Zum Inhalt springen

Kampf gegen Treibhausgase Schweiz will CO₂ in Norwegen lagern – das ist die Technik

Umweltminister Albert Rösti ist zurzeit in Norwegen unterwegs und hat dort ein bilaterales Abkommen zur CO₂-Speicherung unterzeichnet. Dieses soll mithelfen, dass die Schweiz ihren Treibhaus-Ausstoss bis 2050 auf Netto-Null senken kann. Norwegen ist in dieser Technologie führend. Wie sie funktioniert, erklärt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Daniel Theis

Wissenschaftsredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Daniel Theis ist Wissenschaftsredaktor. Er arbeitet für das Wissenschaftsmagazin auf Radio SRF 2 Kultur.

Warum ist gerade Norwegen führend bei der CO₂-Einlagerung?

Norwegen hat bereits in den 1990er-Jahren mit der CO₂-Einlagerung in den Boden begonnen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Öl- und Gasindustrie, die in Norwegen sehr bedeutend ist. Da gibt es viel Erfahrung mit Bohrlöchern und Bohren in die Tiefe. «Carbon Capture and Storage» (CCS) nennt sich diese Technik – das Einfangen und die Einlagerung von CO₂ im Boden. Es ist natürlich auch ein mögliches künftiges Geschäftsfeld für die Industrie, die jetzt noch vor allem von fossilen Brennstoffen lebt. So investieren etwa Equinor, Shell und Totalenergies hunderte von Millionen Franken in norwegische Projekte für die CO₂-Speicherung.

Wie funktioniert die CO₂-Speicherung im Boden?

Es gibt zwei Hauptvarianten. Bei der einen nimmt man eine alte und mehr oder weniger leere Öl- oder Gaslagerstätte. Das CO₂ wird durch die bestehenden Bohrlöcher hinunter gepumpt und diese dann dicht verschlossen. Alte Lagerstätten gelten als dicht, weil sie vorher das Erdgas zurückgehalten haben. Bei der anderen Variante wird das CO₂ in Salzwasser führende Gesteinsschichten, sogenannte «Saline Aquifere», gepresst. Hier ortet man das grösste Potenzial. Denn so bleibt das CO₂ nicht nur aufgrund einer Sperrschicht nach oben in der Tiefe. Es kann sich mit der Zeit je nach Gesteinstyp auch mit dem Untergrund verbinden, es «mineralisiert» sich.

Rösti in Norwegen.
Legende: Umweltminister Albert Rösti und sein norwegischer Amtskollege Andreas Bjelland Eriksen unterzeichneten am Dienstag in Oslo ein bilaterales Abkommen zur CO₂-Speicherung. Keystone/Alessandro della Valle

Was verspricht man sich von dieser Technologie?

Es geht um das Netto-Null-Ziel bei den CO₂-Emissionen. CO₂ lässt sich zwar an vielen Orten grundsätzlich vermeiden, aber eben nicht überall. Das sind Emissionen aus der Landwirtschaft, aber vor allem auch aus der Zementindustrie und den Kehricht­verbrennungs­anlagen. Bei diesen Anlagen kann man das CO₂ im Abgas mit technischen Methoden gut einfangen und dann an einem geeigneten Ort im Boden «entsorgen». Auch andere Länder wie etwa Island oder Dänemark und auch die Schweiz klären ihre Möglichkeiten ab.

Wird die Technologie zum wichtigen Faktor der Schweizer Klimapolitik?

Aktuell gibt es Projekte, die abschätzen wollen, wie viel CO₂ im Schweizer Untergrund gespeichert werden könnte. Es sieht momentan nach eher wenig aus. Der Export ins Ausland wiederum ist aufwendig. Bei grösseren Mengen kommen Bahn oder Lastwagen kaum infrage, weshalb über die Umnutzung alter oder den Bau neuer Pipelines nachgedacht wird. Letztlich wird es eine Kostenfrage sein. Das Bundesamt für Umwelt schätzte die Gesamtkosten eines CCS-Systems vor zwei Jahren auf rund 16 Milliarden Franken bis 2050. Davon entfällt rund ein Drittel auf Pipelines im Inland. Investitionen würden sich laut Experten lohnen, wenn der Preis für CO₂-Emissionszertifikate eine gewisse Höhe erreicht. Aktuell liegt er bei 75 Euro pro Tonne CO₂. Die Entsorgung von CO₂ mit einem CCS-System kostet geschätzt mindestens 130 Euro pro Tonne. Zurzeit bewegt sich aber einiges im Bereich CCS, sodass es durchaus möglich scheint, dass die Technologie in Zukunft auch im grösseren Stil angewandt wird.

Echo der Zeit, 17.6.2025, 18 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel