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Immer mehr Nichtschwimmer Schwimmunterricht ist in der Schweiz unzureichend

  • In der Schweiz erhalten 13 Prozent der Schüler keinen Schwimmunterricht, obwohl dieser im Lehrplan verankert ist.
  • Ein Mangel an Hallen- und Freibädern erschwert die Umsetzung – Eltern und die SLRG schlagen daher Seen als Unterrichtsorte vor.
  • Nur 66 Prozent der Schulen nutzen den Wasser-Sicherheits-Check; die Ausbildung der Lehrkräfte in Wasserkompetenz sollte verbessert werden.
Eine Schwimmlehrerin bringt einem Kind in einem Hallenbad Schwimmen bei.
Legende: Die Zahl derer, die in der Schweiz trotz Schulbesuchs nicht schwimmen können, nimmt von Jahr zu Jahr zu. (Symbolbild) Reuters / Guglielmo Mangiapan

Schwimmen lernen – eine Grundkompetenz, die Leben retten kann. Doch in der Schweiz erhalten 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler keinen Schwimmunterricht, wie eine neue Umfrage zeigt. Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) befragte mehr als 1000 Eltern, um den Stand des Schwimmunterrichts im Land zu klären. Das Ergebnis ist alarmierend, denn obwohl Schwimmunterricht im Lehrplan 21 verankert ist, profitieren längst nicht alle Schüler davon.

Ertrinkungsunfälle in der Schweiz 2023

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Seit 2007 wurden nie mehr so viele Kinder im Alter bis 16 Jahre Opfer von tödlichen Ertrinkungsunfällen wie im Jahr 2023. Dies schreibt die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) in ihrem Report.

  • 58 Personen ertranken, 25 Prozent mehr als der Durchschnitt von 47 Fällen pro Jahr.
  • 12 Opfer waren weiblich (20 Prozent), 46 männlich (80 Prozent).
  • Sieben Kinder unter 16 Jahren ertranken – ein Höchstwert seit 2007.
  • Vier Kinder waren jünger als zehn Jahre, wobei eines im Wassereimer im Garten ertrank; die weiteren Fälle traten in Freibädern (2), einem See (3) und einem Fluss (1) auf.
  • 53 Fälle ereigneten sich in offenem Gewässer, davon 29 in Seen (50 Prozent) und 24 in Flüssen (40 Prozent).
  • Besonders gefährdet sind junge Männer. 17 Männer zwischen 16 und 32 Jahren verloren ihr Leben im Wasser.

An der Relevanzwahrnehmung kann es nicht liegen. Die Bedeutung des Themas ist den meisten Eltern und Schulleitern bewusst: 87 Prozent der Eltern und 83 Prozent der Schulleitungen sehen den Schwimmunterricht als wichtig oder sehr wichtig an. Dennoch fehlen in vielen Regionen die entsprechenden Angebote.

In natürlichen Gewässern üben statt in Pools

Der Lehrplan 21, der in 21 Kantonen zur Anwendung kommt, schreibt den Schwimmunterricht vor. Ein Mangel an Hallen- und Freibädern, so die Eltern, sei jedoch ein grosses Hindernis für die Umsetzung. Dies gilt besonders in ländlichen Gebieten, in denen Schwimmbecken entweder zu weit entfernt oder zu wenig verfügbar sind.

Die SLRG fordert nun mehr Kreativität bei der Umsetzung des Schwimmunterrichts. Als eine mögliche Lösung schlägt die Organisation vor, auch natürliche Gewässer wie Seen in den Unterricht einzubeziehen. Dies könnte nicht nur die Infrastrukturprobleme lindern, sondern auch den Kindern frühzeitig ein Bewusstsein für den sicheren Umgang mit natürlichen Gewässern vermitteln.

Schulen zögern beim Sicherheits-Check

Ein weiteres Resultat der Umfrage ist, dass nur 66 Prozent der Schulen den Wasser-Sicherheits-Check (WSC) einsetzen. Dieser Test bewertet die Schwimmfähigkeiten der Kinder und ist ein wichtiges Mittel, um die Wasserkompetenz der Schüler realistisch einzuschätzen.

Die Forderung der Eltern und der SLRG ist klar: Schulen und Kantone sollen die Ausbildung der Lehrkräfte im Bereich Schwimmen und Wasserkompetenz weiter verbessern. Denn Schwimmen zu lernen, ist mehr als nur Sport – es ist eine grundlegende Kompetenz und damit auch eine Sicherheitsmassnahme.

SRF News, 08.11.2024, 14:00 Uhr ; 

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