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Invasive Neophyten gefährden die heimische Biodiversität
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 19.06.2023. Bild: Keystone/Bernd Weissbrod
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Invasive Neophyten Ab in den Sack: Gemeinden sagen «Killer-Pflanzen» Kampf an

Die Bevölkerung soll schädliche Pflanzen in Plastiksäcken sammeln und abgeben. Der «Neophytensack» wird dann verbrannt.

  • Sommerflieder ist als Schmetterlingspflanze beliebt, schadet jedoch der Biodiversität.
  • Manche Neophyten sind auch für Menschen bedenklich. Ambrosia ist etwa hochallergen und kann Asthma auslösen.
  • Die Bekämpfung funktioniert nur, wenn die Bevölkerung mitmacht und keine invasiven Pflanzen im Gartencenter kauft.

Sommerflieder, einjähriges Berufkraut oder japanischer Knöterich: Diese Pflanzen sehen hübsch aus, man findet sie in Gärten oder auf einer Wiese. Doch sie sind auch gefährlich für einheimische Arten.

Verschiedene Kantone und Gemeinden sagen deshalb den «exotischen Problempflanzen» den Kampf an. So wollen etwa 13 Gemeinden rund um Biel den invasiven Neophyten mit dem «Neophytensack» den Garaus machen.

Auf dem Foto ist die Blüte eines Flieder an einem Flussufer zu sehen.
Legende: Der Sommerflieder hat sich durch Samen in der Natur verbreitet. Zur Bekämpfung muss er ausgegraben werden. Keystone/Urs Flüeler

Pflanzen wie die Kanadische Goldrute, das drüsige Springkraut und der Essigbaum verbreiten sich rasch und stark. Sie verdrängen einheimische Gewächse und schränken damit die Biodiversität in der Schweiz ein. «Unsere Pflanzen und Tiere haben ein Zusammenspiel. Wenn bestimmte Pflanzen verdrängt werden, gehen auch einheimische Tiere weg», sagt Agronom Samuel Kappeler. Er berät die Gemeinden rund um Biel.

Ausreissen und Verbrennen nötig

Auch für Menschen sind manche der Pflanzen problematisch – so sind etwa die Pollen der Ambrosia hochallergen und können etwa für Asthma-Kranke gefährlich sein. Bei Berührung mit dem Riesen-Bärenklau können Hautverbrennungen entstehen. Das einjährige Berufkraut ist für Tiere, wie Rinder, giftig.

Riesen-Bärenklau auf einer Wiese
Legende: Der Riesen-Bärenklau macht seinem Namen alle Ehre: Er kann bis zu drei Meter hoch werden. Er verbrennt bei Berührung die Haut. Keystone/Christoph Schmidt

Der Experte rät, auf den Kauf von problematischen Pflanzen zu verzichten. Besonders beliebt seien der Sommerflieder und der Kirschlorbeer. Sie sind beispielsweise in Gartencentern zu kaufen. «Gerade der Sommerflieder ist beliebt, da die Blüten Schmetterlinge anziehen», sagt Samuel Kappeler. Doch die Samen würden sich rasch verbreiten. Dasselbe gelte für den Kirschlorbeer: «Die Vögel fressen die Beeren und verbreiten sie zum Beispiel im Wald.»

Welche Neophyten gelten als invasiv?

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Jardin Suisse, der Unternehmerverband der Schweizer Gärtnerinnen und Gärtner, hat eine Liste mit invasiven Neophyten in der Schweiz publiziert:

http://www.neophyten-schweiz.ch/

Die Bevölkerung soll die «Problempflanzen» nun ausreissen und sie in einem bestimmten Plastiksack sammeln. «Im Grüncontainer können sich die Samen vermehren, deshalb ist Verbrennung die sicherste Methode», sagt Kappeler.

«Neophytensäcke» sind gratis erhältlich

In der Zentralschweiz hat man mit diesem «Neophytensack» seit der Lancierung 2021 gute Erfahrungen gemacht. «Es gab durchwegs positive Rückmeldungen», sagt Stephanie Amrein von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald im Kanton Luzern. Der durchsichtige, leuchtend rote Neophytensack helfe dabei. Er falle auf, wenn er am Strassenrand stehe. «Es geht darum, den Leuten die Problematik bewusst zu machen», so Amrein.

Neophytensäcke
Legende: Knallrot und durchsichtig: So sehen die Neophytensäcke aus. ZVG/Cristina Perrenoud/Agentur Umsicht

Der Sack und Medienberichte würden die Bevölkerung dazu animieren, mal bei sich selber im Garten nachzusehen und zu reagieren. Im Frühling haben alle sechs Zentralschweizer Kantone mit dem «Neophytensack» eine gemeinsame Kampagne zur Bekämpfung lanciert.

Wie in Biel sind auch in der Zentralschweiz die Sammelsäcke gratis. Beziehen kann man sie beispielsweise bei der Gemeinde. Abgeholt werden sie zusammen mit dem Hauskehricht. Um Missbrauch entgegenzuwirken, sind die Säcke transparent.

Ein Foto in oranger Arbeitskleidung reisst in einer Grünanlage Pflanzen aus und steckt sie in einen schwarzen Sack.
Legende: Auch Gemeinden bekämpfen Neophyten. In Baar reisst ein Gemeindemitarbeiter invasive Pflanzen aus. SRF

«Die Bekämpfung funktioniert nur, wenn die Leute Neophyten erkennen und diese ausreissen», sagt Agronom Samuel Kappeler. Auch den geliebten Sommerflieder im eigenen Garten.

Was sind Neophyten?

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Als Neophyten bezeichnet man Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 nach Europa kamen. Etwa durch Handel oder Verkehr. Meist werden sie durch Menschen eingeschleppt, beabsichtigt oder unbeabsichtigt.

In der Schweiz geht man von knapp 3000 wildlebenden Pflanzenarten aus, 600 davon gelten als gebietsfremd und werden als Neophyten gezählt. Von ihnen verhalten sich rund zehn Prozent invasiv. Das heisst, sie verbreiten sich rasch und bedrohen die einheimische Biodiversität, schreibt die Naturschutzorganisation Pro Natura auf ihrer Webseite.

Beispiele für invasive Neophyten sind der Sommerflieder und der Kirschlorbeer, der japanische Staudenknöterich und das Einjährige Berufkraut.

SRF1 Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.06.2023, 17:30 Uhr;

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