Sie kann potenziell Krankheiten übertragen und ist extrem lästig: Die Asiatische Tigermücke breitet sich hierzulande aus. Auch in der Stadt Zürich wurden die aggressiven Insekten kürzlich an weiteren Orten entdeckt, so im Industriequartier und in Wipkingen. So viele Tigermücken auf einen Schlag wie kürzlich hat Gabi Müller von der Fachstelle Schädlingsprävention noch nie erlebt.
SRF News: Seit 2016 jagen Sie Tigermücken bei der Fernbusstation hinter dem Hauptbahnhof mit Fallen. Nun sind die Tiere auch in zwei weiteren Stadtquartieren aufgetaucht. Wie frustrierend ist dies?
Gabi Müller: Ich finde es schon schade. Für die Stadt Zürich war es schön, dass wir die Tigermücken früher nach ihrer Ankunft mit den Fernreisebussen erfolgreich bekämpfen konnten. Dank der Fallen haben sie sich nicht weiter ausgebreitet. Doch Experten haben damit gerechnet, dass sich die Tigermücken durch den Klimawandel irgendwann nördlich der Alpen ansiedeln. Damit müssen wir jetzt leben.
Wie haben sie die Tigermücken an den neuen Orten jetzt bekämpft?
Bei der Inspektion in einem Garten hat sich ein ganzer Schwarm Tigermücken auf uns gestürzt, die uns gestochen haben. So viele Exemplare auf einen Schlag habe ich noch nie gesehen.
Die Leute denken offenbar, sie müssten Tigermücken nicht mehr melden. Aber wir sind an jeder einzelnen Meldung interessiert.
Wir haben jetzt im grösseren Umkreis der Fundorte Fallen aufgestellt. So sehen wir, wie verbreitet die Tigermücken schon sind. Und wir haben Schächte und Dolen mit einem biologischen Larvizid behandelt. Die Larven entwickeln sich dort im Wasser und sterben mit dem Mittel ab.
Lohnt sich die Bekämpfung denn überhaupt noch – sind die Tigermücken in Zürich nicht sowieso bald schon heimisch wie im Tessin?
Das haben mich schon einige Leute gefragt. Im Kanton Tessin haben sich die Tigermücken längst angesiedelt. Für einen Versuch hat man Tessiner Gemeinden mit italienischen Ortschaften nahe der Grenze verglichen. Dort wird die Tigermücke nicht bekämpft, und man findet bis zu viermal mehr Eier. Daraus schlüpfen später Mücken. Dies wollen wir möglichst verhindern.
Die Bevölkerung soll sich deshalb melden, wenn sie die schwarz-weiss gestreiften Blutsauger sieht. Wie soll man am besten vorgehen?
Im Idealfall tötet man die Mücke nicht, sondern stülpt einen Becher über sie und schiebt einen Karton darunter. Dann stellt man sie zwei Stunden lang in den Tiefkühler, damit sie stirbt. Danach kann man sie von oben fotografieren. Wichtig ist, dass ich den Rücken und die Enden der Hinterbeine sehe. So kann ich Verwechslungen mit verwandten Arten ausschliessen.
Bei der Fachstelle Schädlingsprävention erhalten Sie ganz viele Anfragen wegen Tiere wie Wespen, Schaben oder Motten. Wann melden sich Betroffene bei Ihnen?
Bei Wespen beispielsweise melden sich Betroffene, wenn die Insekten sie stark stören. Oder wenn sie Angst vor ihnen haben. Bei der Tigermücke, die wir im erwähnten Garten gefunden haben, war ich aber wirklich erstaunt: Die betroffene Frau konnte wegen der Mücken schon im letzten Jahr nicht mehr im Garten sitzen. Irgendwie haben wir hier in der Kommunikation etwas falsch gemacht. Die Leute denken offenbar, sie müssten Tigermücken nicht mehr melden. Aber wir sind an jeder einzelnen Meldung interessiert.
Das Gespräch führte Katrin Oller.