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Kaum Regen, verdorrte Böden Anhaltende Trockenheit macht der Schweiz zu schaffen

In vielen Kantonen gelten Feuerverbote, die Waldbrandgefahr nimmt zu. Wie in anderen Teilen Europas auch.

Kein Bräteln mehr am Waldrand, wenig Wasser in den Flüssen, starke Pollenbelastung: Schweizerinnen und Schweizer spüren die Konsequenzen der langanhaltenden Trockenperiode, die das Land zurzeit heimsucht. Steuern wir auf einen nächsten Hitzesommer zu?

Ausgetrockneter Boden am Sihlsee
Legende: Rund um den Sihlsee bei Euthal (SZ) ist es am 16. April 2020 so trocken wie selten in den letzten Jahren. Keystone

« Bezüglich Dürrejahr kann man noch keine Aussage machen», so SRF-Meteorologe Felix Blumer. «2018 war völlig anders. Das erste Quartal war damals durchschnittlich nass.» Vor zwei Jahren waren primär das späte Frühjahr und der Sommer von der Trockenheit betroffen. «Sollte es aber nochmals ein Dürrejahr werden, dann wäre es diesmal deutlich schlimmer, da es jetzt schon seit dem 10. März trocken ist», so Blumer.

Kein Tropfen Niederschlag im April

An vielen Orten wie beispielsweise in Basel, Bern, Genf, Sitten und Schaffhausen wurde gemäss SRF Meteo im April noch kein einziger Tropfen Regen gemessen.

«Die Regenmengen sind seit anfangs März weit unter dem Durchschnitt», sagt Blumer. «Einmalig ist die Situation aber nicht. 1893 und 2007 war es noch trockener.»

Feuerverbote in den Kantonen

Herumliegende Äste und Laub sind nach den Wochen ohne Regen leicht entflammbar, die Waldbrandgefahr ist landesweit entsprechend hoch.

Ein absolutes Feuerverbot gilt zwar nur in den Kantonen Graubünden und im Tessin. Aber in beinahe allen Kantonen gilt bereits seit längerem ein Feuerverbot im Wald und in Waldnähe. In den meisten herrscht Gefahrenstufe vier für Waldbrände. Verboten sind auch das Wegwerfen von Raucherwaren, das Steigenlassen von Himmelslaternen oder das Abbrennen von Feuerwerk.

Nur in Zürich, im Wallis, im Thurgau, im Kanton Freiburg und in den beiden Appenzell wird bisher erst «zu einem sorgfältigen Umgang gemahnt», verboten ist Feuer machen noch nicht.

In Baselland gilt die Vorstufe zum Feuerverbot, Feuer darf dort nur in fest eingerichteten Feuerstellen entfacht werden.

Verheerende Brände in Europa

Während man in der Schweiz noch vor dem Ausbruch eines Feuers bangt, kämpft Deutschland schon gegen Heide- und Waldbrände in Nordrhein-Westfalen. Auch wütet an der Grenze zu den Niederlanden ein Grossbrand im Nationalpark De Meinweg.

In Polen hält ein Feuer im grössten Nationalpark des Landes die Einsatzkräfte auf Trab. Mittlerweile hat der Brand eine geschätzte Fläche von rund 4000 Hektar erfasst.

Auch Umweltschützer in Russland warnen vor schweren Waldbränden in den nächsten Monaten. Sie befürchten, dass sich eine Katastrophe wie im vergangenen Sommer wiederholen könnte. In einigen Regionen Russlands gab es bereits erste Brände.

Auch in Tschernobyl wüten die Brände noch immer

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In der Ukraine gibt es trotz der massiv aufgestockten Zahl von Einsatzkräften noch keine Fortschritte bei den Löscharbeiten im radioaktiv belasteten Gebiet um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl. Die Flammen wüten bereits seit mehr als zwei Wochen. Durch die Feuer in dem verseuchten Gebiet wird radioaktives Material aufgewirbelt. Die Ärzteorganisation zur Verhinderung eines Atomkrieges warnte zuletzt vor einer radioaktiven Wolke über Europa.

Meteorologen führen die vielen Brände aktuell auf die fehlende Schneedecke im Winter und die Trockenheit zurück. Im Frühjahr verbrennen Dorfbewohner traditionell Laub und trockenes Gras und verursachen so unkontrollierte Feuer.

Wenig Wasser macht der Landwirtschaft zu schaffen

Auch die mit der Trockenheit einhergehende Wasserknappheit könnte zum Problem werden: Im Kanton Thurgau zum Beispiel führen die Flüsse und Bäche bereits ungewöhnlich früh im Jahr nur wenig Wasser, und die Böden sind sehr trocken.

Rapspflanze
Legende: Eine Rapspflanze bahnte sich den Weg durch trockene Erde. Der Kanton Thurgau hat gar einen Fachstab Trockenheit eingesetzt. Keystone

«Durch die Trockenheit an der Bodenoberfläche wird das Wachstum der feinen Pflanzen stark gestört», sagt SRF-Meteorologe Blumer. An vielen Orten müsse bereits bewässert werden. «Die grossen Gewässer haben aber noch viel Wasser. Dort spielt nebst dem nassen Winter auch die Schneeschmelze eine Rolle, die bei warmem Wetter Wasser bringt.»

Ab nächsten Dienstag erreicht endlich eine Front aus Westen die Schweiz. Sie dürfte etwas Regen bringen. Ob es danach zu einer Wetterumstellung und grösseren Regenmengen kommt, ist offen.

Allergiker leiden besonders

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Die Stärke des Pollenflugs ändert sich jährlich je nach dem Witterungsverlauf in der Zeit vor und während der Pollensaison. Steigende Temperaturen im Klimawandel verstärken die Pollenbelastung für gewisse Pollenarten.

Von Heuschnupfen betroffene Menschen beschert das trockene Frühlingswetter triefende Nasen und juckende Augen. Verbreitet fliegen Birkenpollen in höchster Konzentration, auf die viele allergisch reagieren.

SRF 4 News; 14.04.20; 9:30 Uhr ; 

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