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Kampf gegen Fachkräftemangel Basel prüft 38-Stunden-Woche für Kantonsangestellte

Im Kampf um Arbeitskräfte bringt Basel-Stadt ein sehr umstrittenes Instrument ins Spiel – Wirtschaftsverbände sehen rot.

Kürzere Arbeitszeit, bei gleichem Lohn. Damit könnte der Kanton Basel-Stadt künftig im Wettbewerb um Arbeitskräfte die Konkurrenz ausstechen. Zumindest fordert das Parlament, dass die Regierung die 38-Stunden-Woche für Kantonsangestellte prüfen soll. Eine Forderung, die in vielen anderen Kantonen undenkbar scheint.

Eine Reduktion der Arbeitszeit ist wichtig, um konkurrenzfähig zu sein.
Autor: Beda Baumgartner Grossrat SP

Der Trend sei eindeutig, sagt SP-Grossrat Beda Baumgartner, der sich für den Vorstoss starkmacht: «Arbeitnehmer suchen eine gesunde Work-Life-Balance, damit sie zum Beispiel mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können. Eine Reduktion der Arbeitszeit ist wichtig, um konkurrenzfähig zu sein.» Etliche private Firmen hätten auch schon die Arbeitszeiten reduziert, argumentieren die Befürworter.

Nur knappe Mehrheit für 38-Stunden-Woche

Eingebracht hat die Forderung die SP, aber auch einzelne Ratsmitglieder der SVP und LDP setzten ihre Unterschrift unter den Vorstoss. Mit der Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit von heute 42 auf 38 Stunden bei gleichbleibendem Lohn könne der Kanton dem Fachkräftemangel begegnen. Einzelne kantonale Organisationen, wie zum Beispiel die Polizei, haben grosse Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen.

Basler Polizei
Legende: Wegen der hohen Belastung hat zum Beispiel die Basler Polizei grosse Mühe, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Keystone / Georgios Kefalas

Allerdings ist nur eine knappe Mehrheit des Basler Parlaments für die Forderung: Mit 48 zu 46 Stimmen bei 1 Enthaltung hat der Grosse Rat die Motion zur Prüfung an die Regierung überwiesen. Denn viele bürgerliche Politikerinnen und Politiker halten gar nichts von dieser Idee.

Kürzere Arbeitszeit? Kaum ein Thema in anderen Kantonen

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Schweizer Franken
Legende: Nicht mit weniger Arbeitszeit, aber mit Teuerungsausgleich will Zürich ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Keystone / Gabriele Putzu

Bislang setzten erst einzelne Unternehmen auf kürzere Arbeitszeiten. Einzelne Hotels etwa nehmen mit der Einführung der Viertagewoche eine Vorreiterrolle ein.

Mit der Forderung nach einer Reduktion der Arbeitszeit bei Staatsangestellten scheint der Kanton Basel-Stadt vorzupreschen. Noch im Februar 2022 hat der Bundesrat die Idee der 35-Stunden-Woche abgeschmettert. Die Arbeitszeit sei weiter unter den Sozialpartnern auszuhandeln, argumentierte die Landesregierung. Eingebracht hatten diese die SP und Gewerkschaften.

Dafür: Grosszügig beim Lohn

Auch im Kanton Zürich ist keine Rede von reduzierten Arbeitszeiten. Allerdings zeigte sich die bürgerlich dominierte Regierung beim Lohn besonders grosszügig: Sie gewährte den 55’000 Mitarbeitenden einen vollen Teuerungsausgleich von 3,5 Prozent. Ausserdem hatte der Regierungsrat 0.8 Prozent der Lohnsumme für individuelle Lohnerhöhungen vorgesehen. Das Parlament kürzte diesen Posten dann allerdings auf 0,2 Prozent.

Damit steht Zürich im Vergleich mit anderen Kantonen bei den Löhnen gut da. Der Regierungsrat möchte damit «die attraktiven Arbeitsbedingungen für das Personal erhalten und seine Position auf dem Arbeitsmarkt festigen», wie es in einer Mitteilung hiess.

«Staat und Privatwirtschaft kämpfen beide mit dem Fachkräftemangel. Es kann nicht sein, dass der Kanton mit Steuergeldern den Wettbewerb um Fachkräfte aus dem Gleichgewicht bringt», sagt Lorenz Amiet, SVP-Grossrat.

Dieses Giesskannenprinzip sei nicht zielführend. Vielmehr sollte eine Reduktion von Arbeitszeiten in einzelnen Stellen überprüft werden, wie zum Beispiel bei der Polizei, der Rettung oder bei Mitarbeitenden in Gefängnissen.

Basler Rathaus von aussen
Legende: Die 38-Stunden-Woche: Auch in der Basler Politik ein umstrittenes Thema. Keystone / Christian Beutler

Weiter drohe, dass der Schuss nach hinten losgehe. Denn wenn die Angestellten zehn Prozent weniger arbeiten würden, bräuchte es auch zehn Prozent zusätzliche Mitarbeitende. Das würde Mehrkosten im Millionenbereich verursachen – und würde den Fachkräftemangel weiter anheizen.

Es kann nicht sein, dass der Kanton mit Steuergeldern den Wettbewerb um Fachkräfte aus dem Gleichgewicht bringt.
Autor: Lorenz Amiet SVP-Grossrat

Unterstützung bekommen die bürgerlichen Parteien auch von den Wirtschaftsverbänden. «Diese Forderung ist völlig übertrieben», sagt Saskia Schenker, Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel und fügt an: «Die kantonale Verwaltung darf nicht derart vorpreschen. Mit solchen Massnahmen könnte das Gewerbe finanziell niemals mithalten.»

Kein Verständnis von Wirtschaftsverbänden

Würde Basel-Stadt für Kantonsangestellte die 38-Stunden-Woche einführen, würde das de facto einer Lohnerhöhung von zehn Prozent entsprechen, sagt Schenker. «Wir fordern, dass Staatsangestellten ähnliche Arbeitsbedingungen haben sollten, wie das im Kanton im Durchschnitt üblich ist.» Im Kanton Basel-Stadt würde die durchschnittliche Arbeitsdauer bei einem 100-Prozent-Pensum 41.5 Arbeitsstunden pro Woche betragen.

SRF 1, Regionaljournal Basel, 19.01.2023; 06:32 Uhr ; 

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