Auf der Oberstufe im Kanton Aargau werden den Schülerinnen und Schülern vorübergehend keine Absenzen im Zeugnis erfasst. Weder entschuldigtes noch unentschuldigtes Fernbleiben wird vermerkt.
Wegen der Corona-Pandemie gilt für das Schuljahr 2020/21 eine Ausnahmeregelung. Die Absenzen könnten nicht verlässlich erfasst werden, heisst es im kantonalen Bildungsdepartement.
Die neue Regelung ist eine totale Kehrtwende. Eigentlich hatte der Kanton Aargau noch vor wenigen Wochen trotz Kritik genau das Gegenteil im Sinn: Er wollte, dass im Zeugnis alle Absenzen erwähnt werden – die unentschuldigten und neu auch die entschuldigten.
In vielen anderen Kantonen der Deutschschweiz wird dies bereits so gehandhabt. Die Ankündigung habe viele Reaktionen von Eltern, Schulen und in der Politik ausgelöst, sagt Christian Aeberli, Leiter der Abteilung Volksschule im Kanton Aargau.
Grosse Kehrtwende
Noch während der Sommerferien hatte der Kanton Aargau diese Anpassung verteidigt. Nach den Ferien habe man aber gesehen, dass Jugendliche zum Teil in Quarantäne oder Isolation mussten, einige hatten auch noch Fernunterricht. Absenzen könnten so gar nicht mehr verlässlich erfasst werden, erklärt Aeberli. Als Entlastung für die Schulen verzichte man nun auf die Zeugniseinträge.
Ganz freiwillig ist der Schritt allerdings nicht. Christian Aeberli gibt zu, dass es von Schulen, Eltern und aus der Politik Druck gegeben habe, auf die Erfassung von Absenzen im Corona-Schuljahr zu verzichten. Ob die strengere Regelung mit dem Erfassen sämtlicher Absenzen in einem Jahr dann tatsächlich eingeführt wird, sei noch offen.
Schwänzen geht trotzdem nicht
Dass Oberstufen-Schülerinnen und -schüler nun ungestraft den Unterricht schwänzen, glaubt Aeberli aber nicht. «Die Lehrerinnen und Lehrer erfassen die Absenzen trotzdem. Wenn sie den Eindruck haben, dass dies ausgenützt wird, haben sie adäquate Mittel, um darauf zu reagieren.»
Der Aargau sei der einzige Kanton, der dieses Jahr ganz auf Absenzeneinträge verzichtet, heisst es bei der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). In anderen Kantonen habe es aber auch keine Reaktionen von Eltern oder aus der Politik gegeben, sagt Aeberli. Dies, weil dort schon lange alle Absenzen im Zeugnis stehen. Im Aargau wird auch unentschuldigtes Fernbleiben erst seit 2016 vermerkt.