Keine Komödie, kein Thriller, kein Drama – seit vier Jahren läuft im Berner Kino «Jura» nichts mehr. Die Räume und Säle sind leergeräumt. Das «Jura» ist eines von neun Berner Kinos, die in den letzten Jahren zugemacht haben. Bei allen gilt: Ist das Kino mal raus, kommt kein Kino mehr rein.
Auch das «Jura» ist nun seit längerem ungenutzt. Obwohl das Gebäude nur einen Katzensprung vom Berner Bahnhof entfernt steht, und obwohl leere Räume in der Berner Innenstadt Mangelware sind. «Es ist verrückt», sagt Fabien Papini von der Immobilienverwaltung U.C. Buchschacher.
Pop-Up-Bar im ehemaligen Kino
Seit der Pandemie seien die Menschen weniger risikobereit, so Fabien Papini zu den Gründen, warum das Gebäude noch immer leer steht. «Ausserdem wollen wir Mieter mit Erfahrung und gutem Konzept.»
Seit der Pandemie sind die Menschen weniger risikobereit.
Jetzt soll aber wieder Leben einkehren: Nach vier Jahren konnte eine Lösung gefunden werden – wenn auch nur vorläufig. Im Winter soll aus dem «Jura» für ein paar Monate eine Pop-Up-Bar werden. Es sei ein Testlauf, betont Fabien Papini. «Wir wollen sichergehen, dass das Sicherheitskonzept funktioniert und schauen, wie die Nachbarschaft und die Stadt auf die Umnutzung reagieren.»
Im ehemaligen Kino «Splendid» werden schon seit über zehn Jahren keine Filme mehr gezeigt. Die Eigentümerin – die Avadis-Anlagestiftung – sucht neue Mieter für das Gebäude aus den 1920er-Jahren. Ein Restaurant, das in einem der Kinosäle untergebracht war, schloss vor zwei Jahren. Die anderen Säle liegen bereits seit drei Jahren brach.
Totalumbau nötig
Die Suche nach neuen Mietern für das «Splendid» verlief bisher erfolglos. Das Interesse sei klein, sagt Fabienne Stocker von Avadis. «Die Nutzung ist eingeschränkt. Die Denkmalpflege spielt mit rein.» Und Interessenten würden nicht zum Gebäude passen oder hätten andere Vorstellungen vom Mietzins.
Die Kinosäle sind zwar an guter Lage, entsprechen aber nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.
Immobilienexperte Bernhard Eicher ist nicht erstaunt, dass ehemalige Kinosäle leer bleiben. «Sie sind zwar an guter Lage, entsprechen aber nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.» Das fehlende Tageslicht, die extreme Raumhöhe: Das anzupassen sei aufwendig, zeitintensiv und kostspielig. Aber an einer Sanierung führe langfristig nichts vorbei. «Nur so können diese Flächen auch als Wohn-, Büro- oder Verkaufsfläche genutzt werden.»
Auch beim ehemaligen Kino «Jura» ist klar: Soll das Gebäude längerfristig als Bar oder Klub genutzt werden, ist ein aufwendiger Umbau nötig. Das müsse aber sorgfältig geprüft werden, meint Verwalter Fabien Papini. «Bevor wir Nägel mit Köpfen machen, wollen wir diesen Winter erst einmal schauen, ob und wie die Pop-Up-Bar läuft.»