicht auf. Bringt das Apotheken in die Bredouille?

Die Hausärzte haben genau das gleiche Problem wie wir. Sie können nicht beliebig aufstocken. Es gibt die Testzentren und daneben die Apotheken, die die meisten Tests anbieten. Das heisst, dass die Hausärztinnen und -ärzte nicht aufstocken, wird eigentlich nicht eine grosse Rolle spielen für die Apotheken, weil sie im Moment nicht diejenigen sind, die am meisten testen.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.

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SRF 4 News, 29.06.2021, 06:50 Uhr ; 

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