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Kampf ums Überleben Die Glarner Textilbranche erfindet sich gerade neu

Die traditionsreiche Textilbranche im Kanton Glarus richtet sich nach der Pandemie auf und versucht sich neu zu orientieren.

Die Corona-Pandemie hat im Glarnerland Spuren hinterlassen, auch in der Textilindustrie: Die 150-jährige Weberei Jenny Fabrics in Niederurnen etwa hat die Produktion runtergefahren und webt keine Stoffe mehr. Und die Textildruckfirma Mitlödi meldete vor zwei Jahren Konkurs an. 33 Mitarbeitende verloren ihre Stelle. Sie hatten bis dahin Textilien gedruckt oder entworfen, die in die ganze Welt geliefert wurden.

Mittlerweile laufen die Textildruckmaschinen in Mitlödi allerdings wieder. Dank finanzieller Unterstützung des Vermieters. Dieser hat in der Zwischenzeit die Fabrik vorläufig übernommen. «So haben wir eine Chance, mindestens vorübergehend die Sache weiterzubringen», sagt Firmenchef Hans Blesi.

Ich bin ein Kämpfer, der die Hoffnung nie verloren hat.
Autor: Hans Blesi Chef Textildruck AG Mitlödi

So werden zum Beispiel wieder Stoffe für Uniformen und Zelte der Armee bedruckt. Der Besitzer sucht jetzt nach einer nachhaltigen Lösung.

Blütezeit der Glarner Textilindustrie

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In der Blütezeit um die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es im Kanton Glarus fast 60 Spinnereien, Webereien und Textildruckereien. Im Geschäftsjahr 1971 produzierte eine einzige Firma rund 22 Millionen Meter Stoff - eine Menge, die dem halben Erdumfang entspricht.

In den vergangenen Jahren wurde die Produktion von Textilien vermehrt ins Ausland ausgelagert. Die Glarner Volkswirtschaftsdirektorin Marianne Lienhard unterstreicht die Wichtigkeit der Textilindustrie: «Wir müssen für die Zukunft gerüstet sein.» Einerseits in der Branche, andererseits bei den Arbeitnehmenden.

Leerstehende Textilfabriken werden aber auch umgenutzt. Für Regierungsrätin Lienhard auch eine Chance: «So können beispielsweise Dienstleistungsfirmen oder Datenverarbeiter neu angesiedelt werden.»

Textilbranche muss sich neu ausrichten

In Mitlödi arbeiten heute 30 Angestellte. Früher waren es 130. Alle müssen überall anpacken. Auch die kaufmännischen Mitarbeitenden trifft man ab und zu im Lager beim Arbeiten an.

Mitarbeiter der Mitlödi AG verteilt mit der Siebdruckmethode Farbe auf einem Stoff
Legende: Ein Mitarbeiter der Textildruckfirma Mitlödi verarbeitet Farbe mit der Siebdruckmethode. Das Bild stammt aus dem Jahr 2014. Keystone / Christian Beutler

Kreativität ist gefragt. Das bestätigt Max Gugelot, Betriebsleiter der Weseta Textil AG. Der Kanton Glarus sei ein guter Standort: «Wir haben hier Fachkräfte», sagt er. «Wir können mit der Bergwelt eine gute Geschichte erzählen. Das gefällt der Kundschaft.»

Badetücher für japanische Haushalte

«Wir produzieren hochwertige Frottiertücher, die natürlich ihren Preis haben», beschreibt Max Gugelot die Produkte des Familienunternehmens. Aber das Produkt sei gefragt, zum Beispiel in Japan, wo nach Angaben der Firma Vertragsverhandlungen mit dem grössten japanischen Händler für Frottiertücher laufen.

«Auch die Schweizer Kundinnen und Kunden schätzen hochwertige Tücher», fügt Conrad Peyer, der Inhaber der Weseta Textil AG an. Er führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Das «Daheim» habe in der Pandemie an Bedeutung gewonnen.

Das Daheim hat in der Pandemie an Bedeutung gewonnen.
Autor: Conrad Peyer Inhaber Weseta Textil AG

Der finanzielle Druck bleibt allerdings gross. Um zu überleben setzt die Textildruckfirma Mitlödi AG vermehrt auf die Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern und Designern und produziert für lokale Abnehmer.

Neustes Beispiel: das Eidgenössische Schwingfest in Glarus, welches den Druck eigener Glarner-Tüechli in Auftrag gegeben hat. So laufen die Druckmaschinen in Mitlödi weiter, bis für die Fabrik eine nachhaltige Lösung gefunden ist.

Schweiz aktuell, 25.01.2023, 19:00 Uhr ; 

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