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Impfeffekt? Hochbetagte stecken sich weniger häufig mit Corona an

Der Anteil der über 80-Jährigen, die sich mit Corona anstecken, ist seit dem Impfstart stark gesunken. Pflege- und Altersheime fordern nun eine Lockerung des Besucherregimes. Hat sich bereits ein Impfeffekt eingestellt?

Pflege- und Altersheime waren im letzten Jahr am Limit: Die Massnahmen mussten besonders strikt und rigoros eingehalten werden, um die hochbetagten Personen und die Risikopatienten vor einer Corona-Ansteckung zu schützen.

Doch jetzt werden in ersten Heimen die Sicherheitsvorkehrungen gelockert: Im Kanton Freiburg dürfen ab dem 1. März geimpfte Heimbewohnende wieder nach draussen und Besuch empfangen. Dies begründet der Kanton mit der hohen Durchimpfungsquote bei den Bewohnenden: Bis am 25. Februar sollen 95 Prozent der Bewohnenden ihre zweite Impfung erhalten haben. Auch in anderen Kantonen wurde in Pflegeinstitutionen schon rege geimpft, viele sind schon mit den zweiten Impfungen durch, stellt Rudolf Hauri, Präsident der Kantonsärzte, fest.

Entspannung bei der Situation von Hochbetagten

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In den letzten Wochen hat sich die Corona-Situation bei den Hochbetagten auch zahlenmässig entspannt: Bei den über 80-Jährigen ist die Inzidenzrate in den letzten Wochen im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen stärker gesunken, wie ein Blick in die Zahlen von SRF Data zeigt. So ist die Anzahl der Neuinfektionen bei den über 80-Jährigen 85 Prozent tiefer als noch anfangs Dezember. Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen lag der Wert im Dezember bei gut 380 wöchentlich, ging dann auf knapp 90 zurück.

Ist der Rückgang der Inzidenzen bei Hochbetagten auf die Impfung zurückzuführen? Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte findet es verfrüht, Vermutungen über den Impfeffekt anzustellen.

Nach wie vor sei nicht geklärt, ob die Impfung vor einer Ansteckung schütze. «Es sind viele Faktoren, die beim Rückgang der Infektionen bei den Hochbetagten mitspielen», sagt er weiter.

Wenn alle die Personen in den Heimen geimpft sind, die dies auch wollen, dann steht der Diskussion und der Umsetzungen von Lockerungen eigentlich nichts im Wege.
Autor: Rudolf Hauri Präsident der Kantonsärzte

Neben den allgemeinen Schutzmassnahmen könnten gerade auch die vielen Ansteckungen in den Institutionen eine Rolle gespielt haben. «Da sich schon viele Leute in den Heimen schon mit dem Virus angesteckt haben, haben auch viele eine Teilimmunität erreicht», sagt Hauri.

Den Wunsch nach Lockerungen der Heime kann Hauri trotz Unsicherheit über den Impfeffekt nachvollziehen. «Wenn alle die Personen in den Heimen geimpft sind, die dies auch wollen, dann steht der Diskussion und der Umsetzungen von Lockerungen eigentlich nichts im Wege», sagt er. Ideal wäre eine Durchimpfungsquote von rund 70 Prozent.

Weitere Altersheime wollen lockern

Die Alters- und Pflegeheime im Kanton Freiburg haben diesen Wert nach der zweiten Impfung locker erreicht. Auch in anderen Kantonen wollen Altersheime nachziehen. Die Institution Casa Solaris in Niederuzwil hat bereits 90 Prozent ihrer Bewohnenden zum ersten Mal geimpft, die zweite Impfung soll im März folgen.

Auch sie strebt eine Lockerung des Besucherregimes an für die Geimpften, sobald diese die zweite Impfung erhalten haben. «Wir haben dem Kanton letzte Woche ein Konzept vorgelegt», so Clovis Défago, Verwaltungsratspräsident von der Casa Solaris AG, die mehrere Standorte in der Ostschweiz betreibt. Der Kanton habe sich quergestellt und explizit die Ungleichbehandlung der Ungeimpften kritisiert, sagt Défago.

Auf Anfrage schreibt das St. Galler Gesundheitsdepartement in Bezug zu möglichen Lockerungen: «Zuerst einmal müssen die Zweitimpfungen abgeschlossen werden und der Infektionsschutz aufgebaut sein.» Sie würden die Fragestellung in «nützlicher Frist» aufgreifen und mit den Verantwortlichen diskutieren. Dies kritisiert Défago: «Wenn es um Restriktionen geht, dann gelten die ab morgen, wenn etwas gelockert werden soll, dann dauert es Wochen».

Hier finden Sie Hilfe in der Coronazeit

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Corona beschäftigt uns alle. Unten finden Sie eine Liste mit Hotlines und Ratgebern rund um Corona.

BAG Infoline Coronavirus : 058 463 00 00 (täglich 6 bis 23 Uhr)

BAG Infoline Corona-Impfung : 058 377 88 92 (täglich 6 bis 23 Uhr)

Dureschnufe : Plattform für psychische Gesundheit rund um das neue Coronavirus

Angst und Panikhilfe Schweiz , Hotline: 0848 801 109 (10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr)

Eltern-Notruf Schweiz , Hotline: 0848 35 45 55 (24x7)

Pro Juventute , Hotline für Kinder- und Jugendliche: 147 (24x7)

Schweizer Sorgen-Telefon : 143 (24x7)

Suchthilfe Schweiz : Hotline für Jugendliche im Lockdown 0800 104 104 (Di. bis Do. 9 bis 12 Uhr)

Branchenhilfe.ch : Ratgeberportal für Corona betroffene Wirtschaftszweige

10vor10, 18.02.2021, 21:50 Uhr

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