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Kein Alkohol und kein Schwein Hotelverkauf am Thunersee sorgt für Empörung

Das Traditionshotel «Bellevue au Lac» ist seit diesem Jahr in den Händen eines reichen Investors aus den Emiraten. Seither gibt es keinen Alkohol und kein Schweinefleisch mehr im Angebot. Manche Einheimische sind skeptisch.

«Was ist los mit diesem Restaurant???», schreibt ein empörter Gast in seiner Google-Bewertung. Die Veränderungen im Hotel und Restaurant Bellevue au Lac am Thunersee lösen Emotionen aus. Die Aussicht auf das Bergpanorama ist ein Traum, doch das Haus kämpft um seinen Ruf.

Hotel am Seeufer mit umliegenden Häusern und bewaldeten Hügeln im Hintergrund.
Legende: Das Hotel und Restaurant Bellevue au Lac am Thunersee sorgt derzeit für hitzige Diskussionen. SRF

Für über 10 Millionen Franken kauften die Seattle International Services aus Abu Dhabi das Traditionshaus und führen es nun nach eigenen Regeln: kein Alkohol und kein Schweinefleisch. An seinen neuen Nachbarn hat Ulrich Schneider gar keine Freude: «Mich stört der Besitzer. Es ist eine Katastrophe, dass ein arabischer Investor dieses schöne Grundstück am Thunersee gekauft hat.» Seit 70 Jahren wohnt er neben dem Hotel, sein Sohn war einst der Pächter vor dem Verkauf.

Das «Bellevue» wurde vor über hundert Jahren gebaut. Es war lange Zeit Treffpunkt für die Einheimischen. «Es war wie meine Wohnstube», sagt Nachbar Schneider. Jetzt sei alles anders: «Das Hotel entfremdet sich.»

«Sind die verrückt?»

Der Vertreter der Investoren Ahmed Sharaky kann die Kritik der Einheimischen nicht verstehen: «Wir hissen keine andere Flagge auf dem Hotel. Wir sind einfach neue Besitzer, die neue Angebote schaffen», sagt er. Einige Gäste begrüssen das neue Konzept, andere sind kritisch. «Sind die verrückt?», fragt sich eine Touristin aus der Westschweiz. «Man sollte uns zuvor informieren, dass es keinen Alkohol gibt.»

«Wenn jemand Alkohol will, sind wir nicht die richtige Wahl», erklärt Investor-Vertreter Sharaky. Man biete keinen Alkohol an, weil man auf gesunde Produkte setze. «Es stecken keine religiösen Motive dahinter», beteuert er. Das Hotel sei für alle geöffnet.

Die neuen Besitzer sind nicht die einzigen, die viel Geld in Schweizer Hotels investieren. Seit 2018 kauften ausländische Investoren für mindestens 1.7 Milliarden Franken Hotels in der Schweiz. Etwa gleich viel haben Schweizer investiert. Das zeigen Zahlen des Immobiliendienstleisters CBRE.

«Wenn man Hotels ausschreibt, melden sich oft ausländische Investoren und die bieten den besten Preis», sagt der langjährige Hotel-Vermittler Jürg Zumkehr. Er hat während 30 Jahren viele Hotels an Ausländer verkauft: «Sie sind risikofreudiger als Schweizer.»

Nächster Hoteldirektor geht

Im «Bellevue au Lac» wollen die arabischen Besitzer weiter Geld ausgeben. Ein neuer Pool im Garten ist schon geplant. «Schritt für Schritt wollen wir weiter investieren», sagt Sharaky. Ein weiteres Hotel in Interlaken wurde offenbar bereits gekauft. Nachbar Ulrich Schneider hält von den Ausbauplänen nichts: «Da dreht es mir den Magen um!» Die Skepsis der Einheimischen bleibt gross.

So schnell dürfte im «Bellevue au Lac» keine Ruhe einkehren. Der Direktor des Hotels hat offenbar gekündigt, wie im Hotel zu erfahren war. Noch Ende Juli sagte er der «Rundschau», er wolle das Hotel mit dem neuen Konzept in eine erfolgreiche Zukunft führen: «Wir versuchen, nicht an unseren Stammgästen festzuhalten und müssen Stück für Stück unsere Gäste austauschen.»

Jetzt wird er offenbar selbst ausgetauscht. Für die «Rundschau» war er nicht zu erreichen. Vor ihm haben bereits mehrere andere Hoteldirektoren unter dem neuen arabischen Besitzer den Bettel hingeworfen. Wie es weitergeht im «Bellevue», ist derzeit völlig offen.

Rundschau, 03.09.2025, 20:10 Uhr; noes

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