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Hunderte Menschen an Umzug Ganz normale Fasnacht in Einsiedeln – trotz Corona-Pandemie

Mit dem Schmutzigen Donnerstag fiel vergangene Woche in der Innerschweiz der Startschuss für die Fasnacht 2021. Eine Fasnacht, welche aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden wird.

Nationalrat Gmür wird von Parteikollegen für Teilnahme kritisiert

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Mitte-Nationalrat Alois Gmür nahm ebenfalls an der Einsiedler Fasnacht teil. «In der Zentralschweiz die Fasnacht zu verbieten, ist nicht möglich», sagte Gmür zu «20 Minuten». Es sei auch ein Virus, das einen befallen würde. Am Ende stehe Virus gegen Virus, also Fasnachtsvirus gegen Coronavirus, erklärt Gmür. «Ich hoffe, dass das Fasnachtsvirus siegt.»

Seine Teilnahme sorgt bei Parteikollegen für rote Köpfe. Gerhard Pfister, Parteipräsident der Mitte, hat seinen Parteikollegen Alois Gmür wegen dessen Teilnahme an einem verbotenen Fasnachtsumzug in Einsiedeln SZ gerügt. Die Teilnahme am Umzug sei Gmürs persönliche Entscheidung. Sie entspreche aber nicht der Haltung der Partei. Als Nationalrat sei Gmür eine öffentliche Person und habe damit eine gewisse Vorbildfunktion, sagte Pfister dem «Tages-Anzeiger».

Ähnlich äusserte sich die Mitte-Fraktionschefin Andrea Gmür. Die Fasnacht sei eine Zeit, in der man vor überschäumender Freude manchmal den Geist ausschalte. Aber das solle nichts rechtfertigen. Alois Gmür sei für sein Verhalten selber verantwortlich.

Die verschiedenen Events letzte Woche verliefen weitgehend ruhig, das Verbot von Menschenansammlungen wurde akzeptiert. In Schwyz waren einzig die drei Böllerschüsse zu hören, welche die Fasnacht jeweils eröffnen.

Ein ganz normaler Fasnachtsumzug

Soweit so gut. Am Montag, 15. Februar, findet im Kanton Schwyz traditionellerweise der «Sühudiumzug» statt. Während sich die Menschen bisher weitestgehend an die Auflagen hielten, sah das Bild heute Morgen ganz anders aus: Hunderte Fasnächtler standen dicht gedrängt im Ortszentrum von Einsiedeln.

Hier haben die Menschen überbordet.
Autor: Dave Mynall Mediensprecher Kapo Schwyz

Auf den Bildern in den sozialen Medien ist zu erkennen, dass sich viele der Teilnehmer ausserdem nicht an die Maskenpflicht hielten. Wären nicht die vielen Anspielungen der Fasnachtsumzüge auf die aktuelle Pandemie zu erkennen gewesen, würde man sich in einem völlig normalen Fasnachtswinter wähnen.

Wie ist es möglich, dass in Einsiedeln mehrere hundert Menschen trotz Versammlungsverbot an einer Veranstaltung teilnehmen dürfen?

Für die Kantonspolizei Schwyz ist die Ansammlung nicht tolerierbar, wie Sprecher Dave Mynall gegenüber SRF News sagt: «Alle Veranstaltungen im Kanton wurden abgesagt. Beim «Sühudiumzug» handelt es sich im klassischen Sinne nicht um eine Veranstaltung.»

100 Ordnungsbussen verteilt

Der Umzug sei eine Tradition, welche ohne Ansprechpartner jedes Jahr an diesem Montag stattfinden würde. Aus Sicht der Polizei habe man deshalb im Vorfeld nur schwer abschätzen können, wie viele Personen kommen würden. «Die Menschen kommen einfach hin.»

Wäre nicht ein Absperren der Strassen eine Option gewesen? «Das ist schwierig durchzuführen, weil der Grossteil der Teilnehmer aus dem Ort selbst ist», sagt Mynall.

Die Polizei habe sich auf den Ansturm der Leute gewappnet, zusätzliche Patrouillen seien am heutigen Montag in Einsiedeln unterwegs. «Durch Abmahnungen und Sensibilisierungsmassnahmen wollten wir Einfluss auf die Fasnächtler nehmen.» Am Nachmittag gab die Kantonspolizei Schwyz bekannt, dass während des Umzuges 100 Ordnungsbussen verteilt worden seien.

«Menschen sind coronamüde»

Am Umzug nahmen gemäss der Polizei über 1000 Menschen teil. «Hier haben die Menschen überbordet.» Man müsse das Ganze aber auch relativieren, sagt Mynall und erklärt, dass am Nachmittag normalerweise noch ein zweiter Umzug stattfinden würde.

«Bei den Fasnächtlern gab es die Einsicht, dass man am Morgen über die Stränge geschlagen hat.» Die Take-Away-Stände zum Beispiel hätten ihr Geschäft ab dem Mittag geschlossen.

Auch für die Kantonspolizei Schwyz ist es unverständlich, weshalb am Morgen trotz der aktuellen Situation derart viele Menschen an den Umzug gekommen sind. «Viele Menschen sind mittlerweile wahrscheinlich etwas coronamüde», sagt Mediensprecher Mynall.

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BAG Infoline Coronavirus : 058 463 00 00 (täglich 6 bis 23 Uhr)

BAG Infoline Corona-Impfung : 058 377 88 92 (täglich 6 bis 23 Uhr)

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Eltern-Notruf Schweiz , Hotline: 0848 35 45 55 (24x7)

Pro Juventute , Hotline für Kinder- und Jugendliche: 147 (24x7)

Schweizer Sorgen-Telefon : 143 (24x7)

Suchthilfe Schweiz : Hotline für Jugendliche im Lockdown 0800 104 104 (Di. bis Do. 9 bis 12 Uhr)

Branchenhilfe.ch : Ratgeberportal für Corona betroffene Wirtschaftszweige

Regionaljournal Zentralschweiz, 11.2.21, 06:30 Uhr

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