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Kandidatur für den Bundesrat Isabelle Moret – für acht Jahre oder etwas länger?

Die Waadtländer Politikerin gilt im Nationalrat als offen und lösungsorientiert. Sie freut sich schon auf die Hearings.

Konsequenterweise dürfte Isabelle Moret, sollte sie wirklich Bundesrätin werden, maximal acht Jahre im Amt bleiben. Denn mit einem ihrer ersten Vorstösse wollte sie die Amtszeit der Bundesräte begrenzen, auf zwei Amtsperioden. Das sorge für Dynamik in der Regierung, sagte sie vor sieben Jahren im Parlament.

Der Vorschlag der jungen Kollegin fiel im Nationalrat aber deutlich durch. Heute will sich die frischgebackene Bundesratskandidatin nicht schon auf ein Rücktrittsdatum festlegen, bevor sie gewählt ist. Aber gut findet sie ihre Idee von damals immer noch: «Acht Jahre, das ist ein gutes Timing, denke ich. Aber jeder kann selbst entscheiden.»

«Fée Clochette» – das war einmal

Isabelle Moret, die Juristin und Anwältin, begann ihre politische Laufbahn im Waadtländer Grossen Rat. Als 28-Jährige scheint sie damals insbesondere ihre allesamt älteren Parteikollegen irritiert zu haben. Die FDP-Herren gaben ihr den wenig schmeichelhaften Übernamen «Fée Clochette» – eine Comic-Figur aus dem Walt-Disney-Film Peter Pan, bei uns als Tinker Bell bekannt.

Eine blonde Fee, die beflissen mit ihrem Zauberstab fuchtelt, ziemlich eifersüchtig und ziemlich naiv. Erinnert an dieses Bild in den damaligen Männerköpfen, muss Moret schmunzeln: «Als ich mit 28 Jahren in die Grossratsfraktion eingetreten bin, mit langen blonden Haaren und einem vielleicht ein bisschen kleinen Röckli, war das wirklich ein Sturm.» Aber dieser Sturm habe sich gelegt.

Viel Lob von rechts

Im Nationalrat hat die mittlerweile 46-Jährige heute ganz offensichtlich ein anderes Image. Bei bürgerlichen Männern, die rechts von ihr stehen und mit ihr zusammen in den Kommissionen an den Gesetzen feilen. SVP-Mann Andreas Glarner zum Beispiel sagt: «Sie ist eine gewissenhafte und immer sehr gut vorbereitete Politikerin, die hervorragend beide Sprachen spricht und als Kollegin sehr angenehm ist.»

Sein Parteikollege Heinz Brand, der gleich in zwei Kommissionen mit Moret am Tisch sitzt, lobt Morets politische Arbeit ebenfalls: «Sie ist lösungsorientiert und bereit, auch Konzessionen zu machen und in Teilschritten vorzugehen. Eine erfrischende Persönlichkeit in der Zusammenarbeit.»

Anerkennung von links trotz klarer FDP-Linie

Auch auf der anderen Ratsseite hört man für Isabelle Moret ganz ähnliche Attribute. SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi schildert sie als fundierte und gut vorbereite Politikerin: «Sie ist durchaus offen, die anderen Positionen zu hören, politisiert dann aber ganz klar auf FDP-Linie.»

Zum Beispiel beim erbitterten Seilziehen um die Reform der Altersvorsorge. Hier vertrat Moret als Kommissionssprecherin hart die FDP-Linie und verärgerte damit CVP und SP. Moret sei für sie trotzdem wählbar, sagt SP-Sozialpolitikerin Silvia Schenker: «Wenn man den Anspruch der FDP nicht bestreitet, kann man das durchaus machen.»

Auch die Familienpolitik liegt Moret, der Mutter zweier Schulkinder, am Herzen. Hier stimmt sie regelmässig mit der Linken, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Und schliesslich gehört die Gesundheitspolitik zu ihren Steckenpferden. Sie ist gleichzeitig Präsidentin des Spital-Verbandes H+.

Reinhören bei den Lobbyisten: Pflicht

Für einigen Wirbel sorgte diese Woche eine andere angebliche Interessenbindung. Eine Westschweizer Radiojournalistin erwähnte in einer Live-Sendung ihre Mitgliedschaft bei der Rüstungs-Lobby-Organisation «Arbeitskreis für Sicherheit und Wehrtechnik». Moret fiel der Journalistin brüsk ins Wort. Total falsch sei das und stimme nicht.

Später räumte Moret ein, sich auf einer Liste dieser Organisation eingetragen zu haben, um Informationen zu erhalten: «Für mich ist es sehr wichtig, im Parlament zu wissen, was genau die verschiedenen Lobbys sagen.» Auch wenn sie anderer Meinung sei. Mit allen reden können, sei eine ihrer besten Eigenschaften, sagt Moret von sich.

Als Nationalrätin kennen sie mich sehr gut. Aber vielleicht haben sie mich als Kandidatin noch nicht gesehen.
Autor: Isabelle Moret Waadtländer FDP-Nationalrätin, Bundesratskandidatin

Das kann sie unter Beweis stellen, wenn sie bei den Parteien zu Hearings antreten muss. «Ich habe viel Enthusiasmus. Für mich ist es wichtig, meine Qualitäten darzustellen. Zwar kennen sie mich sehr gut als Nationalrätin. Aber vielleicht haben sie mich als Kandidatin noch nicht gesehen.»

Kein Zweifel – Isabelle Moret meint es ernst. Sie will Bundesrätin werden. Und bleiben. Acht Jahre – oder vielleicht auch etwas länger.

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