Mitten in der Sommerferienzeit sind viele Basler Hotels nur wenig ausgelastet. «Im Moment ist zu ruhig für uns», sagt Franz-Xaver Leonhardt, Präsident des Basler Hotelierverbandes und Chef der Krafft-Hotelgruppe, auch wenn es im Juli immer schwächer sei.
Für das moderne Hotel Nomad mitten in der Stadt, das zu seiner Gruppe gehört, vermutet er dessen kostendeckende Preise als einen Grund: Dort kostet derzeit ein Doppelzimmer 215 Franken, in den meisten anderen Basler Viersternehotels nur etwa 170 Franken.
Tiefe Preise seien toll für Touristen, aber für Hotels ein Dilemma, weil Zimmer erst mit höheren Preisen rentabel wären. Im Moment reisten neben Touristen wenig andere Gäste nach Basel, deshalb stünden sehr viele Zimmer leer, erklärt Leonhardt. Der Gäste-Kuchen sei klein, und davon wolle jeder ein kleines Stück ergattern – «dann geht er mit dem Preis runter, bis eine Nachfrage kommt».
Wir wollen uns nicht unter Preis verkaufen.
Heute würden in den meisten Hotels Computerprogramme errechnen, wie günstig Zimmer sein sollen, um Gäste anzulocken. Auf dieses sogenannte Dynamic Pricing verzichte sein Hotel aber, weil die Angestellten gute Löhne hätten und eine tolle Dienstleistung erbrächten. «Wir wollen uns nicht unter Preis verkaufen».
Für uns ist wichtig, dass die Hotels wirtschaftlich tragfähig sind.
Der Preisdruck nach unten sei für Hotels langfristig schädlich, sagt auch Letizia Elia, Direktorin von Basel Tourismus. «Für uns ist wichtig, dass die Hotels wirtschaftlich tragfähig sind.» Bleiben Zimmer zu lange zu billig, könne das ein Hotel in finanzielle Schieflage bringen.
Das aktuelle Überangebot an Zimmern in Basel liegt auch an Neueröffnungen in den letzten Jahren – manche Hotels wurden just in der Pandemie eröffnet. Geplant worden war teils noch in Zeiten publikumsstarker Grossanlässe. Lange Zeit waren während der Kunstmesse «Art Basel» oder der Uhren- und Schmuckmesse «Baselworld» weit herum alle Zimmer ausgebucht, trotz teils happigen Preisen.
Zudem sei früher der individuelle Geschäftstourismus zum Beispiel von Pharmakonzernen stark gewesen. Die Annahme, dass es nach der Pandemie weitergehe wie davor, habe sich nicht bewahrheitet, sagt Elia. Heute fliege man weniger und viele Meetings fänden online statt.
Schweiz Tourismus stellt einen Covid-Effekt für alle Schweizer Städte fest, weil sie stark vom Geschäftstourismus abhängig seien: Basel, Genf, Zürich und Lausanne hätten so während der Pandemie schneller und mehr Logiernächte verloren als Regionen auf dem Land oder in den Bergen.
Die Basler Tourismus-Direktorin betont, eine gewisse Anzahl an Hotels sei für einen Messe- und Kongressstandort sehr wichtig. Für die grossen Veranstaltungen, die für die Wertschöpfung in Basel wesentlich seien, brauche es eine gute Infrastruktur.
Das macht uns einfach Sorgen, und wir haben nicht viele Reserven.
Die Auslastung verbessern will Elia mit mehr Freizeitgästen und neuen Kongressen, die sie nach Basel locken will. «Wir haben eine sehr gute Ausgangslage mit einer starken Wissenschaft und Wirtschaft.» Gemäss Schweiz Tourismus schielen indes auch andere Städte seit einer Weile schon auf Freizeitgäste. Da seien die Chancen hiesiger Städte gut dank viel Grün, Top-Kulturangeboten und der Nähe zu Bergen.
Elias Stossrichtung unterstützt auch der Basler Hotelierverbands-Präsident Leonhardt. Klappe das aber nicht, dann werde es wohl für ein paar Hotels unangenehm. «Das macht uns einfach Sorgen, und wir haben nicht viele Reserven». Er erinnert daran, dass auch einige Hotels jetzt noch Covid-Kredite zurückzahlen müssten.–