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Kinder und Kriegsbilder auf Social Media
Aus Rendez-vous vom 24.10.2023. Bild: Al Qassam Brigade via AP
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Soziale Medien Inhalte mit Gewalt auf Social Media – eine Belastung für Kinder

In den sozialen Medien kursieren aktuell viele Inhalte mit Gewaltdarstellungen. Besonders heikel wird es, wenn Kinder diese sehen.

Seit dem Nahostkonflikt kursieren auf Onlineplattformen zahlreiche Videos mit expliziten Gewaltdarstellungen. Die Flut dieser Bilder kann für die menschliche Psyche belastend sein. Auch Kinder sind teilweise auf diesen Plattformen unterwegs. «Darstellungen von expliziter Gewalt können Kinder stark ängstigen», so Yvonne Haldimann, Projektleiterin bei der Plattform Jugend und Medien vom Bundesamt für Sozialversicherung.

Ein Handybildschirm mit Apps der verschiedenen Plattformen.
Legende: Die Sensibilisierung von Kindern im Umgang mit sozialen Medien beginnt schon im frühen Kindesalter. Reuters/Dado Ruvic

Inhalte mit Gewaltdarstellungen existierten auch unabhängig von Social Media, beispielsweise in Comicserien wie Tom und Jerry. «Die Faszination für solche Inhalte, die damit verbundene Spannung, der Nervenkitzel sind da – und auch bereits im Kleinkindalter wahrnehmbar. Der Reiz des Verbotenen trägt zu dieser Faszination bei», sagt die Expertin.

Die Nutzung von sozialen Medien bei Kindern

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Gemäss einer Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) besitzen die Hälfte aller 10-jährigen Kinder in der Schweiz ein Handy. Bei den 12-13-Jährigen seien es bereits drei Viertel. Im Primarschulalter sei Whatsapp die meistgenutzte Plattform, über die kommuniziert wird. Spätestens ab der Oberstufe besässen nahezu alle ein Handy. Ab diesem Alter werden auch andere Plattformen wie Tiktok oder Instagram interessant für die jungen Userinnen und User.

Später in der Pubertät tendierten Jugendliche allgemein zu risikoreichem Verhalten. Social Media biete ihnen einen Zugang zu Inhalten mit Gewaltdarstellungen, die Jugendliche wissentlich konsumierten. «Es ist eine riesige Welt, die sich über Social Media aufmacht. Junge Menschen wollen daran teilhaben und dabeisein», sagt die Expertin. Insbesondere dann, wenn andere Personen aus ihrem Umfeld ebenfalls auf diesen Plattformen aktiv seien.

Die Wirkung von Inhalten mit Gewaltdarstellungen auf Kinder

Natürlich lasse sich die Wirkung von Inhalten mit Gewaltdarstellungen auf Kinder nicht verallgemeinern, sagt Haldimann. Ungefähr ab zehn Jahren seien Kinder jedoch in der Lage, Bilder in den sozialen Medien mit ihrer eigenen Realität zu verbinden. Sie realisierten dann, dass diese Gewalt wirklich irgendwo auf der Welt entsprechend den Bildern ausgetragen worden sei. Dies führe zu einer enormen Verängstigung. Deswegen sei es wichtig, diese Bilder altersentsprechend zu thematisieren.

Medienkompetenzförderung geschieht auf verschiedenen Ebenen

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  • Eltern: Gemäss der Expertin ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder im Umgang mit sozialen Medien begleiten.
  • Schulen: Institutionen wie Schulen erreichen alle Kinder, auch jene, die von ihrem Elternhaus weniger sensibilisiert werden.
  • Unternehmen: Auch die Plattformen der sozialen Medien tragen eine Verantwortung, indem sie beispielsweise Richtlinien und Nutzungsbedingungen klar kommunizieren oder ein Meldeverfahren anbieten.
  • Staat/EU: nimmt Regulierungen vor und die einzelnen Plattformen in die Pflicht.
  • Klassische Medien: stehen in der Verantwortung, gewisse Inhalte nicht zu verbreiten.
  • Nutzerinnen und Nutzer: stehen auch selbst in der Verantwortung, gewisse Inhalte (nicht) zu teilen und einen sensiblen Umgang mit sozialen Medien zu fördern.

Es brauche eine gewisse Reife, um mit solchen Inhalten umgehen zu können, sagt Haldimann. In den sozialen Medien seien Kinder diesen Bildern schutzlos ausgesetzt. Auch in anderen Medien, wie Zeitungen oder Fernsehen, seien solche Inhalte sichtbar. Deswegen sei es wichtig, mit Kindern in einen Dialog zu treten, sodass sie zum Inhalt Fragen stellen und diesen besser einordnen könnten. Ausserdem sei es auch wichtig, bei Kindern ein kritisches Denken bezüglich der Echtheit der gesehenen Inhalte zu fördern.

Eine Sensibilisierung in der Mediennutzung soll früh beginnen

Auch bei der Mediennutzung sei der Einfluss von Vorbildern immens, meint Haldimann. «Wie oft und wozu nutzt man ein Gerät? Wenn man einen gesunden Umgang mit Social Media bei Kindern fördern will, dann muss man diesen auch vorleben.» Zeitliche Verbote bei Kindern seien sinnlos, wenn der Konsum bei Eltern oder Geschwistern übermässig sei.

Der Umgang von SRF Kids mit heiklen Inhalten

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Die Kindersendungen von SRF Kids News zeigten «kindgerechtes» Bildmaterial, sagt Philippe Delisle, Produzent bei SRF Kids News. «Wir verhindern Bilder, die sehr viel Angst auslösen können und die brutal sind. Das heisst, kein Blutvergiessen, Tote oder Bilder, bei denen man sieht, dass Menschen sehr stark leiden.» Was aber dem jungen Publikum in einem gewissen Rahmen zugemutet werden könne, seien unter anderem Flüchtende, zerstörte Gebäude oder herumfahrende Panzer.

«Was vielmals vergessen geht, es ist nicht nur die Bildebene entscheidend, die Tonebene kann genauso schlimm sein», meint Delisle weiter. SRF Kids versuche deshalb, allzu dramatische Musik zu vermeiden oder sehr sparsam einzusetzen. «Auch Töne von Schreien, Schüssen oder heftigen Explosionen können enorm Angst machen.» Der Produzent von SRF Kids News rät deshalb, neben der Bild- auch stets die Tonebene zu beachten.

«Medienkompetenzförderung beginnt schon im ersten Lebensjahr.» Wichtig sei, dass Eltern oder Bezugspersonen von Kindern den Konsum begleiten. Diese sollten Kinder gezielt auf bestimmte Inhalte aufmerksam machen und sie darauf hinweisen, wenn sie einen Inhalt kritisch finden oder nicht teilen würden. Zudem sollten den Kindern Gründe für diese Argumente aufgezeigt werden. «Eltern sollten den Kindern ihr eigenes Verhalten spiegeln und auch die Grenzen des Anstandes in der Online-Kommunikation – ähnlich wie in einem realen Gespräch – aufzeigen.» Ideal sei, wenn Bezugspersonen dies bereits im frühen Kindesalter täten, bevor das Kind auf Social Media aktiv sei.

Video
Archiv: Generation Bildschirm: Kinder und digitale Medien
Aus Puls vom 18.09.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 33 Minuten 11 Sekunden.

SRF 4 News, 13.10.2023, 00:30 Uhr

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