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Kauf neuer Kampfjets Schweizer Kampfjetkauf sorgt international für Gesprächsstoff

Ausländische Medien und Sicherheitsexperten verfolgen mit grossem Interesse, wie die Schweiz ihr Kampfjet-Dilemma löst.

Wer über das internationale Waffengeschäft informiert sein will, liest «Janes Defence Weekly». Das britische Rüstungsfachmagazin berichtet über alles, was schiesst, fliegt, schwimmt, rollt und explodiert. Georg Mader aus Wien schreibt für «Janes». Er ist für die Schweiz zuständig und beobachtet sie.

Beobachtet hat er – mit den Fingern auf den Tasten – am 30. Juni Bundesrätin Viola Amherd, wie sie vor den Medien die Wahl des amerikanischen F-35-Kampfjets begründete. «Ein total zweischneidiges Schwert. Einerseits: Was machen die Schweizer mit einem Stealth-Angriffsflugzeug, das für den ersten Kriegstag gebaut wurde?», fragt Mader. 

Auf alle Fälle sorgte der Schweizer Entscheid für viel Aufmerksamkeit. Auch andere Länder planen, einen neuen Kampfjet zu kaufen. Und da helfe der Schweizer Entscheid dem F-35, sagt «Janes»-Journalist Mader.

«Die Schweizer Entscheidung ist ein Gütesiegel. Denn wenn die Schweizer den Jet akzeptieren, dann ist der veredelt.» Die nächste grosse Beschaffung kommt in Finnland. «In Finnland hat der F-35 durch die Schweizer Entscheidung quasi eine dicke Scheibe Butter aufs Brot zugelegt.» 

Die Schweizer Entscheidung ist ein Gütesiegel.
Autor: Georg Mader Journalist, «Janes Defence Weekly»

Auch die Schweizer Aussage zu den langfristigen Kosten sorgt für Diskussionen. Die Beschaffungsbehörde Armasuisse kam nämlich zum Schluss, der F-35 sei nicht nur technisch der fähigste Jet, sondern auch der günstigste.

Der Experte für militärische Luftfahrt beim Strategieinstitut IISS in London, Douglas Berry, sagt: «Vielleicht gibt es eine Art Überoptimismus, eine Realitätsverdrängung, wie sich die Betriebskosten dieses Flugzeugs entwickeln werden – einfach deshalb, weil es noch ein junges Flugzeug ist», sagt der Experte für die Luftwaffen der Nato, Russlands und Chinas. 

Vielleicht gibt es eine Art Überoptimismus, eine Realitätsverdrängung, wie sich die Betriebskosten dieses Flugzeugs entwickeln werden.
Autor: Douglas Berry Experte für militärische Luftfahrt, Strategieinstitut IISS London

Für Berry wäre es keine Überraschung gewesen, hätte die Schweizer Evaluation gezeigt, der F-35 sei zwar technisch das fähigste Kampfflugzeug, aber auch das teuerste.

Dann hätte es in der Schweiz wohl eine Diskussion darüber gegeben, wieso die neutrale Schweiz einen Hightech-Bomber kaufe, der ursprünglich eher für Erdkampfangriffe ausgelegt wurde und eigentlich gar nicht für den Eins-zu-eins-Luftkampf, glaubt Berry. Aber in der jetzigen Kombination könne diese Debatte fast nicht mehr geführt werden.

Zukunftsorientierter Entscheid

Wenn man nüchtern in die Zukunft blicke, welcher Jet in den 2060er- und 2070er-Jahren noch fliegen werde, dann ergebe der Entscheid Sinn, so der Experte vom IISS. Der F-35 werde dann sicherlich noch da sein. Die USA würden ihn weiterentwickeln.

Ob aber die älteren europäischen Jets wie der Eurofighter oder Rafale noch so lange weiterentwickelt würden, sei nicht sicher, so Berry.

Auch der beste Jet wird gekauft, damit man ihn hoffentlich nicht ernsthaft einsetzen muss. Abschreckend wirken soll der F-35 auf den potenziellen Feind aus dem Osten. Tut er das? Der «Janes»- Journalist Mader weiss es aus erster Hand:

«Ich flog mit Pavel Vlasov, dem russischen Held im MiG-29M2. Am Abend danach haben wir diskutiert. Und ich habe den F-35 aufs Tapet gebracht.» Die Reaktion Vlaslovs? Der F-35 führe weniger Waffen mit in seinen Täschchen und sei darum den russischen Jets heillos unterlegen. So werde in Russland geprotzt.

Ist der F-35 der richtige Flieger für die Schweiz? Und wieso soll er so kostengünstig zu betreiben sein? Nicht nur in der Schweiz wird darüber gestritten, auch internationale Fachexpertinnen und -experten stellen sich diese Fragen.

Rendez-vous, 16.07.2021, 12:30 Uhr

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