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Invasiver Schädling Japankäfer im Mittelland: Verbote und Massnahmen in 21 Gemeinden

  • Im Sommer 2024 wurden im Kanton Solothurn einzelne Japankäfer gefunden. Nun hat sich die Situation verschlimmert.
  • Der Kanton Solothurn und der Nachbarkanton Aargau verhängen Massnahmen für die befallenen Gebiete und jene in der Nähe.
  • Vier Solothurner Gemeindegebiete befinden sich in der Nähe des Befallsherds, besonders Boningen SO.
  • 15 Solothurner und 6 Aargauer Gemeinden sind ausserdem einer Pufferzone zugewiesen, in der Massnahmen eingehalten werden müssen.

Der Japankäfer ist ein invasiver Schädling, der seit 2023 vereinzelt in der Deutschschweiz auftritt. Er kann an über 400 Wirtspflanzen grosse Schäden verursachen. Er frisst Mais, Obstbäume, Beeren und Reben an. Aber auch Bäume, Zierpflanzen und Rasenflächen werden gefressen. Das Schadenspotenzial in der Schweiz wird auf mehrere Hundert Millionen Franken pro Jahr geschätzt.

Japanische Käfer auf stark zerfressenen Blättern.
Legende: Der Japankäfer kann über 400 Pflanzenarten anfressen. Der Bund warnt vor der Verbreitung des Schädlings. SHUTTERSTOCK/RON ROWAN PHOTOGRAPHY

2024 wurden im Gebiet der Solothurner A1-Autobahnraststätte Gunzgen Süd (Gemeinde Kappel SO) einzelne Japankäfer gefunden. Nun gibt es eine erste Population, die die Behörden zum Handeln veranlasst. Die Kantone Aargau und Solothurn haben entsprechende Verfügungen in ihren Amtsblättern publiziert. Es gibt darin Vorschriften für die befallenen Regionen und sogenannte Pufferzonen in der Nähe des Befalls.

2023 erstmals in der Deutschschweiz aufgetaucht

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Warnschild für Japankäfer an Falle
Legende: Fallen zeigen, wo der Käfer schon überall ansässig ist. Hier ein Beispiel aus dem Kanton Basel-Stadt. Keystone/Georgios Kefalas

Im Juli 2023 wurden in Kloten ZH die ersten Japankäfer entdeckt. Es handelte sich damals um die erste Population des Schädlings nördlich der Alpen. 2024 trat der Käfer vereinzelt auch im Kanton Solothurn auf.

Im Tessin lebt der Käfer schon seit 2020 in teils enorm hoher Dichte. Die lokale Verbreitung durch den Flug beträgt je nach Umweltbedingungen 1 bis 20 Kilometer pro Jahr.

Soeben wurde der Käfer auch im Kanton Schwyz nachgewiesen, im Gebiet Arth/Steinerberg, meldet die Staatskanzlei. Da es sich um einen Einzelfund handle, genügten die bestehenden Massnahmen.

USA kennt Problem

Der Japankäfer wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Asien in die USA verschleppt. Dort verursacht er, im Gegensatz zu Japan, grosse Schäden. In den 70er-Jahren trat der Käfer erstmals in Europa auf den Azoren auf. 2014 konnte er sich in Italien, in der Nähe von Mailand, ansiedeln.

Die neusten Massnahmen im Mittelland sollen verhindern, dass Eier oder Larven der Käfer verschleppt und verbreitet werden. Im gesamten Gebiet wurden diesen Sommer erneut Fallen aufgestellt, um die Verbreitung der Schädlinge zu beobachten.

Befallene Gebiete: Rasen bewässern verboten

Am strengsten sind die neuen Richtlinien im «Befallsherd», dazu zählt vor allem das Gemeindegebiet von Boningen SO. Bis Ende September dürfen im befallenen Gebiet Landwirtschaftsflächen und Rasen nicht mehr bewässert werden.

Fahrzeuge, die für Arbeiten mit Erde oder das Bearbeiten eines Bodens verwendet werden, dürfen nur aus dem Gebiet herausfahren, wenn sie gereinigt worden sind. Pflanzliches Kompostmaterial darf hier nur innerhalb der Zone verwendet werden.

Pufferzonen: Pflanzen ausführen verboten

In den Gebieten rund um den Befall wurden Pufferzonen errichtet. Im Kanton Solothurn sind es Gebiete in 15 Gemeinden (Egerkingen, Fulenbach, Gunzgen, Hauenstein-Ifenthal, Hägendorf, Härkingen, Holderbank, Kappel, Neuendorf, Niederbuchsiten, Oberbuchsiten, Olten, Rickenbach, Wangen bei Olten, Wolfwil).

Im Nachbarkanton gilt in sechs Aargauer Gemeinden (Aarburg, Oftringen, Rothrist, Strengelbach, Vordemwald und Murgenthal) eine Pufferzone. Hier gilt bis Ende September ein Ausfuhrverbot für Pflanzen. Das Ausfuhrverbot umfasse auch geschnittenes frisches Pflanzenmaterial aus Hecken oder Rasen aus Privatgärten, heisst es beim Kanton Solothurn auf Anfrage von SRF.

Grüne Mülltonne neben einer Hecke und Gartenzaun an der Strasse.
Legende: Pflanzenmaterial, auch Kompost, darf nicht aus den Pufferzonen herausgeführt werden. Keystone/Christian Beutler

Fein gehäckseltes Material dürfe aus der Pufferzone herausgeführt und ausserhalb gelagert werden, wenn Transport und Lagerung insektensicher, also möglichst hermetisch geschlossen, erfolgten.

Heu und Siloballen nicht betroffen

Getrocknetes Heu oder Siloballen sind gemäss Verfügung vom Verbot nicht betroffen.

Heuballen auf einer grünen Wiese unter bewölktem Himmel.
Legende: Siloballen sind von den neusten Massnahmen im Mittelland nicht betroffen. Die Kantone wollen Gemeinden und Landwirtschaftsbetriebe am Mittwoch genauer informieren. FRANK HAMMERSCHMIDT

Gegen die Verfügung kann Beschwerde eingereicht werden. Wer die Verfügung der Kantone nicht befolgt, muss mit einer Busse rechnen.

So erkennt man einen Japankäfer

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Nahaufnahme eines Käfers auf grünem Blatt.
Legende: Erkennen und melden – das ist die Devise beim Japankäfer. Die Behörden hoffen auf die Mithilfe der Bevölkerung. imago images

Der Japankäfer kann mit bestimmten heimischen Arten wie dem Junikäfer und dem Gartenlaubkäfer verwechselt werden, heisst es beim zuständigen Bundesamt.

Ausgewachsene Japankäfer sind zehn bis zwölf Millimeter lang und haben einen grün-metallisch schimmernden Körper mit kupferfarbenen Flügeldecken, die den Hinterleib nicht vollständig bedecken. An jeder Seite des Hinterleibs sind fünf weisse Haarbüschel zu erkennen. Zwei weitere, breitere Haarbüschel befinden sich zuhinterst am Hinterleib.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 28.07.2025, 12:03 Uhr ; 

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