Kürzere Arbeitszeit, bei gleichem Lohn. Damit könnte der Kanton Basel-Stadt künftig im Wettbewerb um Arbeitskräfte die Konkurrenz ausstechen. Zumindest fordert das Parlament, dass die Regierung die 38-Stunden-Woche für Kantonsangestellte prüfen soll. Eine Forderung, die in vielen anderen Kantonen undenkbar scheint.
Eine Reduktion der Arbeitszeit ist wichtig, um konkurrenzfähig zu sein.
Der Trend sei eindeutig, sagt SP-Grossrat Beda Baumgartner, der sich für den Vorstoss starkmacht: «Arbeitnehmer suchen eine gesunde Work-Life-Balance, damit sie zum Beispiel mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können. Eine Reduktion der Arbeitszeit ist wichtig, um konkurrenzfähig zu sein.» Etliche private Firmen hätten auch schon die Arbeitszeiten reduziert, argumentieren die Befürworter.
Nur knappe Mehrheit für 38-Stunden-Woche
Eingebracht hat die Forderung die SP, aber auch einzelne Ratsmitglieder der SVP und LDP setzten ihre Unterschrift unter den Vorstoss. Mit der Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit von heute 42 auf 38 Stunden bei gleichbleibendem Lohn könne der Kanton dem Fachkräftemangel begegnen. Einzelne kantonale Organisationen, wie zum Beispiel die Polizei, haben grosse Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen.
Allerdings ist nur eine knappe Mehrheit des Basler Parlaments für die Forderung: Mit 48 zu 46 Stimmen bei 1 Enthaltung hat der Grosse Rat die Motion zur Prüfung an die Regierung überwiesen. Denn viele bürgerliche Politikerinnen und Politiker halten gar nichts von dieser Idee.
«Staat und Privatwirtschaft kämpfen beide mit dem Fachkräftemangel. Es kann nicht sein, dass der Kanton mit Steuergeldern den Wettbewerb um Fachkräfte aus dem Gleichgewicht bringt», sagt Lorenz Amiet, SVP-Grossrat.
Dieses Giesskannenprinzip sei nicht zielführend. Vielmehr sollte eine Reduktion von Arbeitszeiten in einzelnen Stellen überprüft werden, wie zum Beispiel bei der Polizei, der Rettung oder bei Mitarbeitenden in Gefängnissen.
Weiter drohe, dass der Schuss nach hinten losgehe. Denn wenn die Angestellten zehn Prozent weniger arbeiten würden, bräuchte es auch zehn Prozent zusätzliche Mitarbeitende. Das würde Mehrkosten im Millionenbereich verursachen – und würde den Fachkräftemangel weiter anheizen.
Es kann nicht sein, dass der Kanton mit Steuergeldern den Wettbewerb um Fachkräfte aus dem Gleichgewicht bringt.
Unterstützung bekommen die bürgerlichen Parteien auch von den Wirtschaftsverbänden. «Diese Forderung ist völlig übertrieben», sagt Saskia Schenker, Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel und fügt an: «Die kantonale Verwaltung darf nicht derart vorpreschen. Mit solchen Massnahmen könnte das Gewerbe finanziell niemals mithalten.»
Kein Verständnis von Wirtschaftsverbänden
Würde Basel-Stadt für Kantonsangestellte die 38-Stunden-Woche einführen, würde das de facto einer Lohnerhöhung von zehn Prozent entsprechen, sagt Schenker. «Wir fordern, dass Staatsangestellten ähnliche Arbeitsbedingungen haben sollten, wie das im Kanton im Durchschnitt üblich ist.» Im Kanton Basel-Stadt würde die durchschnittliche Arbeitsdauer bei einem 100-Prozent-Pensum 41.5 Arbeitsstunden pro Woche betragen.