Das ist passiert: Zwischen Juni 2020 bis November 2021 hat ein Mann zusammen mit anderen Mittätern 14 ältere Menschen via Telefon um ihr Geld betrogen oder es versucht. Es geht um eine Deliktsumme von rund 500'000 Franken. Die Täter arbeiteten vor allem von der Türkei aus.
Das ist besonders: Normalerweise schnappt die Polizei jene Männer und Frauen, die das Geld von den Opfern in Empfang nehmen. Wer die Fäden zieht, bleibt im Hintergrund. Nicht so in diesem Fall. Der 36-jährige Schweizer gilt laut Berner Staatsanwaltschaft als ranghoher «falscher Polizist» und musste sich wegen gewerbsmässigem Betrug und Geldwäscherei vor dem Berner Wirtschaftsgericht verantworten. Da er im Vorfeld alle Taten zugegeben hatte, gab es ein abgekürztes Verfahren.
So lautet das Urteil: Der Mann wurde zu 36 Monaten Haft verurteilt, davon zwölf Monate unbedingt. Weil er seit über einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt, ist er seit der Urteilsverkündung auf freiem Fuss. Die Probezeit beträgt fünf Jahre. Das heisst, dass er sich über diesen Zeitraum nichts mehr zu Schulden kommen lassen darf. Ansonsten müsste er den Rest der Strafe auch noch verbüssen.
So wird das Urteil begründet: Dank seiner Schuldeingeständnisse und seinen Informationen, die er der Polizei weitergegeben habe, habe der Angeklagte der Polizei und der Staatsanwaltschaft sehr geholfen. Das sei aussergewöhnlich, so das Gericht. Normalerweise werde in der organisierten Kriminalität geschwiegen. Die Richterin fügte jedoch hinzu: «Wer sich bewusst alte oder sehr alte Menschen als Opfer aussucht, ist stärker zu bestrafen, als jemand, der zum Beispiel eine Grossbank betrogen hat.» Zur Probezeit von fünf Jahren sagte die Richterin: Der Angeklagte habe mit 36 Jahren noch keine abgeschlossene Ausbildung, darum sei die Versuchung gross, wieder straffällig zu werden. «Wenn er sich nur etwas Kleines zu Schulden kommen lässt, dann sitzt er wieder.»
So sind die Täter vorgegangen: Sie suchten im öffentlichen Telefonbuch nach Vornamen, die auf eine ältere Person schliessen lassen. Sie riefen die potenziellen Opfer von der Türkei aus an – allerdings mit einer manipulierten Telefonnummer, die aus der Schweiz zu kommen schien. Die Täter sprachen Schweizerdeutsch oder Deutsch und gaben sich wahlweise als Polizist, als Sicherheitsbeauftragter einer Bank oder als Bankmitarbeiter aus. Sie baten um dringende Unterstützung, um angeblich korrupte Bankmitarbeiter oder Einbrecherbanden zu überführen. Laut Staatsanwaltschaft wurden die älteren Personen bei den Telefonanrufen verängstigt, mit Instruktionen überhäuft und unter Druck gesetzt, das Geld sofort abzuheben und zu überbringen.
Das war die Rolle des Angeklagten: Der Mann, der nun verurteilt wurde, war sowohl als sogenannter Keiler als auch als Logistiker von der Türkei aus tätig. Keiler bedeutet, der Mann rief bei den älteren Menschen an und tischte ihnen eine erfundene Geschichte auf. Als Logistiker hatte er die Aufgabe, möglichst schnell eine Person zu rekrutieren, die das Geld abholen konnte. Er musste diese auch anleiten, wie sie vorgehen mussten. Zuerst hat die Polizei sogenannte Abholer geschnappt. So ist sie ihm auf die Spur gekommen. In der Türkei, wo der Schweizer tätig war, wurde er 2024 festgenommen und in die Schweiz ausgeliefert.
Das waren die Opfer: 14 waren es insgesamt, bei 7 kam es zu einer Geldübergabe. Die älteste Person war zur Tatzeit 92 Jahre alt.