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Ignazio Cassis in Brüssel Immerhin sprechen Bern und Brüssel miteinander

Erstmals nach dem Verhandlungsabbruch trifft Aussenminister Cassis den EU-Zuständigen für die Beziehungen zur Schweiz.

Bundesrat Ignazio Cassis reist am Montag nach Brüssel. Er trifft zum ersten Mal den Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maros Sefcovic. Dieser ist seit September für die Beziehung zur Schweiz zuständig.

Nach Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen hofft jetzt die Schweizer Wirtschaft, dass man mit der EU wieder ins Gespräch kommt.

Immerhin: Man spricht miteinander

Ein Eheberater würde angesichts der schwierigen Beziehung zwischen Bern und Brüssel wohl eine Gesprächstherapie empfehlen: Hauptsache, man spricht miteinander, auch wenn man heillos zerstritten ist. So zumindest scheint der Tenor bei den Wirtschaftsverbänden und den Gewerkschaften zu sein.

Ich bin froh, dass die Gespräche wieder in Gang kommen.
Autor: Christoph Mäder Präsident von Economiesuisse

«Ich bin sehr froh, dass die Gespräche auf politischer Ebene wieder in Gang kommen», sagt Christoph Mäder, Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. Auch Valentin Vogt, Arbeitgeber-Präsident, findet den Dialog wichtig.

Es müsse jetzt eine Beziehungsebene aufgebaut werden. «Daran kann man dann für inhaltliche Gespräche anknüpfen.» Von Gesprächsbereitschaft und aufeinander zugehen ist die Rede.

Für Daniel Lampart vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund ist wichtig, dass Cassis dem EU-Vertreter erkläre, warum der Lohnschutz für die Schweiz so wichtig sei. Schliesslich gehe es bei so wichtigen Besuchen vor allem darum, für die eigene Position bei der Gegenseite Verständnis zu wecken.

Es pressiert noch nicht...

Und ganz wie bei einem Paar in der Krise braucht es manchmal einfach Zeit und Durchhaltewillen, bis die Beziehung wieder gekittet ist. Entsprechend empfiehlt der Präsident des Gewerbeverbandes, Fabio Regazzi, viel Sitzleder – schliesslich bestehe keine besondere Dringlichkeit. «Die jetzige Anbindung der Schweiz an die EU funktioniert im Moment.»

...oder etwa doch?

Das sehen andere anders – Stichwort abgebrochene Forschungszusammenarbeit, Hemmnisse für die Medizinaltechnikbranche oder eine drohende Stromlücke. Hier brauche es schnell Lösungen, deshalb sei der Dialog jetzt wichtig, sagt etwa Mäder von Economiesuisse.

Die Schweiz ist für die EU ein extrem wichtiger Handelspartner.
Autor: Christoph Mäder Präsident von Economiesuisse

Wenn sich der Ärger ob des Verhandlungsabbruchs über ein Rahmenabkommen durch den Bundesrat etwas verzogen habe, sei wieder ein konstruktiver Dialog möglich. Denn: «Die Schweiz ist für die EU ein extrem wichtiger Handelspartner – und das dürfen wir auch sagen», betont Mäder.

Und so hoffen alle, dass man wieder miteinander spricht und irgendwie zusammen bleibt – die Schweiz und die EU.

SRF 4 News, HeuteMorgen, 15.11.2021, 06:00 Uhr

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