24 Jahre nach der Gründung schafft die EDU erstmals den Sprung in den Nationalrat. Seit 2023 ist sie dort mit zwei Mitgliedern vertreten. Die EDU stützt ihre politischen Positionen auf christliche Werte. In ihrer Gesellschafts- und Aussenpolitik ist sie klar konservativ. Sie spricht sich beispielsweise gegen Abtreibung aus und ist EU-kritisch.
Dass sich eine Kleinpartei wie die EDU 50 Jahre am Leben halten könne, das sei schon eine Leistung, sagt Politologe Georg Lutz. «Das ist ein besonderes Phänomen und gelingt kleinen Parteien nur, wenn sie eine Nische besetzen. Der EDU gelingt es in diesem christlichen Milieu. Das sind sehr religiöse Gruppen, die noch häufig in die Kirche gehen.»
Verwurzelt im Kanton Bern und im Thurgau
Dieses christliche Milieu findet sich vor allem in Bern und im Thurgau. Dort ist die EDU vergleichsweise stark und stellt in den jeweiligen Kantonsparlamenten eine eigene Fraktion – ist also mit mindestens fünf Parlamentsmitgliedern vertreten.
Das kommt nicht von ungefähr: Bern und Thurgau seien beides Kantone, in denen es besonders viele Freikirchen gebe, sagt Lutz. Und während die Landeskirchen in der Schweiz jedes Jahr sinkende Mitgliederzahlen verzeichnen, bleibt diese Zahl bei den Freikirchen relativ stabil. Die EDU kann daher auf ein kleines, aber relativ konstantes Wählerinnen- und Wählerpotential zurückgreifen.
Die Musik in der Nationalratsfraktion spielt in der SVP und nicht in der EDU.
Auf nationaler Ebene politisiere die vor allem regional verankerte EDU ganz klar im Schatten der SVP, deren Fraktion sie angehört, sagt Lutz. «Als Kleinpartei hat man nicht so viele Möglichkeiten. Man kann allenfalls als Einzelperson Vorstösse einreichen und über die Fraktionsmitgliedschaft in Kommissionen Einsitz nehmen. Aber das bleibt ein bescheidener Einfluss. Die Musik in dieser Fraktion spielt in der SVP und nicht in der EDU.»
Inhaltlich sind wir oft auf gleicher Linie wie die SVP – der Unterschied ist vielleicht eine Stilfrage, die die Kommunikation betrifft.
Inhaltlich könne man sowieso wenig Unterschiede zwischen den beiden Parteien festmachen, viele Positionen seien deckungsgleich, meint der Politologe. Auch der Berner EDU-Nationalrat Andreas Gafner sagt auf die Frage nach dem Unterschied zwischen der SVP und der EDU: «Inhaltlich sind wir oft auf gleicher Linie, es ist vielleicht eine Stilfrage, die die Kommunikation betrifft. Wir sind vielleicht etwas zurückhaltender.»
Die EDU ist – zumindest auf nationaler Ebene – medial wenig präsent. Aufmerksamkeit generiert sie höchstens mit Einzelvorstössen. Zu erwähnen ist etwa ihr Referendum gegen den Eurovision Song Contest in Basel oder eine Petition zum Austritt der Schweiz aus der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Gerade als Kleinpartei sei es sehr wichtig, auch eigene Akzente setzen zu können, ist Gafner überzeugt. «Es ist eine Herausforderung, wenn man als kleine Partei in einer grossen Fraktion eingebettet ist. Da ist es wichtig, dass solche Themen pointiert positioniert werden können, damit man auch wahrgenommen wird.»
Wähleranteil dürfte stabil bleiben
Eigene Akzente setzen – das sei für die konservative, rechts ausgerichtete EDU keine einfache Aufgabe, sagt Lutz. «Die anderen grossen politischen Themen am rechten Rand – das Verhältnis zur EU und die Asyl- und Ausländerpolitik – sind ganz klar von der SVP besetzt. Da kann die EDU kaum auf Kosten der SVP mobilisieren und Wähleranteile gewinnen.»
Dass die EDU noch grosses Wachstumspotenzial habe, glaubt der Politologe deshalb nicht. Und so dürfte die Partei auch für die nächsten Jahre bei ihren stabilen 1,3 Prozent Wählerinnen- und Wähleranteil bleiben.