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Kein Ende der Hitze in Sicht Die Schweiz trocknet immer mehr aus

Wie präsentiert sich momentan die Situation? Im Osten der Schweiz herrscht weiterhin akute Trockenheit. Im Flachland ist ein Mangel an Bodenfeuchtigkeit und ausgetrocknete Böden verbreitet. Zudem sind die Wassertemperaturen in den Gewässern des Mittellandes immer noch überdurchschnittlich hoch und die Wasserstände von Boden-, Vierwaldstätter-, Walen-, Zürich- und Zugersee sehr tief.

Eine Auswirkung: Der tiefe Pegelstand beeinträchtigt die Schifffahrt auf dem Bodensee. Am deutschen Ufer werden einzelne Landestellen nicht mehr angelaufen. An anderen muss mit Verzögerungen beim Ein- und Ausstieg gerechnet werden.

Die Lage ist allerdings nicht überall gleich kritisch: Im Genfer- und Thunersee oder am Lago Maggiore werden durchschnittliche Wasserstände gemessen.

Was ist mit dem Grundwasser? Muss man Wasser sparen? Hitze und ausbleibender Regenfall kann auch die Trinkwasser-Reserven gefährden. Die Grundwasserstände und Quellen sind laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) in den letzten drei Monaten stetig zurückgegangen. Die Pegel sind stellenweise tief.

Mit einer flächendeckenden Wasserknappheit sei derzeit aber nicht zu rechnen, teilt das Bafu mit. Die Schweiz verfüge über grosse Wasserreserven. 80 Prozent des schweizerischen Trinkwassers würden aus Grundwasser gewonnen, das erst mit grosser Verzögerung auf die Trockenheit reagiere.

Trockengelegter Brunnen.
Legende: Brunnen werden abgestellt, zum Beispiel in Malans (GR). Keystone

In einzelnen Orten kann das Trinkwasser knapp werden: Zum Beispiel in Bergdietikon (AG), dort haben die Behörden Massnahmen zum sparsamen Umgang mit Wasser ergriffen. Die Gemeinde muss zudem von den Nachbarorten Wasser zukaufen.

Und die Wälder? Es herrscht verbreitet Trockenheit, Bäume im nördlichen Alpenraum sowie im Wallis weisen Trockenstress auf. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie Früchte abwerfen oder verfärbte Blätter haben. In der Region Basel sind sogar ganze Baumgruppen abgestorben, was aussergewöhnlich ist.

Die Behörden rufen zu Vorsicht bei Waldspaziergängen auf, weil Äste herabfallen können. Einzelne Waldgebiete sind gesperrt.

Wie hoch ist die Waldbrandgefahr in der Schweiz? In dem meisten Gebieten der Schweiz besteht zurzeit erhebliche bis sehr grosse Waldbrandgefahr. Bedingte oder absolute Feuerverbote im Wald oder in Waldesnähe wurden in verschiedenen Kantonen verhängt – zuletzt im Thurgau und in St. Gallen.

Haben die Regenfälle am Wochenende nicht für Erleichterung gesorgt? Die Regenmengen, die in der Schweiz am Wochenende gefallen sind, genügen kaum, um die Auswirkungen der Trockenheit nachhaltig zu mildern. Nur lokal hat sich die Situation entspannt, namentlich im Jura.

Warum reichen Gewitter nicht aus? Laut Bafu braucht es eine längere Phase mit regelmässigen und ergiebigen Niederschlägen, um einen Mangel an Wasser in den Böden und im Grundwasser wieder auszugleichen. Auch zur Eindämmung der Waldbrandgefahr und zur Abkühlung der Wassertemperaturen braucht es eine längere Regenphase.

Welche Massnahmen ergreifen die Gemeinden und Kantone? Im Kanton Thurgau gilt zum Beispiel ein Wasserentnahmeverbot für Bäche und kleine Flüsse – dies, obwohl die Landwirtschaftsbetriebe zunehmend auf Wasser aus Bächen und Flüssen angewiesen sind. Zudem mussten knapp 30 Kilometer Fliessgewässer abgefischt werden.

Männer mit Fischnetzen stehen in einem Bach.
Legende: Im Ballenbach bei Escholzmatt (LU) werden Bachforellen abgefischt. Keystone

Wann normalisiert sich die Lage wieder? Laut Bafu braucht es eine längere Phase mit regelmässigen und ergiebigen Niederschlägen, um einen Mangel an Wasser in den Böden und im Grundwasser wieder auszugleichen. Auch zur Eindämmung der Waldbrandgefahr und zur Abkühlung der Wassertemperaturen braucht es eine längere Regenphase.

Wie geht es weiter? Jürg Zogg von SRF Meteo kann keine Entwarnung geben: In den nächsten Tagen sind keine grösseren Regenmengen in Sicht. Ausserdem wird es heiss – womöglich noch weit bis in den Monat August hinein.

In den Alpen seien zwar isolierte Schauer oder auch Hitzegewitter möglich, im Flachland sowie im Mittel- und Südtessin bleibe es dagegen bis auf Weiteres mehrheitlich trocken. Auf Schauer darf dort frühestens am kommenden Wochenende gehofft werden.

Und am 1. August: Darf man da sein Feuerwerk zünden? Dort wo jetzt bereits absolutes Feuerverbot im Freien herrscht – namentlich im Wallis, Tessin und in grossen Teilen des Kantons Graubünden – wird sich bis zum Nationalfeiertag kaum etwas ändern.

Im Kanton St. Gallen und im Thurgau wird vorläufig auf ein absolutes Feuerwerksverbot am 1. August verzichtet. Allerdings ist es im ganzen St. Galler Kantonsgebiet untersagt, sogenannte «Himmelslaternen», Ballone mit Wunderkerzen, Glücks- und Wunschlaternen oder Kong-Ming-Laternen steigen zu lassen.

Die Stadt Chur hat bereits am Montag entschieden, auf das traditionelle Feuerwerk zu verzichten. Private dürfen aber – mit nötiger Vorsicht und bis auf weiteres – Raketen und Böller zünden.

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