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Initiative autofreie Sonntage Motor aus: Forderung kommt ausgerechnet im autoaffinen Baselland

Freie Fahrt für Velos, Trottinetts und Spaziergänger – vier Sonntage im Jahr sollen die Baselbieter Strassen autofrei sein. Hat die alte Forderung eine Chance?

«Normalerweise fahre ich nie Velo, immer Auto. Aber heute mache ich ein schönes Sonntagsvergnügen daraus.» Das sagte 1973 ein Mann am autofreien Sonntag gegenüber einem Fernsehreporter. Aus dieser Zeit sind die autofreien Sonntage bekannt. Der Bund reagierte damit auf die Erdölkrise und die knappen Benzinvorräte.

Schwarz-Weisse Fotografie zeigt leere Autobahn
Legende: Wie ausgestorben wirkten die Autobahnen mancherorts am autofreien Sonntag im November 1973. KEYSTONE / PHOTOPRESS-ARCHIV

Rund 50 Jahre ist das her und nun kommt die Forderung im Kanton Baselland wieder auf den Tisch. Luca Zwicky ist überzeugt, dass nicht nur die Umwelt und die Bevölkerung, sondern auch das Gewerbe davon profitieren würden.

Es könnten neue Begegnungen entstehen. Da haben nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft etwas davon.
Autor: Luca Zwicky Mitinitiant «Autofreie Sonntage»

«Familien wären auf den Strassen. Dann könnten Cafés herausstuhlen und die Leute bedienen. Es könnten neue Begegnungen entstehen. Da haben nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft etwas davon.» Aufgekommen sei die Idee, nachdem die Schweiz das CO₂-Gesetz im Sommer 2021 knapp abgelehnt hatte, sagt Zwicky. Die Idee hatte er unter anderem zusammen mit seinem Bruder Jan. Hinter der Initiative steht keine etablierte politische Organisation; die Initiantinnen und Initianten eint das Engagement für autofreie Sonntage.

Schwarz-Weisse Fotografie zeigt eine Familie auf dem Velo
Legende: Autos verbannt: Eine Familie geniesst die leeren Strassen in Zürich. KEYSTONE / PHOTOPRESS-ARCHIV

An vier Sonntagen pro Jahr sollen die Strassen für Autos, Lastwagen und Motorräder gesperrt sein. Ausgenommen wären die Hauptverkehrsachsen – und natürlich Einsatzfahrzeuge bei Notfällen oder für wichtige Transporte.

Forderung schon mehrfach gescheitert

Autos von den Strassen verbannen? Dieser Wunsch dürfte allerdings auf harsche Gegenwehr stossen. Eine nationale Volksinitiative mit einer ähnlichen Idee ist vor 20 Jahren abgeblitzt. Und die autofreien Sonntage in den 70er-Jahren sind zwar vielen in positiver Erinnerung. Allerdings war es eine notgedrungene Reaktion auf die knappen Benzinlager während der Erdölkrise.

Abstimmungskampagne für die Initiative für autofreie Sonntage.
Legende: Die «Sonntags-Initiative» wurde vom Schweizer Stimmvolk 2003 klar abgelehnt. Keystone / JUERG STAUFFER

In der Schweiz kennen einzelne Städte oder Regionen autofreie Sonntage. Aber für das ganze Kantonsgebiet gibt es keine autofreien Tage.

Forderungen nach autofreie Tagen andernorts

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Autofreie Sonntage kennt Winterthur. Ziel ist es gemäss Stadtrat, dass die Bevölkerung die Strassen anderweitig nutzen kann. Komplett abgesperrt wird die Stadt zwar nicht, aber einzelne Strassen und Quartiere sind an vier Tagen im Jahr für den motorisierten Verkehr gesperrt.

In Zürich hat das mehrheitlich linke Stadtparlament ein Postulat der AL überwiesen. Es will, dass der Autoverkehr an mehreren Samstagen pro Jahr in verschiedenen Quartieren stillgelegt wird.

Eine ähnliche Idee gibt es in Basel: An einzelnen Tagen sollen die Autos und Motorräder von den Strassen verbannt werden. Die Forderung wird aktuell überprüft.

Der Zugang zum Klöntalersee im Kanton Glarus soll an gewissen Tagen für den Autoverkehr eingeschränkt sein. Das hat die Landsgemeinde im Sommer 2022 beschlossen.

In Murten muss sich derzeit die Stadtregierung nach einer Anfrage aus dem Parlament mit der Frage beschäftigen, ob sie einen Pilotversuch für autofreie Sonntage in der Altstadt durchführen will.

Auch im eigentlich autoaffinen Kanton Baselland werden die Gegner das Anliegen entsprechend vehement bekämpfen. Andreas Dürr, FDP-Landrat und Präsident des Automobilclubs beider Basel (ACS), lehnt die Forderung entschieden ab: «Die Initianten wollen ihre Lebensweise der Mehrheit aufzwingen. Sie wollen bestimmen, wie wir die autofreien Sonntage gestalten sollen.»

Die Initianten wollen ihre Lebensweise der Mehrheit aufzwingen.
Autor: Andreas Dürr FDP-Landrat Baselland

Ausserdem sei die Forderung nicht mit den autofreien Sonntagen während der Ölkrise in den 70ern vergleichbar. «Das waren einfach einige autofreie Sonntage, dann war es aber auch wieder abgeschlossen, wie ein Event.» Von bürgerlicher Seite bläst der Forderung nach jährlich vier autofreien Sonntagen also ein rauer Wind entgegen.

Initianten wollen Diskussion anregen

Davon wollen sich die Initianten nicht abbringen lassen. Mit ihrer Initiative wollen sie mehr als nur autofreie Tage erreichen: «Wir wollen auch einen Diskurs über Umweltpolitik entfachen.» Die Gruppe hat am Montag die Unterschriftenbögen der Landeskanzlei in Liestal übergeben, diese muss nun deren Rechtsgültigkeit überprüfen.

Regionaljournal Basel, 18.3.2024, 17:30 Uhr ; 

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