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Riesige Blätter: Der Blauglockenbaum breitet sich in den Wäldern der Bündner Herrschaft aus
Aus Regionaljournal Graubünden vom 06.10.2022. Bild: SRF/Silvio Liechti
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Invasive Pflanzen Blätter so gross wie A4-Papier: Diesen Baum bekämpft Graubünden

Der aus Asien stammende Blauglockenbaum breitet sich in der Bündner Herrschaft aus. Noch kann man ihn stoppen.

Wer derzeit durch die Wälder von Malans in der Bündner Herrschaft spaziert, dem fallen sie auf: Pflanzen mit riesigen Blättern, die an den Dschungel erinnern und weniger wie heimischer Laubwald. Und tatsächlich, Revierförster Manuel Hasler und ein Mitarbeiter vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren bestätigen es: Es ist ein Blauglockenbaum.

Der Name ist Programm, seine Blüten sehen aus wie fliederfarbene Glocken. Bei uns kennt man ihn deshalb vor allem als Zierbaum, er steht in Gärten oder Pärken. Anspruchsvoll ist er nicht besonders, er wächst sogar aus Spalten oder Mauerritzen. Aber: Der Blauglockenbaum hat es gerne warm und sonnig – die Bündner Herrschaft behagt ihm deswegen.

Blüten des Blauglockenbaums
Legende: Die Blüten des Blauglockenbaums – der Name ist hier Programm. In Schweizer Wäldern wird die Art aber als invasiv und gefährdend eingestuft. imago / Horst Galuschka

Ursprünglich stammt der Baum aus Westchina. In der Schweiz gilt er darum als sogenannter Neophyt, also als gebietsfremde Pflanze, die unter Umständen auch invasiv werden kann, sich also stark verbreiten und damit einheimische Arten gefährden kann. Weitere Beispiele sind die Goldrute, das einjährige Berufskraut oder der Sommerflieder.

Grosse Blätter bringen zu viel Schatten

Im Waldstück am Dorfrand vom Malans zeigt sich die Schwierigkeit der Bekämpfung des Blauglockenbaums. «Vor einem halben Jahr wurde hier jede Pflanze ausgegraben, jetzt ist wieder die ganze Lichtung voll», sagt Manuel Hasler. Der Neophyt hat sich wieder über eine grosse Fläche ausgebreitet. Neben einem drei Meter hohen Baum erklärt der Förster das Problem: «Die Blätter sind mittlerweile so gross wie ein A4-Blatt. Im Verhältnis zu einem einheimischen Buchenblatt ist das Blatt des Blauglockenbaums um ein Vielfaches grösser.»

Genau das sei das Problem. Tritt der Baum grossflächig auf, sorgt er mit seinen grossen Blättern für ein dichtes Schattendach. Das verhindert, dass frische einheimische Bäume zu Lichteinfluss kommen, den sie für ein gesundes Wachstum eigentlich benötigen würden. Betroffen sind beispielsweise die Eiche oder die Lärche.

So will Graubünden den Baum in den Griff kriegen

Die invasive Art hat das Bündner Amt für Wald und Naturgefahren auf dem Schirm. «Wir arbeiten an einem Konzept, um sämtliche bekannten invasiven Arten zu erfassen und die adäquate Vorgehensweise zu planen, dass wir in ein paar Jahren keine Probleme haben», sagt Revierförster Hasler.

Die Ausmasse des Neophyts im Malanser Wald kann Hasler erklären. In der Mitte der Lichtung steht ein ausgewachsener, bereits abgestorbener Baum. Der Baum sei so alt geworden, dass er versamen konnte.

Revierförster und Wald-Amt-Mitarbeiter prüfen Blauglockenbaum
Legende: Revierförster Manuel Hasler (l.) und Marco Vanoni vom Bündner Amt für Wald und Naturgefahren inspizieren eine Waldlichtung nahe Malans mit zahlreichen spriessenden Blauglockenbäumen. SRF / Silvio Liechti

Heuer sei der Mutterbaum zwar bekämpft worden, jedoch schiessen jetzt noch seine Nachkommen aus der Erde. Das könne auch noch länger so weitergehen: Ein Samen kann bis zu acht Jahre im Boden schlummern, ehe er keimt. Das Mittel dagegen: Regelmässiges und rigoroses Ausgraben und Ausreissen. «Das wird uns noch fünf bis zehn Jahre beschäftigen», so Hasler.

Der Blauglockenbaum ist nicht nur ein Problem im Kanton Graubünden. Das Bundesamt für Umwelt hat den Neophyten auf dem Radar. Aktuell gibt es vor allem im Tessin grössere Vorkommnisse. Dort wurde er als «prioritär zu bekämpfender Neophytenart» eingestuft. Auch in der Region Zürichsee oder im Waadtland kommt der Baum vor. Eine Ausbreitung könnte es gemäss dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora im ganzen Mittelland von Bodensee bis Genf geben. Alpine Regionen sind kaum gefährdet.

SRF1, Regionaljournal Graubünden, 06.10.2022, 17:30 Uhr;

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