Zum Inhalt springen

Invasive Stechmücke Expertin für Tigermücken: «Ein ganzer Schwarm hat uns gestochen»

Sie kann potenziell Krankheiten übertragen und ist extrem lästig: Die Asiatische Tigermücke breitet sich hierzulande aus. Auch in der Stadt Zürich wurden die aggressiven Insekten kürzlich an weiteren Orten entdeckt, so im Industriequartier und in Wipkingen. So viele Tigermücken auf einen Schlag wie kürzlich hat Gabi Müller von der Fachstelle Schädlingsprävention noch nie erlebt.

Gabi Müller

Leiterin der Schädlingsprävention der Stadt Zürich

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Schon fast dreissig Jahre lang unterstützt Gabi Müller die Stadtzürcher Bevölkerung – und bekämpft Motten, Schaben, Wanzen oder Wespen. In ihrer Funktion jagt sie auch Tigermücken. Diese sind 2016 erstmals in Nähe des Hauptbahnhofs aufgetaucht.

SRF News: Seit 2016 jagen Sie Tigermücken bei der Fernbusstation hinter dem Hauptbahnhof mit Fallen. Nun sind die Tiere auch in zwei weiteren Stadtquartieren aufgetaucht. Wie frustrierend ist dies?

Gabi Müller: Ich finde es schon schade. Für die Stadt Zürich war es schön, dass wir die Tigermücken früher nach ihrer Ankunft mit den Fernreisebussen erfolgreich bekämpfen konnten. Dank der Fallen haben sie sich nicht weiter ausgebreitet. Doch Experten haben damit gerechnet, dass sich die Tigermücken durch den Klimawandel irgendwann nördlich der Alpen ansiedeln. Damit müssen wir jetzt leben.

Wie haben sie die Tigermücken an den neuen Orten jetzt bekämpft?

Bei der Inspektion in einem Garten hat sich ein ganzer Schwarm Tigermücken auf uns gestürzt, die uns gestochen haben. So viele Exemplare auf einen Schlag habe ich noch nie gesehen.

Die Leute denken offenbar, sie müssten Tigermücken nicht mehr melden. Aber wir sind an jeder einzelnen Meldung interessiert.

Wir haben jetzt im grösseren Umkreis der Fundorte Fallen aufgestellt. So sehen wir, wie verbreitet die Tigermücken schon sind. Und wir haben Schächte und Dolen mit einem biologischen Larvizid behandelt. Die Larven entwickeln sich dort im Wasser und sterben mit dem Mittel ab.

Gabi Müller bei der Bekämpfung der Tigermücke
Legende: Gabi Müller bekämpft die Tigermücken hier im Alleingang – doch auch die Bevölkerung ist zur Mithilfe aufgefordert. ZVG / Fachstelle Schädlingsprävention

Lohnt sich die Bekämpfung denn überhaupt noch – sind die Tigermücken in Zürich nicht sowieso bald schon heimisch wie im Tessin?

Das haben mich schon einige Leute gefragt. Im Kanton Tessin haben sich die Tigermücken längst angesiedelt. Für einen Versuch hat man Tessiner Gemeinden mit italienischen Ortschaften nahe der Grenze verglichen. Dort wird die Tigermücke nicht bekämpft, und man findet bis zu viermal mehr Eier. Daraus schlüpfen später Mücken. Dies wollen wir möglichst verhindern.

Wie gefährlich sind Tigermücken?

Box aufklappen Box zuklappen

Die aggressive Stechmücke sticht auch tagsüber und ist deshalb besonders lästig. Sie kann zudem auch Krankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen. Das Risiko, in der Schweiz wegen eines Tigermückenstichs zu erkranken, ist derzeit aber gering.

Die Bevölkerung soll sich deshalb melden, wenn sie die schwarz-weiss gestreiften Blutsauger sieht. Wie soll man am besten vorgehen?

Im Idealfall tötet man die Mücke nicht, sondern stülpt einen Becher über sie und schiebt einen Karton darunter. Dann stellt man sie zwei Stunden lang in den Tiefkühler, damit sie stirbt. Danach kann man sie von oben fotografieren. Wichtig ist, dass ich den Rücken und die Enden der Hinterbeine sehe. So kann ich Verwechslungen mit verwandten Arten ausschliessen.

So können Sie einen verdächtigen Fund melden

Box aufklappen Box zuklappen
Eine Tigermücke
Legende: KEYSTONE/DPA/Uwe Anspach

Wohnen Sie in der Stadt Zürich? Dann melden sie ihren Fund über die App «Z üri wie neu» . Ausserhalb der Stadt Zürich können Sie sich ans Schweizerische Mückennetzwerk wenden.

Bei der Fachstelle Schädlingsprävention erhalten Sie ganz viele Anfragen wegen Tiere wie Wespen, Schaben oder Motten. Wann melden sich Betroffene bei Ihnen?

Bei Wespen beispielsweise melden sich Betroffene, wenn die Insekten sie stark stören. Oder wenn sie Angst vor ihnen haben. Bei der Tigermücke, die wir im erwähnten Garten gefunden haben, war ich aber wirklich erstaunt: Die betroffene Frau konnte wegen der Mücken schon im letzten Jahr nicht mehr im Garten sitzen. Irgendwie haben wir hier in der Kommunikation etwas falsch gemacht. Die Leute denken offenbar, sie müssten Tigermücken nicht mehr melden. Aber wir sind an jeder einzelnen Meldung interessiert.

Das Gespräch führte Katrin Oller.

Tigermücken auch in Rapperswil-Jona SG nachgewiesen

Box aufklappen Box zuklappen

In Rapperswil-Jona SG sind am Dienstag erstmals asiatische Tigermücken nachgewiesen worden. Die Larven in Abwasserschächten seien mit einem biologischen Mittel bekämpft worden, schrieb die Stadt Rapperswil-Jona in einer Mitteilung.

Das Amt für Umwelt des Kantons St. Gallen und das Schweizerische Mückennetzwerk, ein nationales Überwachungsprogramm zur Bekämpfung von exotischen Mücken, beobachteten nach einer Meldung das Gebiet der Altstadt und der alten Jonastrasse. Dabei seien mehrere Tigermücken nachgewiesen worden.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen
Legende:

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 08.09.2024, 17.30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel