Die Schweiz dürfe ihre Augen nicht vor dem Krieg und Elend in der Welt verschliessen. Und davor, dass viele Menschen keinen anderen Ausweg als die Flucht sehen, verlangt Gottfried Locher, der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes: «Unser Appell ist eine Stimme für diejenigen ohne Stimmen. Wir möchten daran erinnern, wie viele Menschen weltweit auf der Flucht sind.» Das dürfe nicht vergessen gehen.
Wir möchten daran erinnern, wie viele Menschen weltweit auf der Flucht sind.
Über 60 Millionen Menschen sollen weltweit Menschen auf der Flucht sein. Daraus ergebe sich auch eine Verantwortung für ein Land wie die Schweiz. Hilfe vor Ort zu leisten sei das eine, aber die Schweiz müsse auch bereit sein, weiter Flüchtlinge aufzunehmen, fordern die christlichen Kirchen und die jüdischen und muslimischen Religionsgemeinschaften in ihrem gemeinsamen Appell.
Dies soll etwa im Rahmen von sogenannten «Resettlement»-Programmen geschehen. Darin werden in Absprache mit dem Flüchtlingshilfswerk der UNO besonders verletzliche Personen ausgewählt, zum Beispiel Frauen, Kinder und kranke Menschen. Diese werden dann auf sicheren Wegen vom Krisengebiet in die Schweiz geflogen. So hatte der Bundesrat in den letzten Jahren solche Programme für über 3000 syrische Flüchtlinge beschlossen.
Gleichzeitig nehmen die Religionsvertreter aber auch die Flüchtlinge in die Pflicht. «Flüchtlinge haben nicht nur Rechte, sie haben auch Pflichten. Es ist wichtig, dass Menschen, die hier ankommen, auch in die Werte des Asyllandes eintauchen, dass sie diese Werte respektieren und übernehmen», betont Locher. Nur so sei die Bevölkerung bereit, weitere Flüchtlinge zu akzeptieren.
Und Montassar BenMrad, Präsident der Föderation der Islamischen Dachorganisationen, ergänzt, für Flüchtlinge sei es wichtig, «dass sie schnell die Schweizer Umgebung verstehen, die Kultur und die Werte der Schweiz, und dass sie auch die Sprache sprechen können», um sich schneller zu integrieren.
Die Religionsgemeinschaften halten im am Mittwoch publizierten Appell fest, auch sie selber wollten mit verschiedenen Projekten dazu beitragen, dass die Integration gelinge. Etwa in dem sie Flüchtlingen im Alltag zur Seite stünden, sie beim Lernen der Schweizer Sprachen unterstützten oder bei der Arbeitssuche coachten.