Worum geht es? Im Jahr 2003 sind die letzten Mönche aus dem Kapuzinerkloster in der Stadt Solothurn ausgezogen. Seither stehen die Räumlichkeiten mehrheitlich leer. Die Instandhaltung kostet den Kanton jedes Jahr 150'000 Franken. Künftig sollten die Zentralbibliothek und das Staatsarchiv im Kloster untergebracht werden. Zwei eidgenössische Kommissionen aus den Bereichen Denkmalpflege und Heimatschutz haben ein Gutachten erstellt und äussern grosse Bedenken, wie die Solothurner Zeitung heute berichtet.
Was waren die Pläne des Kantons? In die Räumlichkeiten sollten das Staatsarchiv und die Zentralbibliothek einziehen. Schon länger ist klar, dass die Zentralbibliothek saniert werden muss und das Staatsarchiv platzt am jetzigen Standort aus allen Nähten. Darum sollten die beiden Institutionen in den historischen Räumen des Klosters sowie in einem neuen Anbau untergebracht werden. Unterirdisch waren zudem grosse Archivräume geplant.
Wo sehen die Kommissionen das Problem? Grundsätzlich beurteilen die Ämter die Idee des Kantons Solothurn als eine verträgliche Lösung, wie im Bericht zu lesen ist. Der geplante Neubau auf der Südseite des Geländes sehen die Ämter ebenfalls nicht als ausserordentlich problematisch an. Kritik gibt es jedoch an den geplanten unterirdischen Räumen. Für deren Bau müsste der Garten grossflächig aufgerissen werden. Dieser Eingriff wird im Bericht als «schwerwiegende Beeinträchtigung» bezeichnet.
Wo liegt die Krux beim Garten? Der Garten würde nach dem Bau zwar wieder hergestellt werden. Das genügt den Kommissionen aber nicht. Denn: «Ein unterirdischer Bau greift in die Materialität des Untergrunds ein und kann langfristige Auswirkungen auf den Bestand haben, ein Denkmal kann seine Integrität, seine Authentizität und Glaubwürdigkeit verlieren, wenn ihm der Boden, auf dem es errichtet wurde, genommen wird.» Darum stelle der Bau einen irreversiblen Eingriff in den Garten dar.
Es klingt fast, als würden wir die Seele des Bodens zerstören.
Wie reagiert der Kanton Solothurn auf den Bericht? Die Solothurner Regierung kann die Ausführungen im Bericht nicht nachvollziehen. Die Begründung sei sehr speziell, sagt Sandra Kolly, die Solothurner Baudirektorin. «Es klingt fast, als würden wir die Seele des Bodens zerstören.» Besonders brisant: Vor rund zwei Jahren zeigten Messungen, dass der Boden derart stark kontaminiert ist, dass dort seither kein Gemüse mehr angebaut werden darf. Auch darum sei der Entscheid nur schwer nachzuvollziehen. «Ohne die unterirdischen Räume lässt sich das Projekt nicht umsetzen», betont Kolly weiter.
Wie geht es jetzt weiter? Die Idee, die Zentralbibliothek und das Staatsarchiv ins Kapuzinerkloster zu zügeln, ist vom Tisch. «Die Berichte der eidgenössischen Kommissionen haben ein enormes Gewicht», betont Sandra Kolly. «Wenn sich die Kommissionen gegen ein Projekt aussprechen, ist es chancenlos.» Es gebe auch in anderen Kantonen viel Unmut über gewisse Entscheide. Genau darum will Kolly das Thema bei der Konferenz der kantonalen Baudirektorinnen und Baudirektoren einbringen. «Wir müssen darüber diskutieren, welche Kompetenzen und welchen Stellenwert diese Kommissionen haben sollen.»