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Jugend und Social Media Wie beeinflussen Social-Media-Stars die Schweizer Jugend?

Social Media ist aus der Welt der Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Neben Chancen birgt die Online-Welt auch Risiken.

Welches Outfit liegt gerade im Trend? Wie lasse ich meine Pickel verschwinden? Und wie bringe ich meinen Schwarm dazu, mich zu mögen? Antworten auf diese Fragen lieferte früher die deutsche Zeitschrift «Bravo». Für Jugendliche aus den 80er- und 90er-Jahren war die Zeitschrift eine der grossen Orientierungshilfe in allen Lebensbereichen.

Vier ältere Exemplare der Jugendzeitschrift Bravo mit verschiedenen Stars auf der Titelseite.
Legende: Die Auflage der Zeitschrift Bravo ist seit den 90er-Jahren um über 90 Prozent eingebrochen. Während vor der Jahrtausendwende teilweise über 1.5 Millionen Exemplare gedruckt wurden, sind es heute gerade mal noch rund 50'000. Keystone/Matthias Balk

Heute übernimmt Social Media diese Aufgaben. Eine Entwicklung, die Chancen bietet, aber auch Schattenseiten hat.

Während früher Chartstürmer oder Filmikonen aus dem Bravo die grossen Vorbilder waren, übernehmen inzwischen immer mehr Influencerinnen und Influencer diese Rolle. Sie unterscheiden sich von den klassischen Stars und Sternchen, erklärt Medienwissenschaftlerin Lilian Suter.

In der Social-Media-Welt kann man auch ohne Talent berühmt werden.
Autor: Lilian Suter Medienwissenschaftlerin ZHAW

«Musikerinnen oder Schauspieler wurden durch ihr Talent berühmt», so Suter. «Auf Social Media kann man ohne Talent Erfolg haben, solange man genug Likes und Klicks generiert.»

Realität vs. Positivity Bias

Ein weiterer Unterschied ist laut Suter, dass Influencerinnen und Influencer nahbar wirken. «Sie zeigen die vermeintliche Realität ihres Alltags.» Sie sehen gut aus, posten von Traumferien oder wilden Partys – ihr Leben scheint perfekt. Positivity Bias nennt sich dieses Phänomen.

Die Jugendlichen lassen sich davon negativ beeinflussen, das zeigen Studien. «Ein Vergleich mit Influencerinnen und Influencer kann dazu führen, dass sich Jugendliche schlechter und weniger attraktiv fühlen», sagt Lilian Suter.

Zwei Frauen mit Sonnenbrille und Strohhut machen ein Selfie. In der Hand haben sie einen Cocktail.
Legende: Sommer, Sonne, Cocktails – auf Social Media präsentieren viele ein scheinbar perfektes Leben. IMAGO / Panthermedia

Es gibt aber auch andere Beispiele, die gegen diesen Positivity Bias ankämpfen. Eine davon ist Morena Diaz aus Neuendorf SO. Bekannt wurde sie als «Lehrerin im Bikini». Trotz Fettpölsterchen posierte die junge Lehrerin freizügig im Bikini und setzt sich seither für Selbstliebe ein.

Eine Frau steht im Bikini vor einer Steinmauer und lächelt in die Kamera.
Legende: In ihrem Blog «Die Lehrerin im Bikini» schreibt Morena Diaz seit 2015 über Body Positivity – die positive Einstellung zum eigenen Körper. Heute ist sie vor allem auf Social Media aktiv. ZVG/Morena Diaz

Für ihr Engagement wurde sie 2018 für den Prix Courage nominiert. Dabei war Diaz früher selber von Selbstzweifeln geplagt. Wegen einer Abnehm-Challenge auf Social Media nahm sie damals schnell ab. Sie war so schlank und durchtrainiert wie nie zuvor.

Schleichend rutschte sie in eine Essstörung. Plötzlich drehte sich alles nur noch um Kalorien und Sport. «Irgendwann brach ich zusammen und fand ich mich heulend im Badezimmer wieder», erzählt Diaz. «Da habe ich mich gefragt, ist das wirklich der Sinn meines Lebens? In diesem Moment habe ich mich entschieden, mich so zu lieben, wie ich bin.»

Die Schattenseiten von Social Media

Mit ihrer Einstellung hat Morena Diaz Erfolg: Die Medien berichten über sie und während vier Jahren lebt sie von ihrem Job als Influencerin. Heute ist sie wieder im Teilzeitpensum als Lehrerin angestellt. Während sie viel Zuspruch für ihre Posts erhält, bleibt sie auch von Hasskommentaren nicht verschont.

Das ist doch kein Bäuchlein, das ist eine LKW-Ladung! Eine Frau sollte Kurven haben, aber auch nicht wie ein Wal aussehen!
Autor: Kommentare zu Social-Media-Posts von Morena Diaz

Heute kann Diaz mit diesen Kommentaren umgehen. «Ich weiss, dass es nichts mit mir zu tun hat, sondern diese Menschen ein Problem mit sich selber haben», sagt sie. Auch bei Jugendlichen ist der Hass im Netz ein grosses Thema. Aber in der Social-Media-Welt lauern auch andere Gefahren.

Die Medienwissenschaftlerin Lilian Suter betont auch die positiven Aspekte von Social Media. «Wenn jemand etwas Schlimmes erlebt hat oder unter einem bestimmten Problem leidet, gibt es Support-Gruppen, wo Betroffene Unterstützung finden.»

Die Social Media-Welt öffnet also viele Türen für Jugendliche. Weil diese Welt aber auch Gefahren birgt, bleibt sie ein zweischneidiges Schwert.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 9.8.2024, 17.30 Uhr ; 

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