Für den Preisüberwacher sind ab Dezember 2020 im öffentlichen Verkehr allgemeine Tarifsenkungen im Umfang von zwei Prozent «nötig und auch möglich». Das betont Stefan Meierhans in seinem Jahresbericht 2019.
Die Tarife im gesamten öffentlichen Verkehr (ÖV) seien in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen, hält Meierhans fest, namentlich im Vergleich zum Privatverkehr: Während die Kilometerkosten im motorisierten Individualverkehr zwischen 1990 und 2016 weniger stark als der Landesindex der Konsumentenpreise gestiegen seien, habe im Gegensatz dazu die Preisentwicklung im ÖV weit über der allgemeinen Teuerung gelegen, so Meierhans an einer Medienkonferenz in Bern.
Kritik an Preisen im Regionalverkehr
Vor allem im Regionalverkehr sei der Trend zur zunehmenden Belastung der ÖV-Kunden offensichtlich. Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Kostensenkung bei den Trassenpreisen verlangt der Preisüberwacher von den Anbietern des öffentlichen Verkehrs eine Tarifsenkung. «Es braucht Fairplay gegenüber den Kundinnen und Kunden», drückt Meierhans seine Hoffnung auf ein Einsehen der ÖV-Betreiber aus.
Zu hohe Kosten im privaten Spitalbereich?
Ins Visier nimmt der Preisüberwacher in seinem Jahresbericht auch das Gesundheitswesen, genauer: die Spitalzusatz-Versicherungen. Diese seien für die Spitäler profitabel – doch es sei nicht transparent, was genau der Zusatzwert einer solchen Versicherung sei, moniert Meierhans.
Schliesslich seien die meisten medizinischen Leistungen sowieso durch die Grundversicherung abgedeckt. Er habe als Beispiel die Zusatzversicherungstarife einiger Spitäler im Kanton Bern untersucht, so Meierhans. Die Ergebnisse seien besorgniserregend: So koste allein der Zimmeraufenthalt in der Privatabteilung «weit mehr als eine Suite in einem Fünfstern-Hotel.»
Detailliertere Untersuchungen angekündigt
Zudem hätten die untersuchten Spitäler nicht genau aufzeigen können, welche Mehrleistungen für die Privatpatienten erbracht würden. Es gehe hier um eine «lukrative Einnahmequelle», die es möglicherweise sonst defizitären Spitälern ermögliche, über die Runden zu kommen.
Als Konsequenz wurde als Premiere mit dem Spital Thun erstmals ein neues Modell vereinbart, um die Tarife bei den Zusatzversicherungen zu senken. Weitere Schritte in diesem Bereich sollen folgen. So will der Preisüberwacher in den nächsten Jahren sämtliche Zusatzversicherungen miteinander vergleichen und untersuchen, ob der Preis dafür gerechtfertigt ist.