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Kantonswahlen Jura SVP hofft auf ersten Sitz – mit Ex-Moutier-Gegner Schnegg

Der Bernjurassier Fred-Henri Schnegg war gegen den Kantonswechsel von Moutier. Nun will er in die jurassische Regierung.

Der Kanton Jura wählt Mitte Oktober eine neue Regierung – und zum ersten Mal darf auch Moutier mitbestimmen. Mit dem Kantonswechsel der Kleinstadt wächst die Zahl der jurassischen Stimmberechtigten um fast zehn Prozent. Das könnte einem Politiker helfen, der den Wechsel von Moutier einst bekämpfte: Fred-Henri Schnegg.

Vom Berner Anti-Separatisten zum Kandidaten im Jura

«Als Berner Politiker habe ich meinen Kanton verteidigt», sagt der ehemalige Berner Kantonsparlamentarier. Heute sei die Situation eine andere, der bernjurassische Gebietsstreit mit direktdemokratischen Entscheidungen beendet.

Mann mit Brille vor bunter Kunstwand.
Legende: Seit neun Jahren leitet Schnegg das Volksschulamt des Kantons Jura und wohnt in der Nähe von Delémont. Nun soll der 60-Jährige einen Sitz für die SVP erobern. Es wäre der erste in der Geschichte des Kantons Jura. SRF / Roman Fillinger

«Für eingefleischte Separatisten bin ich nicht wählbar», weiss Schnegg – wegen seiner politischen Vergangenheit und weil sein Bruder Pierre Alain in der Berner Regierung sitzt. Doch dass er relativ neu ist im Jura, sei auch ein Vorteil. Der Kanton brauche frische Kräfte.

Kritik an Verwaltung – und Ruf als Brückenbauer

In den Augen des SVP-Kandidaten ist der Jura nämlich in einer Sackgasse. Die Regierung sei zerstritten, die Verwaltung zu teuer. Seit Jahren schreibt der Kanton Millionendefizite. «Für einen kleinen Kanton hat der Jura eine überdimensionierte Verwaltung», sagt Schnegg. Er schlägt vor, enger mit den Nachbarkantonen zusammenzuarbeiten und gewisse Aufgaben zu teilen – zum Beispiel den Kantonsarzt.

Mit solchen Vorschlägen eckt Schnegg an im jungen und stolzen Kanton Jura. Zugleich gilt er als Brückenbauer. Als er das Volksschulamt übernahm, war die Behörde zerstritten. Schnegg hat als Leiter eine Versöhnung hinbekommen. Dieses Verdienst gestehen ihm auch Leute zu, die andere politische Meinungen haben als er.

Schnegg hat die gleichen Rechte wie jeder andere.
Retnerin in Delémont

Ob es der SVP gelingt, zum ersten Mal einen jurassischen Regierungssitz zu erobern, ist offen. Doch klar ist: Mit dem Beitritt von Moutier verschieben sich die politischen Kräfte zu ihren Gunsten. In der Kleinstadt ist die SVP nämlich stärker als im restlichen Jura.

In der Altstadt von Delémont, dem Schauplatz von vielen separatistischen Demonstrationen, nehmen die Leute die Kandidatur des ehemaligen Anti-Separatisten gelassen hin. «Schnegg hat die gleichen Rechte wie jeder andere», sagt eine Rentnerin. Ein Geschäftsmann meint, die Frage nach dem Separatismus sei ganz grundsätzlich passé. Und Annick, selbst aus einer Separatistenfamilie, sieht sogar Vorteile in der Kandidatur des Neuzuzügers aus Bern: «Bei den sogenannten guten jurassischen Separatisten gibt es die Gefahr von Vetternwirtschaft. Da ist einer von aussen gar nicht schlecht.»

Am 19. Oktober wird gewählt und es wird sich weisen, ob der Kanton Jura tatsächlich einen ehemals anti-separatistischen SVP-Mann in die Regierung wählt.

Echo der Zeit, 10.10.2025, 18:00 Uhr

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