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Jugendliche auf der Flucht Minderjährige Geflüchtete stellen die Schweiz vor Probleme

Immer mehr unbegleitete minderjährige Asylsuchende kommen in die Schweiz. Den Behörden mangelt es an Betreuungspersonal: Ein Viertel der benötigten Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen fehlt bereits.

Als der junge Mann mit dem Kapuzenpullover in Davos aus dem Bus steigt, trägt er einen dunklen Rucksack. Darin steckt alles, was er besitzt. Beim Transitzentrum Landhaus angekommen, wird er von der Zentrumsleiterin Michèle Stephani begrüsst, seine Unterlagen übergeben. Er sei 17 Jahre alt und komme aus Afghanistan, heisst es.

Jeden Tag kommen hier zurzeit junge Afghanen an, die dem Kanton vom Bund zugeteilt werden. Sie machen den Hauptteil der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA) aus, die den Weg in die Schweiz finden.

Afghanistan unter den Taliban

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Im August 2021 haben die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan die Macht übernommen, nachdem die US-Truppen abgezogen wurden. Seither unterdrücken sie jegliche abweichende Meinung.

Die Rechte der Frauen und Mädchen wurden massiv eingeschränkt. Sie leiden teilweise unter Arbeits- und Schulverboten, einer Verschleierungspflicht und Gewalt. Die Not im Land ist gross. Fast die Hälfte der Menschen ist akut von Hunger bedroht – auch weil internationale Gelder ausbleiben.

Laut aktuellen Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM) sind 2022 bereits 650 minderjährige Geflüchtete alleine und ohne Vollmacht der Eltern in der Schweiz angekommen. 2018 waren es weniger als 400 im ganzen Jahr.

Die Familie entscheidet, wer sich effektiv auf den Weg macht.
Autor: Michèle Stephani Leiterin Transitzentrum Landhaus in Davos

Michèle Stephani ist täglich mit den Jugendlichen in Kontakt. Viele von ihnen seien von ihrer Familie Richtung Europa geschickt worden: «Man hört oft, dass im Dorf oder in der Familie Geld gesammelt wurde. Und dass die Familie dann entscheidet, wer sich effektiv auf den Weg macht.»

Mit den sogenannten UMA hat die Schweiz zwar Erfahrung: Während der Flüchtlingskrise 2015 und 2016 wurden die Strukturen für mehrere tausend UMA geschaffen. Lehrkräfte, Beistände oder Sozialpädagogen wurden neu eingestellt.

Doch weil in den darauffolgenden Jahren nur noch wenige Jugendliche in die Schweiz geflüchtet waren, haben die Kantone diese Strukturen wieder abgebaut. «Wir haben das einfach nicht mehr gebraucht», sagt Marcel Suter. Er leitet das Amt für Migration und Zivilrecht im Kanton Graubünden. Nun müssten diese Strukturen wieder hochgefahren werden.

Doch dieses Vorhaben erweist sich aktuell als grosse Knacknuss. Denn es herrscht akuter Fachkräftemangel. Das SEM verortet die Probleme insbesondere bei den fehlenden Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen: «Etwa 25 Prozent der für die UMA-Betreuung vorgesehenen Stellen sind derzeit nicht besetzt», heisst es gegenüber SRF.

Zwei minderjährige Asylsuchende sitzen in einem Unterrichtsraum vor einer Lehrperson.
Legende: Den Behörden mangelt es an Betreuungspersonal: Ein Viertel der benötigten Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen fehlt bereits. (Symbolbild) KEYSTONE/Martial Trezzini

Die allermeisten minderjährigen Asylsuchenden, die alleine in die Schweiz einwandern, seien Jungen aus Afghanistan.

Mehr minderjährige Geflüchtete

Michèle Stephani, die Leiterin des Asylzentrums in Davos, in dem Jugendliche und geflüchtete Familien zusammen wohnen, sieht bei den UMA Nachholbedarf: «Sie hatten teilweise keine Kindheit.» Dies zeige sich etwa dadurch, dass auch ältere Jugendliche mit Spielsachen von kleinen Kindern spielen würden.

Im Davoser Zentrum kommen derzeit so viele afghanische Jungen an, dass die Familien möglicherweise bald anderswo platziert werden müssen. Dafür vorgesehen sind leerstehende Häuser, die der Kanton Graubünden vorsorglich für Geflüchtete aus der Ukraine bereitgestellt hatte.

10vor10, 27.10.2022, 21:50 Uhr

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