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Klein- und Kleinstparteien EDU: ein halbes Jahrhundert rechts und religiös

Der Erfolg der Partei findet sich in einem kleinen, aber relativ konstanten Wählerkreis.

24 Jahre nach der Gründung schafft die EDU erstmals den Sprung in den Nationalrat. Seit 2023 ist sie dort mit zwei Mitgliedern vertreten. Die EDU stützt ihre politischen Positionen auf christliche Werte. In ihrer Gesellschafts- und Aussenpolitik ist sie klar konservativ. Sie spricht sich beispielsweise gegen Abtreibung aus und ist EU-kritisch.

Dass sich eine Kleinpartei wie die EDU 50 Jahre am Leben halten könne, das sei schon eine Leistung, sagt Politologe Georg Lutz. «Das ist ein besonderes Phänomen und gelingt kleinen Parteien nur, wenn sie eine Nische besetzen. Der EDU gelingt es in diesem christlichen Milieu. Das sind sehr religiöse Gruppen, die noch häufig in die Kirche gehen.»

Verwurzelt im Kanton Bern und im Thurgau 

Dieses christliche Milieu findet sich vor allem in Bern und im Thurgau. Dort ist die EDU vergleichsweise stark und stellt in den jeweiligen Kantonsparlamenten eine eigene Fraktion – ist also mit mindestens fünf Parlamentsmitgliedern vertreten.

Vor 50 Jahren gegründet

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Eine Gruppe Menschen mit einem Plakat, auf dem steht: «Die Schweiz soll aus der WHO austreten»
Legende: Bei der Übergabe der Petition zum Austritt aus der WHO: Andraes Gafner (3. von links) und Erich Vontobel (5. von links). Keystone/Peter Schneider

Vor 50 Jahren wurde die Eidgenössisch-Demokratische Union EDU gegründet. Es ist eine konservative, evangelikale Kleinpartei, die vor allem Wählerinnen und Wähler aus dem kirchlichen Milieu anspricht. Anders als viele andere Kleinparteien, die mittlerweile von der nationalen Politbühne verschwunden sind, ist die EDU derzeit mit zwei Nationalräten im Bundeshaus vertreten. Andreas Gafner kommt aus dem Kanton Bern und Erich Vontobel aus dem Kanton Zürich.

Das kommt nicht von ungefähr: Bern und Thurgau seien beides Kantone, in denen es besonders viele Freikirchen gebe, sagt Lutz. Und während die Landeskirchen in der Schweiz jedes Jahr sinkende Mitgliederzahlen verzeichnen, bleibt diese Zahl bei den Freikirchen relativ stabil. Die EDU kann daher auf ein kleines, aber relativ konstantes Wählerinnen- und Wählerpotential zurückgreifen.

Die Musik in der Nationalratsfraktion spielt in der SVP und nicht in der EDU.
Autor: Georg Lutz Politologe

Auf nationaler Ebene politisiere die vor allem regional verankerte EDU ganz klar im Schatten der SVP, deren Fraktion sie angehört, sagt Lutz. «Als Kleinpartei hat man nicht so viele Möglichkeiten. Man kann allenfalls als Einzelperson Vorstösse einreichen und über die Fraktionsmitgliedschaft in Kommissionen Einsitz nehmen. Aber das bleibt ein bescheidener Einfluss. Die Musik in dieser Fraktion spielt in der SVP und nicht in der EDU.»

Inhaltlich sind wir oft auf gleicher Linie wie die SVP – der Unterschied ist vielleicht eine Stilfrage, die die Kommunikation betrifft.
Autor: Andreas Gafner EDU-Nationalrat aus dem Kanton Bern

Inhaltlich könne man sowieso wenig Unterschiede zwischen den beiden Parteien festmachen, viele Positionen seien deckungsgleich, meint der Politologe. Auch der Berner EDU-Nationalrat Andreas Gafner sagt auf die Frage nach dem Unterschied zwischen der SVP und der EDU: «Inhaltlich sind wir oft auf gleicher Linie, es ist vielleicht eine Stilfrage, die die Kommunikation betrifft. Wir sind vielleicht etwas zurückhaltender.»

Screenshot von der EDU-Website mit dem Hinweis auf die Jubiläumsveranstaltung in Huttwil
Legende: Die Eidgenössisch-Demokratische Union feiert ihr 50-jähriges Bestehen am Samstag in Huttwil. Screenshot/www.edu-schweiz.ch

Die EDU ist – zumindest auf nationaler Ebene – medial wenig präsent. Aufmerksamkeit generiert sie höchstens mit Einzelvorstössen. Zu erwähnen ist etwa ihr Referendum gegen den Eurovision Song Contest in Basel oder eine Petition zum Austritt der Schweiz aus der Welt­gesundheits­organisation WHO.

Gerade als Kleinpartei sei es sehr wichtig, auch eigene Akzente setzen zu können, ist Gafner überzeugt. «Es ist eine Herausforderung, wenn man als kleine Partei in einer grossen Fraktion eingebettet ist. Da ist es wichtig, dass solche Themen pointiert positioniert werden können, damit man auch wahrgenommen wird.»

 Wähleranteil dürfte stabil bleiben

Eigene Akzente setzen – das sei für die konservative, rechts ausgerichtete EDU keine einfache Aufgabe, sagt Lutz. «Die anderen grossen politischen Themen am rechten Rand – das Verhältnis zur EU und die Asyl- und Ausländerpolitik – sind ganz klar von der SVP besetzt. Da kann die EDU kaum auf Kosten der SVP mobilisieren und Wähleranteile gewinnen.»

Dass die EDU noch grosses Wachstumspotenzial habe, glaubt der Politologe deshalb nicht. Und so dürfte die Partei auch für die nächsten Jahre bei ihren stabilen 1,3 Prozent Wählerinnen- und Wähleranteil bleiben.

Rendez-vous, 15.5.2025, 12:30 Uhr;weds

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