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Hundehotel Hierhin fliehen Hund und Hündeler vor Böllern und Raketen

Was tun, wenn der eigene Vierbeiner knallendes Feuerwerk überhaupt nicht erträgt? Diese Hündeler suchen Unterschlupf im Hundehotel im Bündner Lugnez. Das Nischenangebot stösst auf Nachfrage bei Hundehaltern.

Jedes Jahr flammt die Diskussion rund um Feuerwerk wieder auf. Gemäss einer Umfrage gehört dies aber für die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer zum Nationalfeiertag dazu. Nur rund ein Drittel spricht sich demnach gegen Knaller aus.

Wer dies ablehnt, tut das der Umfrage zufolge vor allem wegen der Verschmutzung, der Verletzungsgefahr und der Belastung der Tiere. Dass Letztere leiden, spüren gerade Hundebesitzerinnen und -besitzer.

Ein Ort fernab knallenden Feuerwerks

Ein Paradies für Hunde liegt während diesen Tagen also nicht in den Hundeparks der grossen Schweizer Städte, sondern in Vella, im bündnerischen Lugnez. 19 Hunde und 21 Gäste suchen im Hotel Gravas ihre Ruhe. Die Zimmer sind mit allerlei Zubehör für Hunde ausgestattet. Näpfe, Deckchen, Hundesäckchen und Goodies sind parat für Fido, Bello, Mimi oder auf welchen Namen der pelzige Freund auch hört.

Zwei Personen führen Hunde vor einem Hotel.
Legende: Vierbeiner sind in diesem Hotel willkommen. Gerade die Tage über den 1. August ist das Haus komplett ausgebucht. SRF

Dass rund um den 1. August und Silvester hier Hündeler ein Zimmer buchen, hat vor allem einen Grund: Im Lugnez (oder Val Lumnezia) verbietet die Gemeinde das Abbrennen von Feuerwerk. Neben dem Seitental der Surselva schränken noch zahlreiche andere Orte im Kanton Graubünden das Zünden von Feuerwerk ein.

Martina Schadt aus Oberrohrdorf ist froh, dass Vierbeiner im Hotel in Vella willkommen sind: «Unsere Laia hat völlige Panik. Wir müssen ihr Bachblütentropfen geben und Säcke über den Kopf ziehen, sonst hält sie das nicht aus. Sie ist so ein Nervenbündel.»

Verhaltenstierärztin: «Für den Hund ist das schrecklich»

Dass viele Hunde unter dem Knallen von Feuerwerk leiden, bestätigt Anneli Muser Leyvraz. Sie ist Präsidentin der Schweizerischen Tierärztlichen Vereinigung für Verhaltensmedizin (STVV). «Für den Hund ist es sehr schrecklich, denn Lärm zeigt eigentlich an, dass irgendwo eine unbekannte, grosse Gefahr lauert.»

Das Tier ergreift deshalb Strategien, um sich vor dieser Gefahr zu schützen, wie Muser Leyvraz weiter sagt. «Die Hunde winseln, zittern, verstecken sich. Manche erbrechen oder haben spontan Durchfall. Andere fangen wie wild an, Dinge zu zerstören. Sie kratzen an Türen, an Sofas. Das kann sehr dramatisch sein», sagt Muser Leyvraz.

Und diese Ängstlichkeit könne auch nach dem Feuerwerk noch anhalten «Es gibt Hunde, die Tage danach noch in diesem Zustand bleiben. Viele Leute sagen, dass sie danach kaum mit ihrem Hund Gassi gehen können. Man kann ja dem Hund nicht klarmachen, dass das nur punktuell ist.»

Das empfiehlt der Tierschutz

Box aufklappen Box zuklappen

Der Tierschutz rät Frauchen oder Herrchen, knallerfreie Zonen einzurichten. Denn es kann auch zu Gehörschäden beim Tier kommen.

Fenster, Türen und möglichst auch die Rollos in der Wohnung sollten auch tagsüber geschlossen sein, damit der Lärm und die Lichtblitze gedämpft werden. Eine Geräuschkulisse von Fernseher oder Radio kann ebenfalls helfen, Aussengeräusche zu überdecken.

Halter sollten bereits einige Tage vor dem 1. August Hunde in bewohnten Gebieten nur noch angeleint ausführen, denn verfrühte Kracher könnten sie in panischem Schrecken davonlaufen lassen. Unfälle, verursacht durch das verstörte Tier, sind oft die Folge.

Wer diese «Feuerwerksneurose» bei seinem Hund schon einmal beobachtete, sollte ihn einige Tage vor dem 1. August einem Tierarzt zeigen. Dieser kann Beruhigungstabletten oder -tropfen verordnen, welche die Folgen solcher Angstzustände mildern. Oft hilft es aber schon, wenn ein vertrauter Mensch am Nationalfeiertag bei dem Tier bleibt.

Für Halterinnen und Halter gibt es verschiedene Strategien, um dem Hund und so auch sich selbst das Leben einfacher zu machen. Der Tierschutz empfiehlt diverse Verhaltensweisen (siehe Box). Und wenn alles nichts nützt? Da hilft nur die Flucht ins Ausland – oder an einen Ort wie dem Hotel in Vella.

Vom Familien- zum Hundehotel

Hundehalter statt Familien mit Kindern wie früher. Die Geschäftsidee kam Beatrice Di Blasi vor gut 25 Jahren. Sie hat inzwischen viele Stammgäste, die genau dieses Nischenangebot suchen, speziell über den Nationalfeiertag, wie sie sagt.

«Das ist unser Highlight. Bevor die Leute hier weggehen am 3., 4. August buchen sie gleich wieder für nächstes Jahr. Wir sind also bereits fast wieder ausgebucht über Silvester und über August.»

Die vierbeinigen Gäste im Hundehotel

Menschen und ihre vierbeinigen Freunde – ein prosperierendes Geschäftsmodell für das Hotel, das wirklich auf den Hund gekommen ist.

Tagesschau, 01.08.2024, 19:30 Uhr

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