Neue Abstimmung mit anderem Resultat: Im Kanton Tessin wurde über eine Verfassungsänderung zur Ernährungssouveränität abgestimmt. Der Inhalt der Initiative ist derselbe wie bei der nationalen Abstimmung über Ernährungssouveränität im Jahr 2018. Es ging darum, den Anteil der lokalen Produktion von 50 auf 60 Prozent zu erhöhen.
Erst abgelehnt, dann angenommen: Das Tessiner Stimmvolk nahm die kantonale Initiative zur Ernährungssicherheit am Wochenende mit 62 Prozent Ja-Stimmen an. «Sie sagen Ja zu mehr lokaler Speiseproduktion und zu mehr Ackerfläche», sagt SRF-Korrespondentin Karoline Thürkauf. 2018 lehnten die Tessiner Stimmberechtigten das gleiche Anliegen mit 67 Prozent Nein-Stimmen ab.
Umsetzung unklar: Was genau der neue Tessiner Verfassungsartikel bewirken wird, könne man noch nicht schlüssig sagen, so Thürkauf. «Es ist nicht klar, wie er Verfassungsartikel umgesetzt wird.» Es sei auch möglich, dass er mit übergeordnetem Recht kollidiere. Denn die Ernährungssicherheit liegt in der Verantwortung des Bundes.
Gründe für den Sinneswandel: «Ich kann mir diesen Meinungsumschwung nur mit der Covid-19-Krise erklären», sagt Thürkauf. «Zu Beginn der Pandemie war das Problem im Tessin mit den ausländischen Erntehelfern sehr gross. Die durften nicht mehr einreisen.» Durch die Krise sei bei vielen Tessinerinnen und Tessinern das Bewusstsein gereift, dass es sinnvoll ist, weniger abhängig von ausländischen Produzenten zu sein.