Von aussen sieht es nach einem etwas in die Jahre gekommenen Hotel am Zürcher Stadtrand aus. Doch statt Touristen wohnen hier in Seebach bald bis zu 80 Geflüchtete. Und zwar besonders schutzbedürftige Asylsuchende: 12- bis 16-jährige Jugendliche sowie Frauen im Alter bis 25.
Das sei eine Neuheit in der Schweiz, sagt Marcel Suter vom Staatssekretariat für Migration SEM: «Das Besondere an diesem Zentrum ist, dass wir junge Frauen und unbegleitete Minderjährige komplett getrennt von männlichen Geflüchteten unterbringen können.»
Zwar versuche das SEM, auch in den anderen Asylzentren die jüngeren und weiblichen Flüchtlinge auf einem separaten Stockwerk unterzubringen. Hier aber haben sie ein eigenes Gebäude.
Der Vorteil sei, dass die Bedürfnisse dieser besonders schutzbedürftigen Asylsuchenden besser erfüllt werden können, so Marcel Suter. Sie leben in relativ kleinen Zimmern für zwei, vier oder sechs Personen.
Ausserdem ist das Zentrum mit 80 Plätzen kleiner als die anderen rund 30 Bundesasylzentren in der Schweiz, in denen meist ein paar hundert Asylsuchende untergebracht sind.
Zwar gibt es im Kanton Waadt bereits ein temporäres Zentrum, das ebenfalls speziell für sehr junge und weibliche Asylsuchende vorgesehen ist. Doch wenn zu viele Flüchtlinge ankommen, werden dort auch Erwachsene zugeteilt. Ein ausschliesslich für diese Gruppe reserviertes Zentrum gibt es in der Schweiz nur in Seebach.
Stadtregierung wollte zweites Zentrum
Damit bekommt die Stadt Zürich ein zweites Bundesasylzentrum neben jenem an der Duttweilerstrasse im Kreis 5. Und zwar auf expliziten Wunsch der Stadtregierung, wie Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) ausführt: «Seit der Eröffnung des Bundesasylzentrums wollten wir die jungen Geflüchteten gezielter unterstützen. Wir sind sehr froh, konnten wir jetzt diese Lösung in Seebach finden.»
Weniger euphorisch als die Stadtregierung hat die Quartierbevölkerung auf die neuen Nachbarn reagiert. Stadtrat Raphael Golta ist jedoch zuversichtlich, dass sich diese Skepsis bald legt: «Erfahrungsgemäss sind die Leute verunsichert, bevor das Zentrum öffnet. Wenn die Menschen dann ankommen, kann sich die Bevölkerung besser damit arrangieren.»
Es könne durchaus zu Spannungen kommen, wenn bis zu 80 junge Geflüchtete mit einer schwierigen Geschichte zusammenwohnten. «Ein Stück weit muss man damit leben», so Golta. Die Stadt habe versucht, das Quartier in den Prozess einzubinden. Wenn es Probleme geben sollte, könne sich die Bevölkerung jederzeit an die Stadt wenden.