Ihr Name ist Programm: Die Krankheit Moderhinke lässt die Klauen von Schafen modern und die Tiere dadurch hinken. Wenn die Schmerzen zu gross werden, sind sie oft nur noch fähig, kniend zu grasen. Sie magern ab und geben weniger Milch.
Moderhinke wird durch ein Bakterium ausgelöst, das vorwiegend die Klauen von Schafen befällt. Erkranken können aber auch Steinböcke.
In jeder vierten Schafherde in der Schweiz treten laut Angaben des Bundes Fälle von Moderhinke auf. Für Tierhalterinnen und -halter hat das wirtschaftliche Folgen: Sie können die Tiere nicht verkaufen und müssen für die Behandlungskosten aufkommen.
Behandelbar, aber aufwendig
Tritt in einer Herde ein Fall von Moderhinke auf, müssen alle Schafe untersucht und behandelt werden. Dazu werden Proben entnommen und betroffene Klauen zurückgeschnitten. Anschliessend laufen die Schafe durch ein Klauenbad, welches die Bakterien abtötet.
Diese Behandlung wird über einen Zeitraum von bis zu zwei Monaten regelmässig wiederholt.
Immer wieder Rückfälle
Die Kantone sind bisher Einzelkämpfer gegen die Moderhinke. Ein Beispiel: Graubünden. «Im Kanton werden seit Jahren regelmässig Schafe untersucht und betroffene Herden behandelt», sagt der Bündner Kantonstierarzt Giochen Bearth. Dennoch kommt es immer wieder zu Fällen von Moderhinke.
Grund sei vor allem der Tierverkehr in den Sömmerungsmonaten. «Fast ein Viertel der Schafe, welche in Graubünden sömmern, sind aus anderen Kantonen.»
Nationales Bekämpfungsprogramm
Künftig sollen nur noch gesunde Tiere auf die Alpen gelangen und zwar schweizweit. Ab dem 1. Oktober 2024 gelten erstmals nationale Regeln im Kampf gegen die Moderhinke.
In den Wintermonaten werden alle Schafherden in der Schweiz auf das Bakterium untersucht, welches die Krankheit auslöst. Werden Fälle festgestellt, müssen diese entsprechend behandelt werden. Zudem ist die Impfung gegen die Moderhinke bis zum Abschluss des nationalen Programms verboten. Wie der Bund auf seiner Internetseite schreibt, lindern die Impfstoffe die Symptome, eliminieren den Erreger aber nicht.
Ziel des nationalen Programms des Bundes ist es, dass die Krankheit in fünf Jahren in weniger als einem Prozent der Schweizer Schafherden vorkommt.
Alles-oder-nichts-Prinzip
Das Ziel des Bundes bezeichnet der Bündner Kantonstierarzt Giochen Bearth als sehr ambitioniert. «Wir werden in den nächsten zwei Jahren sehen, ob es erreichbar ist.»
Dass künftig schweizweit gemeinsam an einem Strick gezogen wird, sei aber nötig, um die Krankheit einzudämmen. «Es dürfen keine kranken Tiere mehr auf die Alpen gelangen». Denn das Bakterium könne eine Weile auf dem Boden überleben und so weiter übertragen werden.
«Es geht nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip», sagt Kantonstierarzt Bearth. «Ist der Erreger auf der Alp, ist das bereits der Todesstoss.»