«Normalerweise fahre ich nie Velo, immer Auto. Aber heute mache ich ein schönes Sonntagsvergnügen daraus.» Das sagte 1973 ein Mann am autofreien Sonntag gegenüber einem Fernsehreporter. Aus dieser Zeit sind die autofreien Sonntage bekannt. Der Bund reagierte damit auf die Erdölkrise und die knappen Benzinvorräte.
Rund 50 Jahre ist das her und nun kommt die Forderung im Kanton Baselland wieder auf den Tisch. Luca Zwicky ist überzeugt, dass nicht nur die Umwelt und die Bevölkerung, sondern auch das Gewerbe davon profitieren würden.
Es könnten neue Begegnungen entstehen. Da haben nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft etwas davon.
«Familien wären auf den Strassen. Dann könnten Cafés herausstuhlen und die Leute bedienen. Es könnten neue Begegnungen entstehen. Da haben nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft etwas davon.» Aufgekommen sei die Idee, nachdem die Schweiz das CO₂-Gesetz im Sommer 2021 knapp abgelehnt hatte, sagt Zwicky. Die Idee hatte er unter anderem zusammen mit seinem Bruder Jan. Hinter der Initiative steht keine etablierte politische Organisation; die Initiantinnen und Initianten eint das Engagement für autofreie Sonntage.
An vier Sonntagen pro Jahr sollen die Strassen für Autos, Lastwagen und Motorräder gesperrt sein. Ausgenommen wären die Hauptverkehrsachsen – und natürlich Einsatzfahrzeuge bei Notfällen oder für wichtige Transporte.
Forderung schon mehrfach gescheitert
Autos von den Strassen verbannen? Dieser Wunsch dürfte allerdings auf harsche Gegenwehr stossen. Eine nationale Volksinitiative mit einer ähnlichen Idee ist vor 20 Jahren abgeblitzt. Und die autofreien Sonntage in den 70er-Jahren sind zwar vielen in positiver Erinnerung. Allerdings war es eine notgedrungene Reaktion auf die knappen Benzinlager während der Erdölkrise.
In der Schweiz kennen einzelne Städte oder Regionen autofreie Sonntage. Aber für das ganze Kantonsgebiet gibt es keine autofreien Tage.
Auch im eigentlich autoaffinen Kanton Baselland werden die Gegner das Anliegen entsprechend vehement bekämpfen. Andreas Dürr, FDP-Landrat und Präsident des Automobilclubs beider Basel (ACS), lehnt die Forderung entschieden ab: «Die Initianten wollen ihre Lebensweise der Mehrheit aufzwingen. Sie wollen bestimmen, wie wir die autofreien Sonntage gestalten sollen.»
Die Initianten wollen ihre Lebensweise der Mehrheit aufzwingen.
Ausserdem sei die Forderung nicht mit den autofreien Sonntagen während der Ölkrise in den 70ern vergleichbar. «Das waren einfach einige autofreie Sonntage, dann war es aber auch wieder abgeschlossen, wie ein Event.» Von bürgerlicher Seite bläst der Forderung nach jährlich vier autofreien Sonntagen also ein rauer Wind entgegen.
Initianten wollen Diskussion anregen
Davon wollen sich die Initianten nicht abbringen lassen. Mit ihrer Initiative wollen sie mehr als nur autofreie Tage erreichen: «Wir wollen auch einen Diskurs über Umweltpolitik entfachen.» Die Gruppe hat am Montag die Unterschriftenbögen der Landeskanzlei in Liestal übergeben, diese muss nun deren Rechtsgültigkeit überprüfen.