- Kinderschutz Schweiz und weitere Organisationen starten eine neue Kampagne, die Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen im Internet schützen soll.
- In den letzten Jahren hat laut den Organisationen besonders online die Erpressung mit intimen Fotos und Videos, auch Sextortion genannt, stark zugenommen.
1696 Fälle von Sextortion wurden im letzten Jahr in der Schweiz verzeichnet, wie ein Blick in die Kriminalstatistik des Bundes zeigt. Das sind über hundert Fälle mehr als noch 2022.
Auch bei Kinderschutz Schweiz stellt man einen Anstieg der diesbezüglichen Meldungen fest, wie deren Geschäftsleiterin Regula Bernhard Hug sagt. «Wir erkennen das bei unserer Meldestelle gegen Pädokriminalität im Netz. Zwischen 2022 und 2024 haben sich die Meldungen verachtfacht und die Hälfte davon betrifft seit 2023 Sextortion-Fälle.»
Das Phänomen habe also massiv zugenommen, so Hug. Ein neuer Kampagnenfilm soll nun für das Thema sensibilisieren. Die Kernbotschaft kommt direkt am Anfang des Films: «Das Foto von dir oder deinen Kindern einfach so online teilen? Lieber nicht. Du weisst nie, wo es landet und was damit passiert.»
Erpresser mit perfider Masche
Landen könnte es schlimmstenfalls in den Händen von Kriminellen. Die zumeist männlichen Online-Erpresser gehen perfide vor: Sie suchen häufig nach sozial isolierten Kindern und Jugendlichen und nehmen anschliessend auf Chatportalen Kontakt zu diesen auf. Nach und nach bauen sie Vertrauen zum Opfer auf, bis sie schliesslich intime Fotos und Videos verlangen.
Haben die Täter einmal solche Aufnahmen erhalten, drohen sie damit, diese zu veröffentlichen, sollten ihre Opfer nicht entweder Geld oder weitere Bilder senden. Die Kampagne will Jugendliche deshalb darauf sensibilisieren, keine intimen Inhalte mit unbekannten Personen zu teilen.
Oft reicht bereits ein Porträtfoto
Aber nicht nur solche intimen Bilder sind ein Problem. Oft reiche auch schon ein unverfängliches Foto, sagt Fabian Ilg von der Schweizerischen Kriminalprävention SKP. «Künstliche Intelligenz macht es für die Täter insofern einfacher, dass sie gar kein eigentliches, intimes Bildmaterial mehr von der Person brauchen.»
Ein Porträtfoto reiche aus, dass Kriminelle gefälschtes intimes Bild- oder Videomaterial herstellen und verbreiten könnten, so Ilg weiter. Gerade auch deshalb sei es wichtig, Bilder und Videos auf Plattformen grundsätzlich nur im geschlossenen Freundeskreis zu teilen und keine Anfragen von Personen anzunehmen, die man nicht kennt.